Emmerich Scharfe Kritik an Deichverband

Emmerich · Überraschend scharf hat der ehemalige Reeser Stadtdirektor Gerd Klinkhammer in einem Brief den Deichverband Bislich-Landesgrenze kritisiert. "Wollen die Vertragspartner des Lohrwardtvertrages vom 28.1.1998 (Land, Deichschau Haffen-Mehr, Stadt Rees und die Fa. Hülskens) ihre Glaubwürdigkeit gefährden?" hat Ex-Stadtdirektor Gerd Klinkhammer seinen dreiseitigen Brief überschrieben, darin schreibt er:

"Am Mittwoch habe ich mich nach Abschluss der beeindruckenden Veranstaltung des Deichverbandes Bislich Landesgrenze bei dem Deichgräfen Herrn Scheers bedankt und meine Anerkennung für sein standfestes Auftreten bei der Neugründung des Verbandes ausgedrückt.

Auf meine Nachfrage zur Entwicklung in Reckerfeld erklärte zu meiner großen Enttäuschung der Deichgräf, dass der Deichverband nunmehr eine ackergerechte Verfüllung nicht mehr einfordern wolle, da die vom Lohrwahrdtpolder betroffenen Landwirte wegen der zufriedenstellenden Entschädigung keine Option für die Reckerfeldflächen hätten. Es sei auch nicht zu vertreten, dass der neue Ringdeich wieder beseitigt werde, vielmehr sollte in Ergänzung zum Lohrwardtpolder in diesem Gebiet ein Notüberflutungspolder errichtet werden, wobei die geringere Verfüllung weder eine Ackernutzung noch eine wirtschaftliche sonstige Nutzung zulasse.

Ich habe ihm erklärt, dass der Deichverband mit dieser Zielrichtung in Rees sehr an Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit verlieren werde. Durch die Deichbaumaßnahmen ginge insbesondere in Haffen-Mehr mehr als 100 Hektar Ackerflächen verloren, die nunmehr Eigentümern und Pächtern in diesem Gebiet fehlten, so dass über den engen Kreis der Polderlandwirte weitere Landwirte auf diese Flächen angewiesen seien. Die Bemessung des Polders und der Rückbau des Ringdeiches einschließlich der Verfüllung des Reckerfeld seien vom Land und Hülskens sorgfältig berechnet und wirtschaftlich kalkuliert worden, daher gebe es keinen Grund für eine Änderung. Wie will denn auch der Verband dem Bürger Vertrauen in die Sicherheit seiner Deiche vermitteln, wenn er noch vor Beginnen der Polderarbeiten diese für nicht ausreichend hält?

Es stellt sich die Frage, ob nach Abschluss des Poldervertrages Ereignisse eingetreten sind, die eine Änderung verlangen. Die Hochwassergefahr ist in der Zeit danach nicht kleiner, aber auch nicht größer geworden. Wobei ein letztes Restrisiko auch bei weiteren Poldern nicht ausgeschlossen werden kann. Positiv ist jedoch zu berücksichtigen, dass nach dem Poldervertrag die Planungsentscheidung für einen weiteren Sommerdeichpolder zwischen dem alten Deich und dem neuen Deich gefallen ist, eine gute Entwicklung, die ich übrigens vor ca. 13 Jahren anlässlich der Diskussion über Sommerdeichpolder in Reeserwardt vorgeschlagen habe.

Weiterhin hat die Stadt Rees die Flutungsmöglichkeit des Reeser Meeres bis zu einer Höhe von 15 m NN eingeplant und damit Flutungsvolumen von mehr als 1,5 Mill. cbm ermöglicht. Schließlich hat der Deichverband Rees-Löwenberg mit Zustimmung der Stadt Rees bei der Deichplanung Bienen-Praest mit einer erheblichen Rückverlegung des neuen Deiches bis an die B 8 weiteren zusätzlichen Retentionsraum eingeplant.

Jeder dieser Stauräume dürfte mehr Volumen vorhalten, als dies im Reckerfeld möglich wäre. Wenn jedoch im Reckerfeld ein weiterer Stauraum geschaffen werden sollte, könnte man das auch mit einer ackerfähigen Verfüllung erreichen, weil bei einem Notüberlaufpolder ohnehin nur mit einer Flutung nach jeweils 20 bis 30 Jahren gerechnet wird. Wenn der Ringdeich also erhalten werden sollte, müsste der Lohrwardtpolderdeich in diesem Bereich nur ca. 80 m zurückverlegt werden, um die vertraglich zugesicherte Ackerfläche zu erreichen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort