Kommunalwahl 2020 Reeser Grüne wappnen sich für Wahlkampf
REES · Die Grünen haben ihre Kandidaten für die Kommunalwahl nominiert. Inhaltlich arbeiteten sie sich auf ihrer Wahlversammlung weniger am politischen Gegner als vielmehr an der Reeser Stadtverwaltung ab.
Corona macht’s möglich: Erstmals seit Jahren tagten die Reeser Grünen nicht mehr bei Albert Bömer im „Kämmerlein“, sondern im großen Saal des Reeser Bürgerhauses, um ihre Kandidaten für die anstehende Kommunalwahl aufzustellen. Dort konnten die Abstandsregeln problemlos eingehalten werden; 17 Parteimitglieder beziehungsweise Sympathisanten waren am Mittwochabend gekommen. Fast alle der Anwesenden werden sich auch im September zur Wahl stellen.
Während über die Besetzung der einzelnen Wahlbezirke zügig en bloc abgestimmt werden konnte, war das Verfahren für die Reserveliste etwas komplizierter. Dort waren die ungeraden Listenplätze den Frauen vorbehalten, während die geraden offene Listenplätze für alle Bewerber waren. Konnte ein ungerader Listenplatz nicht mit einer weiblichen Kandidatin besetzt werden, stellten ihn die Frauen in einer Abstimmung als offenen Listenplatz zur Verfügung.
Mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten gehen die Grünen nicht ins Rennen, wohl aber mit einer „Spitzenkandidatin“, nämlich Haffens Ortsvorsteherin Margret Derksen, die bei der letzten Wahl satte 41,3 Prozent in ihre Wahlbezirk für die Grünen holen konnte. Sie steht auf Listenplatz eins. Auf den weiteren Plätzen folgen Helmut Wesser, Herbert Schramm, Ulrich Doppstadt, Marco Bonnes, Dennis Gollasch, Kathrin Ising-Osterkamp, Sebastian Hiller, Britta Gebbing, Albert Bömer, Elisabeth Tenhonsel, Verena Baumann, Manuela Hiller, Kajo Scholten und Maria Baumann, die mit gerade einmal 19 Jahren übrigens die Jüngste in der Grünen Kandidaten-Riege ist. Fast alle KAndidaten erhielten einstimmige Ergebnisse. Nur zweimal gab es jeweils eine Enthaltung.
Wie Vorsitzender Marco Bonnes erklärte, seien die Wahlkampfvorbereitungen durch Corona erschwert worden, kämen jetzt aber ins Laufen. Rechtzeitig zur heißen Phase soll eine neue Homepage startklar sein, die in Teilen schon im Netz ist.
Als jüngste Erfolge der Grünen im Rat wertete Fraktionschef Helmut Wesser zum einen die bevorstehende Umbenennung der Erich-Feyerabend-Straße in Anne-Frank-Straße. Die Grünen hatten wie berichtet herausgefunden, dass der Namensgeber der Straße eine nicht unbedeutende NS-Vergangenheit hatte. Zum anderen freute sich Wesser darüber, dass es gelungen sei, zusammen mit der SPD das Vorhaben des Bürgermeisters zu stoppen, die Kompetenzen des Rates wegen der Corona-Krise auf den Haupt- und Finanzausschuss zu übertragen.
Als Ziele geben die Grünen natürlich Umweltschutz, aber auch Ausgabendisziplin aus – und den Wunsch, dabei zu helfen, den amtierenden Bürgermeister Christoph Gewers aus dem Amt zu drängen. Inhaltlich arbeiteten sich die Grünen denn auch weniger an ihren politischen Gegnern als vielmehr am Reeser Rathaus und dem Verwaltungschef ab. Margret Derksen beispielsweise kritisierte einen schleichenden „Demokratieverlust“ in Rat und Ausschüssen, weil die Reeser Bürgermeister in den letzten Jahrzehnten immer mehr Entscheidungen an sich gerissen hätten. Ein Beispiel dafür nannte Helmut Wesser: „Wenn in der Stadt Bäume gefällt werden, ist das fast schon eine geheime Kommandosache, von der wir nur durch Zufall oder durch Bürger erfahren, weil sie der Bürgermeister als Bestandteil seines laufenden Geschäfts betrachtet, sie also nicht diskutiert werden müssen.“
Auch Ratsmitglied Herbert Schramm stieß in das gleich Horn mit Blick auf die Diskussion um die alte Grundschule: „Viele städtebaulichen Maßnahmen kommen aus der Verwaltung heraus, die sich da nicht reinreden lassen will. Da wird oft keine Öffentlichkeit hergestellt, was eine Missachtung des Rates und der Ausschüsse ist“, kritisierte er.
