Rees Reeser Welle: Neues Verfahren nötig

Rees · Die Entscheidung des Reeser Rates, städtische Wege im Abgrabungsgebiet in Esserden nicht an die Kiesfirmen zu veräußern, hat Konsequenzen: Der Kreis Kleve verlangt ein neues Antragsverfahren und neue Gutachten.

 Blick auf die Wardstraße, die am geplanten Abgrabungsgebiet entlangführt.

Blick auf die Wardstraße, die am geplanten Abgrabungsgebiet entlangführt.

Foto: Markus van Offern

Es geht eigentlich nur um zwei Feldwege - knapp 3200 Quadratmeter, die bei einer Gesamtfläche von gut 94 Hektar fast kaum auffallen. Doch für das riesige Abgrabungsprojekt "Reeser Welle" vor den Toren Esserdens hat dieses an sich kleine Fleckchen Land große Konsequenzen, denn es dürfte zumindest für eine weitere, monatelange Verzögerung bei der Umsetzung des Vorhabens sorgen: Wie der Kreis Kleve der Rheinischen Post am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte, müssen die beteiligten Kiesunternehmen Holemans aus Rees und Hülskens aus Wesel ein neues Antragsverfahren für die Auskiesung in Gang setzen und zudem auch ein neues hydrogeologisches Gutachten vorlegen.

Hintergrund: Ende Februar hatte der Reeser Rat mehrheitlich sein Einverständnis verweigert, die beiden im Auskiesungsgebiet liegenden Feldwege den Kiesfirmen zu veräußern. Holemans und Hülskens hatten darauf reagiert und angekündigt, nun eben um die Feldwege herum auszukiesen. Bei den Unternehmen war man offenbar davon ausgegangen, die neue Planung mit einem relativ unbürokratischen Weg, dem so genannten Deckblattverfahren, weiterführen zu können, die keinen größeren zeitlichen Verlust bedeutet hätte.

Doch der Kreis Kleve als Genehmigungsbehörde sieht in den neuen Plänen eine "wesentliche Änderung" und damit den Grund für ein neues Antragsverfahren. Außerdem müssen die beiden Unternehmen ein neues hydrogeologisches Gutachten vorlegen. Somit sei auch eine erneute Beteiligung und eine erneute Offenlage der Antragsplanung erforderlich, die zeitlich momentan noch nicht absehbar sei, aber voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte erfolgen werde.

Dass das ganze Verfahren momentan ruht und jetzt komplett neu aufgerollt werden muss, hat nicht nur formale Gründe: Die "wesentliche Änderung", die der Kreis erkannt hat, liegt in den neuen Voraussetzungen für den Hochwasserschutz begründet, die durch den Wegfall der beiden Feldwege für die Ausgrabung verursacht werden. Denn obwohl beide Wege nicht sonderlich lang sind, stellen sie nun ein Hindernis für die Pläne der Kiesfirmen dar.

Das hängt mit der so genannten Dichtschürze, die gewissermaßen als Barriere vor Hoch- und Qualmwasser fungieren soll, zusammen. Sie sollte durch das Abkippen von Lehm am Abgrabungsrand erstellt werden. Doch dort, wo die beiden städtischen Wege an den Planungsrand münden, kann dies nun nicht mehr - wie im ursprünglichen Antrag formuliert - geschehen.

Die Folgen schilderten die beiden Bürgerinitiativen "Zukunft Esserden" und "Eden" bereits Ende April Landrat Wolfgang Spreen bei einem Gespräch im Kreishaus. Sie befürchten, dass sich durch die Lücken "offene Kiesfenster" ergeben, durch die sich ein Rheinhochwasser in den Grundwasserkörper hineindrücken, diesen unmittelbar füllen würde und sich - ähnlich wie bei einem Siphon - auf der anderen Seite des Deiches in Form von erheblichen Qualmwassermengen auswirken würde.

Das sieht offenbar auch der Kreis Kleve so und fordert deshalb ein neues hydrogeologisches Gutachten. "Zukunft Esserden" und "Eden" werten diese Entscheidung des Kreises als Teilerfolg ihrer Bemühungen, die Reeser Welle" zu stoppen. In einem Schreiben an die Reeser Ratsmitglieder danken sie den Politikern, die gegen eine Veräußerung der Wege gestimmt haben. "Damit ist die Reeser Welle sicherlich noch nicht verhindert, aber definitiv nicht erleichtert worden. So bleibt es nun abzuwarten, wie die Firmen mit der neuen Situation umgehen werden", schreiben die Bürgerinitiativen.

(RP)
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