Jahresrückblick 2021 Das war das Jahr in Rees

REES · Für die RP war unser Autor Michael Scholten in diesem Jahr für viele Geschichten unterwegs. Er blickt auf die zurück, die ihm am stärksten im Gedächtnis blieben.

 Sehr beliebt sind die „Rääße Sackendräger“, die der Verkehrs- und Verschönerungsverein im September der Öffentlichkeit übergab. Die 20.000 Euro teuren „Alltagsmenschen“ aus dem Atelier der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner sind den Tagelöhnern nachempfunden, die einst die Rheinschiffe beluden und löschten.

Sehr beliebt sind die „Rääße Sackendräger“, die der Verkehrs- und Verschönerungsverein im September der Öffentlichkeit übergab. Die 20.000 Euro teuren „Alltagsmenschen“ aus dem Atelier der Künstlerinnen Christel und Laura Lechner sind den Tagelöhnern nachempfunden, die einst die Rheinschiffe beluden und löschten.

Foto: Michael Scholten

Corona & Omikron Im zweiten Jahr in Folge bestimmte Corona das Leben in Rees und den Ortsteilen: Die Rosenmontagszüge wurden abgesagt, ebenso alle Schützenfeste, Stadtfeste, Kirmeswochenenden und Weihnachtsmärkte. Konjunktur hatten dagegen die Corona-Testzentren und die Arztpraxen, in denen die Erst- und Zweitimpfungen verabreicht wurden. Dabei blieb das Infektionsgeschehen in Rees bis zum Herbst eher unauffällig und lag meist unter dem Kreis Klever Schnitt. Erst im letzten Quartal stiegen die Zahlen sprunghaft an: Allein im November registrierte das Ordnungsamt ein Fünftel aller Fälle, die seit Beginn der Pandemie in Rees gezählt worden waren. Auch die ersten Fälle der Omikron-Variante im Kreis Kleve traten ausgerechnet in Rees auf. Zur Sicherheit schloss die Stadtverwaltung alle Turnhallen für den Vereins- und Wettkampfsport. Parallel wurde, in Kooperation mit örtlichen Arztpraxen, zum Impfen und Boostern aufgerufen. Öffentliche Angebote wurden gut angenommen. Vereinzelt regte sich aber auch Widerstand: Impfgegner beschrieben im Herbst die Wände entlang der Rheinpromenade mit Anti-Impf-Sprüchen oder riefen zum Protestspaziergang durch die Innenstadt auf. 

(Wiesen-) Kultur 25 Veranstaltungen in 17 Tagen: Während in den Kreisen Kleve und Wesel die Kultur im ersten Halbjahr fast vollständig zum Erliegen kam, bot die Stadt Rees bei der Reeser Wiesenkultur vom 30. April bis 16. März Kabarett, Konzerte und Autokino für die Insassen von bis zu 94 Fahrzeugen. „Nach mehr als einem Jahr Kulturfasten waren die Künstler und das Publikum gleichermaßen dankbar für ein Angebot wie die Reeser Wiesenkultur“, lobte Mitveranstalter Bruno Schmitz vom Kulturbüro Niederrhein die Vorreiterrolle der Stadt Rees. Im Juli lockte dann das „Sommerkino“ circa 250 geimpfte, getestete oder genesene Zuschauer auf den Marktplatz, später folgte die gutbesuchte Reihe der „Marktkonzerte“. Auch im Bürgerhaus flackerte das kulturelle Leben im zweiten Halbjahr wieder auf, zum Beispiel durch Konzerte in der „Reeserviert“-Reihe und Kabarett mit Ludger Kazmierczak, Kai Magnus Sting und Herbert Knebel. Das Museum Koenraad Bosman lockte endlich wieder mit Ausstellungen, etwa von Sigurt Gottwein.

 Einst Allkauf, dann Divi und Real, jetzt Kaufland: Am 18. September schloss am Grüttweg der Verbrauchermarkt Real, um schon am 22. September als Kaufland wieder zu öffnen.

Einst Allkauf, dann Divi und Real, jetzt Kaufland: Am 18. September schloss am Grüttweg der Verbrauchermarkt Real, um schon am 22. September als Kaufland wieder zu öffnen.

