Interview mit Heinz Schneider und Clemens Willing „Ohne Investition kein Gewinn“

REES · Die FDP hat mit ihrem Antrag, die Stadtentwicklungsgesellschaft stärken zu wollen, für Diskussionen gesorgt. Die Reeser Liberalen Clemens Willing und Fraktionschef Heinz Schneider erklären, was dahinter steckt.

 Heinz Schneider (l.) und Clemens Willing an der Reeser Rheinpromenade.

Heinz Schneider (l.) und Clemens Willing an der Reeser Rheinpromenade.

Foto: Markus Balser

Die FDP möchte eine ganze Reihe von Aufgaben, die bislang von der Stadtverwaltung  erledigt werden, in die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) verlagern. Wenn es so kommt, welche Aufgaben bleiben dann eigentlich noch fürs Rathaus übrig?

Willing Eine ganze Menge. Und das möchte ich auch klar stellen: Wir wollen nicht die Stadtverwaltung übernehmen.

Genau so ist das aber von vielen verstanden worden. Auch Bürgermeister Christoph Gerwers hat gesagt, dass man 20 bis 30 Mitarbeiter bräuchte, um den von Ihnen vorgeschlagenen Bereich abdecken zu können.

Schneider Das ist meiner Ansicht nach nicht erforderlich. Vielleicht könnte das einmal das Endergebnis einer langfristigen Entwicklung sein. Aber so wie wir uns das vorstellen, reichen vier Leute aus.

Was ist denn eigentlich der Hintergrund Ihres Antrags? Sind Sie mit der Arbeit der Reeser Stadtverwaltung nicht zufrieden?

Schneider Nein. Wir wollen damit nicht zum Ausdruck bringen, dass die Verwaltung einen schlechten Job macht. Aber wir wollen einen neuen Input von außen. Und dazu gehört eben auch, dass man mal Verantwortung abgibt.

Trotzdem liest sich Ihr Antrag wie ein Rundumschlag. Die Stadtentwicklungsgesellschaft so wie Sie sie sich vorstellen, ist für Bauen und Wohnen zuständig, für Wirtschaftsförderung, Tourismus, Marketing, Umweltbelange und einiges mehr. Wie soll das gehen?

Willing  Sie soll eine Schnittstelle zwischen Bürgern, Verwaltung und Wirtschaft sein. Und da hängt eben vieles miteinander zusammen. Deshalb muss die SEG unserer Ansicht nach auch fachbereichsübergreifend strukturiert sein und denken. Ein wichtiger Punkt ist für uns beispielsweise das Thema Gewerbe. Wie kann ich neue Betriebe nach Rees holen? Das betrifft Aspekte der Wirtschaftsförderung genauso wie die der Bevölkerungsentwicklung und des Steueraufkommens. Wenn die Stadt nicht schrumpfen soll, müssen wir nämlich auch junge Leute nach Rees holen, die nicht nur hier schlafen, sondern auch arbeiten  und leben wollen.
Schneider Und das gelingt aber auch nur, wenn wir attraktive Betriebe und ein attraktives Umfeld haben, also auch ein gutes Freizeitangebot. Zum Beispiel ein größeres Gastronomie-Angebot. Und das wiederum spielt auch beim Thema Tourismus eine wichtige Rolle.

Welche Branchen wollen Sie denn nach Rees holen?

Willing Nicht das Gewerbe, das wir ohnehin schon hier haben. Wir sollten vorrangig auf neue Technologien schauen. Dazu braucht es innovative Ideen und ein professionelles Marketing. Eine Stadtverwaltung kann das alleine nicht leisten.

Ihre Vorschläge kosten aber auch Geld.

Willing Da halten wir’s wie jedes Unternehmen: Wenn ich nicht investiere, erziele ich auch keine Gewinne.

(Markus Balser)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort