Emmerich Rückendeckung für Muslim als König

Emmerich · Der Fall Mithat Gedik weckt Erinnerungen bei den Michaelschützen an einen Fall vor über zehn Jahren.

 Erdal Taskiran ist Yezide und sagt: "Ich wäre enttäuscht, wenn man mich wegen meines Glaubens nicht in einen Verein aufnehmen würde."

Erdal Taskiran ist Yezide und sagt: "Ich wäre enttäuscht, wenn man mich wegen meines Glaubens nicht in einen Verein aufnehmen würde."

Foto: MVO

Mithat Gedik ist momentan wohl der bekannteste Schützenkönig Deutschlands. Die Freude kannte keine Grenzen, als er im westfälischen Werl zum Schützenkönig gekürt wurde. Doch dann monierten Kritiker, ein Muslim könne laut Vereinssatzung nicht König sein.

 Thomas Reintjes (stehend) von den Sebastianern wird das Thema vermutlich erst nach dem Schützenfest am Wochenende ansprechen.

Thomas Reintjes (stehend) von den Sebastianern wird das Thema vermutlich erst nach dem Schützenfest am Wochenende ansprechen.

Foto: Archiv

Gedik sollte aus Sicht des Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS), dem christlich geprägtem Dachverband der Schützen, als Schützenkönig zurücktreten.

Nach langem hin und her ruderte der BHDS am Mittwoch dann allerdings zurück. Als Ausdruck von Respekt und Integration würden "ausnahmsweise" keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft erhoben. Am Bezirkskönigsschießen dürfe er allerdings nicht teilnehmen.

Der " Fall Gedik" weckt bei Jochen Spiertz, Brudermeister der St.-Michael-Schützenbruderschaft Oberhüthum alte Erinnerungen. Er erzählt: "Vor über zehn Jahren haben wir exakt den gleichen Fall gehabt, als ein Muslim und weitere Schützenbrüder aus seinem Zug auf den König schießen wollten. Obwohl wir auch ein christlicher Verein sind, hatten wir ihm für den Fall der Fälle absolute Rückendeckung zugesagt." Spiertz weiter: "Allerdings haben wir ihm auch sofort klar gemacht, dass er als König dann nicht am Bezirkskönigschießen oder an Wettkämpfen auf Bundesebene teilnehmen darf. Nach längerer Überlegung hat der Schützenbruder dann doch nicht auf den Vogel geschossen."

Erdal Taskiran, Abwehrspieler beim SV Vrasselt, hat für das anfängliche Verhalten des BHDS kein Verständnis. "Ich bin der Meinung, dass ein Schützenfest eher etwas mit Geselligkeit zu tun hat als mit irgendwelchen Religionen. Dass ein Nicht-Christ kein König werden darf, ist mir neu gewesen. Meiner Meinung nach hätte man ihn erst gar nicht aufnehmen dürfen oder ihm vor dem Vereinseintritt ausdrücklich sagen sollen, dass er nicht schießen darf. Dann wäre diese Diskussion wohl nie entstanden."

Ob diese Bindung an die Religion etwas damit zu tun hat, dass Emmericher mit Migrationshintergrund fast gar nicht in Schützenvereinen zu finden sind? Warum das allgemeine Interesse von Muslimen am Schützenbrauchtum so gering ist, kann sich Taskiran nicht erklären. Aber für den Emmericher ist klar: "Ich bin selbst Yezide und somit kein Christ und wäre furchtbar enttäuscht, wenn man mich wegen meines Glaubens nicht in einen Verein aufnehmen würde."

Ist der Fall Gedik Anlass für die Bruderschaften, über ihre Satzungen nachzudenken? Spontan fällt einem dazu die Sebastian-Schützenbruderschaft ein. Sie feiert am Wochenende Schützenfest - und sie hat gerade erst mit der alten Regel aufgeräumt, dass Frauen nicht auf den Holzvogel schießen dürfen.

Doch die Sebastianer halten sich erst einmal bedeckt. "Ich konnte bisher mit unserem Vorstand noch nicht über dieses Thema sprechen. Bekanntlich haben wir ja am Wochenende Schützenfest und daher bitte ich um Verständnis, dass wir uns erst nach dem Schützenfest mit diesem Thema auseinander setzen können", erklärte Direktor Thomas Reintjes auf Anfrage der Rheinischen Post.

In der Vereinssatzung der Sebastianer findet sich unter "§ 2 Wesen und Aufgabe" jedoch schon eine klare Gliederung: "Mitglieder der Schützenbruderschaft verpflichten sich zum Bekenntnis des Glaubens durch Eintreten für die katholischen Glaubensgrundsätze und deren Verwirklichung. Im Geiste der Ökumene haben die Mitglieder anderer christlicher Konfessionen in der Bruderschaft die gleichen Rechte und Pflichten."

Man darf gespannt sein, inwiefern das Thema Mithat Gedik die insgesamt sieben Schützenbruderschaften in Emmerich eventuell zum Umdenken bezüglich ihrer Vereinssatzung anregt.

(flot)
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