Emmerich Reitermord: Rätselhafte Attacke mit dem Messer

Emmerich · Gestern stand beim Prozess um den Auftragsmord an einer jungen Pferdewirtin ein seltsamer Vorfall im Blickpunkt: Es hatte bereits früher einen tätlichen Angriff gegeben, der aber nicht verfolgt wurde.

 Der Prozess findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt, die Angeklagten sitzen abgetrennt hinter einer Glasscheibe.

Der Prozess findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt, die Angeklagten sitzen abgetrennt hinter einer Glasscheibe.

Foto: Robertz

Ein ganz besonderer Vorfall im Umfeld des Auftragsmordes an einer jungen Pferdewirtin stand gestern beim Prozess in Berlin im Blickpunkt: die Messerattacke der Mutter von Reiter Robin H.. Sie versuchte, die damalige Freundin zu erstechen. Der Versuch scheiterte. Wie berichtet, soll die Mutter mit ihrem Sohn ein Mordkomplott geplant haben, um die Lebensversicherung der jungen Frau zu kassieren. Sie müssen sich mit drei weiteren Angeklagten derzeit vor Gericht verantworten.

Emmerich: Reitermord: Rätselhafte Attacke mit dem Messer
Foto: Robertz

Viele verwundert, dass die Messerattacke nie richtig weiter verfolgt wurde. Daher wurden gestern die drei Polizisten befragt, die den Fall bearbeitet hatten. Ein Polizeibeamter berichtete, dass er am 9. April 2012 ins Krankenhaus gekommen war, weil eine Person mit Stichverletzungen gemeldet worden war.

Der Zeuge sagte aus, die Mutter hätte sich gleich als Täterin zu erkennen gegeben, sich aber nicht konkret an den Tatvorgang erinnern können. Später habe ihm das Opfer die Ereignisse folgendermaßen geschildert: Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee soll die Mutter die junge Frau ganz unerwartet von hinten mit einem Küchenmesser in den Rücken gestochen haben. Sie soll sich auf die Pferdewirtin gesetzt und gesagt haben: "Ich muss es tun. Ich kann nicht anders."

Die junge Frau wehrte sich und hatte die 56-jährige Frau irgendwann wieder unter Kontrolle bekommen. Auf ihren Anruf hin kam ihr Freund Robin H. und begleitete die beiden Frauen in das Krankenhaus. Der Polizeibeamte sagte aus, die Mutter hätte im Krankenhaus auf ihn nicht verwirrt gewirkt, obwohl sie keine Erinnerung mehr hatte. Auch war ihm nicht bekannt, dass sie Medikamente nehme oder in psychischer Behandlung sei.

Sie selber habe jedoch von einer Panikattacke gesprochen, so der Polizeibeamte, und dass sie seit dem Tod ihres Mannes Probleme mit sich selbst hätte. Der Anwalt der Eltern des Opfers hakte nach, warum der Polizist nicht nach einem Tatmotiv gefragt habe. Der Polizeibeamte sah die psychischen Probleme als Ursache für die Attacke.

Als zweiter Zeuge war der Beamte geladen, der nachts die Spurensicherung am Tatort durchgeführt hatte. Auch auf ihn hatte die Mutter keinen verwirrten Eindruck gemacht. Sie habe ihn mit den Worten "Ich bin die Täterin" direkt begrüßt, so der Beamte. Der dritte Polizist hatte sich um die weitere Bearbeitung des Vorgangs gekümmert. Circa drei Wochen nach der Messerattacke lud er sowohl das Opfer als auch Robin H. vor, um mit ihnen über den Tatvorgang zu reden. Laut des Beamten habe die junge Frau sich die Sache nicht erklären können, da vorher nichts Schwerwiegendes vorgefallen sei.

Danach soll die Pferdewirtin den Kontakt zu der Mutter komplett abgebrochen haben und zog wieder zu ihren Eltern nach Berlin. Mit Robin H. war sie aber nach wie vor zusammen. Der war lange Mitglied beim RV Rhede und ritt auch auf Turnieren in Töven und Emmerich.

Diese Liebe hatte offenbar fatale Folgen. Denn Robin H. soll wenig später über seine neue Freundin einen Auftragsmörder engagiert haben, der die junge Frau erdrosselte.

(RP/rl)
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