Stella Scholaja aus Rees TV-Auftritt beeindruckt kroatische Jury

Rees · Stella Scholaja ist bei der kroatischen Version der Erfolgsshow „Supertalent“ aufgetreten. Dabei wurden auch Szenen aus Rees gezeigt. Der von ihr geschriebene und vorgetragene Song hat einen traurigen familiären Hintergrund.

 Stella Scholaja bei ihrem Auftritt im kroatsichen Fernsehen.

Stella Scholaja bei ihrem Auftritt im kroatsichen Fernsehen.

Foto: Nova TV

Wenn bei Familie Scholaja das Telefon klingelt, dann zeigt das Display seit dem Wochenende besonders oft die kroatische Landesvorwahl +385 an. Journalisten vieler kroatischer Zeitungen und Magazine wollen mit Stella sprechen. Die Sängerin, die im Sommer 2018 ihr Abitur am Gymnasium Aspel machte, ist im Heimatland ihrer Eltern schlagartig bekannt geworden. Grund dafür ist ihr Auftritt in der kroatischen Version der Erfolgsshow „Supertalent“ auf dem Privatsender Nova-TV am Samstag letzter Woche.

Die 15 Minuten, die seit Sonntag auch im Internet kursieren, waren höchst emotional und tränenreich. Mehrfach wurden die Eltern, Toni und Gordana Scholaja, mit feuchten Augen gezeigt, während ihre Tochter in kroatischer Sprache sang und sprach. Die Emotionalität rührte nicht von Stellas seltener und derzeit nicht heilbarer Muskelkrankheit (die RP berichtete), sondern von dem Hintergrund ihres selbstgeschriebenen Liedes: „Der Patensohn meines Vaters ist mit 25 Jahren an Krebs gestorben, kurz bevor er heiraten wollte“, erklärt Stella. „Mein Vater hat mich gebeten, ein Lied für die trauernde Familie zu schreiben. Sie saß auch im Publikum, als ich ,Only Heaven Knows’ im Fernsehstudio gesungen habe.“

Die vier Juroren der Show, Martina Tomčić, Maja Šuput, Davor Bilman und Janko Popović Volarić, waren tief beeindruckt von Stellas Darbietung, aber auch von ihrer Schilderung des Familienschicksals. Auch das Studiopublikum in Zagreb verfolgte gebannt den Auftritt, der bereits im Juni aufgezeichnet wurde. „Das war eine ereignisreiche Woche, in der ich außerdem ein Konzert im Weseler Kulturspielhaus Scala hatte“, sagt Stella, die sich regulär mit einem Video und einem ausgefüllten Fragebogen beim Fernsehsender beworben hatte.

„In Zagreb war es 40 Grad warm, und ich habe in meinem Rollkragenpullover geschwitzt, weil wir in Deutschland ja immer meinen, es wird eh kälter, als man denkt“, lacht Stella. Mit ihrer Familie traf sie um acht Uhr morgens im Studio ein, die Showbühne betrat sie erst gegen Mittag. Der Auftritt wurde um längere Interviews und um private Filmszenen aus Stellas Kindheit, zum Beispiel beim Spielen an der Reeser Rheinpromenade, ergänzt.

Die Reise nach Zagreb sollte sich lohnen: Alle vier Juroren stimmten mit „Ja“, nun wird Stella im November bei einer Live-Show mit einem weiteren eigenen Lied um den Einzug ins Finale kämpfen. Welcher Titel das ist und in welcher Sprache sie singt, bleibt noch geheim: „Es war eher eine Ausnahme, dass ich auf Kroatisch gesungen habe, aber in dieser Situation fühlte sich die Sprache besonders authentisch an“, sagt die Reeserin, die fließend Deutsch, Englisch, Kroatisch und Französisch beherrscht.

An den aktuellen Berichten in kroatischen Medien gefällt Stella Scholaja, dass sie sich auf ihren Musiktitel konzentrieren und ihre Muskeldystrophie in den Hintergrund rückt. In Deutschland sorgte Stellas Geschichte seit 2016 immer wieder für Aufsehen: Der WDR, Sat.1 und RTL sowie überregionale und lokale Zeitungen berichteten mehrfach über die 19-Jährige, die mit Erlösen aus ihrer Musik eine Stammzellentherapie in Thailand finanzierte.

Nach dem Einser-Abitur schrieb sich Stella für ein Fernstudium der Philosophie ein, das sie seither stark einspannt, aber dennoch Zeit für Musikprojekte und Konzerte lässt. „Es geht mir gut, soweit“, sagt Stella auf die Frage nach ihrer Gesundheit: „Ich bin positiv gestimmt. Ich rege mich nicht auf über Dinge, die ich nicht ändern kann, und mache Dinge, die ich ändern kann.“ Wenn sich aus der „Supertalent“-Show bald Auftritte oder gar eine Tournee durch Kroatien ergeben könnten, würde Stella diese Chance nutzen und auf Zeit in Zagreb wohnen wollen.

Ihre Heimat bleibt aber Rees: „Hier fühle ich mich wohl, hier bin ich aufgewachsen. Ich habe nicht den Drang, in eine große Stadt  zu ziehen und alle Menschen in meinem Leben auszutauschen. Ich mag die Menschen, die ich kenne, ich mag mein Zimmer, unseren Garten und unsere Haustiere.“ Und natürlich mag sie die Musik. Ein neues Album ist in Arbeit. 

(Michael Scholten )
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