Foto: balser

Bauprojekte Das Niag-Gelände liegt seit den Abbrucharbeiten im Frühjahr 2020 brach, auf dem Postgelände tut sich seit dem Tod des Investors im März 2021 nichts mehr. 2022 sollen aber die Bauarbeiten für das geplante Stadtgarten-Quartier beginnen, sagt die Stadt Rees. Dafür haben die Bauarbeiten für das bislang einzige Krematorium im Kreis Kleve begonnen. Am Grüttweg will der niederländische Investor bereits ab Mai 2022 seine Dienste anbieten. Pro Jahr sind circa 1200 Einäscherungen geplant. Die Wiedereröffnung des benachbarten Freibades verzögert sich weiter: Auch nach mehreren europaweiten Ausschreibung hat sich kein Unternehmer gemeldet, der den Reesern ein Freibad baut. Bessere Nachrichten gibt es für die Sportplätze: An der Ebentalstraße ist der neue Kunstrasenplatz nach dreimonatiger Arbeit bespielbar. Eine Baustelle bleibt die eingezäunte Reeser Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt: 2021 standen das „Erkunden, Probieren und Mustern“ im Vordergrund, sagt Pfarrer Michael Eiden. Wann mit der Sanierung der Fassadenschäden begonnen werden kann, ist ungewiss. Weitgehend abgeschlossen sind dagegen die Kanalarbeiten in Haffen, die eine mehrwöchige Sperrung der Deichstraße im Ortskern verursachte.

 Die Töchter vom heiligen Kreuz kündigten ihren Abschied an: Spätestens zum Jahresende 2022 ziehen die derzeit 34 Ordensschwestern der Klosteranlage Haus Aspel in ein Seniorenheim in Stolberg-Venwegen, das dem ehemaligen Mutterhaus der Christenserinnen angeschlossen ist. Die Zukunft von Haus Aspel bleibt ungewiss: Bis jetzt hat sich kein Investor für die Anlage gefunden, die 1851 von den Töchtern vom heiligen Kreuz gekauft und großzügig ausgebaut wurde.

Die Töchter vom heiligen Kreuz kündigten ihren Abschied an: Spätestens zum Jahresende 2022 ziehen die derzeit 34 Ordensschwestern der Klosteranlage Haus Aspel in ein Seniorenheim in Stolberg-Venwegen, das dem ehemaligen Mutterhaus der Christenserinnen angeschlossen ist. Die Zukunft von Haus Aspel bleibt ungewiss: Bis jetzt hat sich kein Investor für die Anlage gefunden, die 1851 von den Töchtern vom heiligen Kreuz gekauft und großzügig ausgebaut wurde.

Foto: Michael Scholten

Außerdem Es war sicherlich nicht die letzte britische Fliegerbombe, die am 3. Februar entlang der Betuwe-Gleisbaustelle in Haldern gefunden wurde. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst konnte sich der fünf Zentner schweren Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg erst widmen, nachdem die Anwohner in einem Radius von 250 Metern um den Fundort evakuiert waren. Betroffen war in erster Linie die Orffstraße. Da Bahnstrecken im Jahr 1945 zu den bevorzugten Zielen gehörten, gehen Experten davon aus, dass durch den Ausbau der Betuwe-Linie noch so manche Fliegerbombe für Probleme sorgen wird.

 An ein reguläres Haldern-Pop-Festival mit 7000 Besuchern war im August 2021 allerdings nicht zu denken. Und so tüftelte das kreative Team ein Konzept für ein verkleinertes „Haldern Pop Festival“ aus, bei dem jeweils wenige Zuschauer einem Kleinkonzert an wechselnden Orten lauschten. Die Idee kam gut an und wurde mehrfach prämiert: Zuletzt mit dem Heimatpreis des Kreises Kleve. 

An ein reguläres Haldern-Pop-Festival mit 7000 Besuchern war im August 2021 allerdings nicht zu denken. Und so tüftelte das kreative Team ein Konzept für ein verkleinertes „Haldern Pop Festival“ aus, bei dem jeweils wenige Zuschauer einem Kleinkonzert an wechselnden Orten lauschten. Die Idee kam gut an und wurde mehrfach prämiert: Zuletzt mit dem Heimatpreis des Kreises Kleve. 

Foto: C.Buckstegen/HaldernPop/Christoph Buckstegen

Der Ortsteil Bienen erhielt ein neues Denkmal: Im Juli kehrte der „grüne Hund“ auf den Deich zwischen Bienen und Praest zurück. Nach der Deichverlegung und dem Neubau des Deichdurchlasses wurde die alte Schleuse abgerissen. Die Heimatfreunde Bienen sicherten die Zahnradmechanik und bauten sie am alten Standort wieder auf.

 Im August und September stellte der Reeser Bauhof insgesamt 16 rote Mitfahrbänke samt Anzeigetafel im Stadtgebiet auf. Die Idee, dass registrierte Fahrer die auf den Bänken sitzenden Mitfahrwilligen im Auto mitnehmen, ist bislang nicht aufgegangen: Corona und die Angst vor Fremden machen dem umweltfreundlichen Konzept, das den löchrigen Nahverkehr auf dem Land ergänzen soll, vorerst einen Strich durch die Rechnung.

Im August und September stellte der Reeser Bauhof insgesamt 16 rote Mitfahrbänke samt Anzeigetafel im Stadtgebiet auf. Die Idee, dass registrierte Fahrer die auf den Bänken sitzenden Mitfahrwilligen im Auto mitnehmen, ist bislang nicht aufgegangen: Corona und die Angst vor Fremden machen dem umweltfreundlichen Konzept, das den löchrigen Nahverkehr auf dem Land ergänzen soll, vorerst einen Strich durch die Rechnung.

Foto: Michael Scholten

In Mehr wurde derweil das 1964 erbaute Deichmahnmal für den „Tag des offenen Denkmals“ saniert. Dieter von Levetzow, Jahrgang 1925, der vor fast 60 Jahren das Mahnmal aus Muschelkalk geschaffen hatte, stand bei der Maßnahme mit Rat und Tat zur Seite.

 Der Schrecken war groß, als am 7. September bei Abrissarbeiten in Millingen ein Bagger umkippte. Die Löschzüge Rees, Millingen und Bienen rückten aus, um den vermeintlich eingeklemmten Baggerfahrer zu befreien. Dieser war aber schon aus eigener Kraft aus der Kabine geklettert. Schweres Gerät brachte den Bagger wieder zum Stehen.

Der Schrecken war groß, als am 7. September bei Abrissarbeiten in Millingen ein Bagger umkippte. Die Löschzüge Rees, Millingen und Bienen rückten aus, um den vermeintlich eingeklemmten Baggerfahrer zu befreien. Dieser war aber schon aus eigener Kraft aus der Kabine geklettert. Schweres Gerät brachte den Bagger wieder zum Stehen.

Foto: Michael Scholten

Carsten W. Franken nahm im Januar Abschied von den Gemeinden Rees, Millingen und Haldern. Als der aus Wesel stammende Geistliche im Sommer 2016 nach Rees kam, sollte er nur neun Monate als Vertretung bleiben. Daraus wurden vier Jahre und sieben Monate. Franken wechselte zur Pfarrei St. Reinhildis in Hörstel im Kreis Steinfurt.

Denise Weiberg feierte mit einem Freiluftgottesdienst auf dem Lindenplatz in Haldern ihre Ordination. Sie arbeitet seit Oktober 2020 als Pfarrerin im Probedienst für die evangelischen Kirchengemeinden in Rees und Haldern, übernimmt aber auch Aufgaben in den Gemeinden Isselburg und Millingen.

Herbert Kosel Die Realschule Rees verabschiedete im Mai ihren Hausmeister mit Geschenken und vielen lobenden Worten in den Ruhestand. Der gebürtige Mehrhooger lebt seit 1972 in Haldern und engagiert sich dort bis heute ehrenamtlich. 

Helmut Scholl ist neuer Betreiber des Sport- und Freizeitcenters heißt Helmut Scholl. Nach dem Tod von Gastronom Volker Kullmann verkauften Witwe Annelie und Tochter Bianca Kullmann die Anlage an einen niederländischen Investor. Dieser verpachtete sie an Scholl, der sein Halderner Fitnessstudio zum Oktober an den Groiner Kirchweg verlegte und weitere Studios in Kalkar, Hamminkeln und Uedem betreibt. 

Ann-Kathrin Terstegge wurde im Oktober von der pro homine als neue Einrichtungsleiterin im Agnes-Heim vorgestellt. Die Empelerin ist gelernte Altenpflegerin mit zwei Studienabschlüssen und folgte auf Norman Marquardt, der zum Seniorenheim St. Christophorus in Voerde-Friedrichsfeld zurückkehrte.

Heinz Belting nahm 60 Jahre nach seiner Meisterprüfung bei einer Feierstunde den Diamantenen Meisterbrief entgegen. Bereits im November 2019 hatte der Augenoptikermeister den Diamantenen Meisterbrief der Uhrmacher-Innung erhalten.

Metzgermeister Hermann Voß starb am 30. November im Alter von 93 Jahren. Mit ihm verlor die Stadt Rees einen ihrer aktivsten Heimatforscher. Sein Erbe lebt in vielen Publikationen und Platt-Wörterbüchern fort. Die Metzgerei Voß, die einst von Hermann Voß‘ Großeltern gegründet und in den 80er-Jahren von Sohn Ernst-August übernommen wurde, schloss am 31. Juli nach 124 Jahren und vier Generationen.

Blaz und Katja Sarcevic sagten nach 41 Jahren sagten am 23. Dezember „Tschüß“ zu ihren Stammkunden des Balkanstübchen. Das Imbissrestaurant in der Neustraße hat ab Januar 2022 eine neue Besitzerin: die Kroatin Ana Delic, die seit 15 Jahren auch Pächterin des Restaurants Jonkhans in Millingen ist.

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