Jahrestreffen in Rees Mühlenverband sucht Raum für Archiv

REES · Mehr als 40 Mühlenbesitzer, Hobbymüller und Mühlenfreunde trafen sich in Rees zur Jahrestagung.

 Der Mühlenverband stellte in Rees das Plakat zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag vor. Von links: Geschäftsführer Lothar Esser, der Vorsitzende Reinhold Pillich und sein Stellvertreter Theo Nilgen.

Der Mühlenverband stellte in Rees das Plakat zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag vor. Von links: Geschäftsführer Lothar Esser, der Vorsitzende Reinhold Pillich und sein Stellvertreter Theo Nilgen.

Foto: Michael Scholten

Es war ein Wetter, über das sich jeder Müller freute: Heiter bis wolkig, dazu ein starker Wind. Entsprechend flott drehten sich am Samstagvormittag die mächtigen Ventikanten-Drehheck-Flügel der Scholten-Mühle, um den Rheinischen Mühlenverband (RMV) in Rees willkommen zu heißen. Die Rheinstadt war zum zweiten Mal Austragungsort der Jahreshauptversammlung des RMV, der sich seit 1993 für die Pflege und den Erhalt von Wind- und Wassermühlen einsetzt. Mehr als 40 Mühlenbesitzer, Hobbymüller und Mühlenfreunde waren der Einladung ins Sport- und Freizeitcenter gefolgt.

Mariehilde Henning, erste stellvertretende Bürgermeisterin, erinnerte an die große Bedeutung, die Mühlen einst auch in der Reeser Geschichte hatten. Steinerne Zeugnisse seien der 550 Jahre alte Mühlenturm auf der mittelalterlichen Stadtmauer oder die 170 Jahre alte Scholten-Mühle in der Feldmark.

Aktuell hat der Rheinische Mühlenverband 146 Mitglieder. Der Vorsitzende Reinhold Pillich berichtete aus den Reihen der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM), dass Kurt Altena, 36 Jahre lang Vorsitzender des Mühlenvereins Hiesfeld, bei der DGM-Jahrestagung im Juni den Preis der Anneliese-Schücking-Stiftung erhält: „Es ist ein schöner Erfolg für den Rheinischen Mühlenverband, dass wir eines unserer Mitglieder als Preisträger vorschlagen und durchsetzen konnten.“

Pillich ging auch auf die länderübergreifenden Pläne zur „Europäischen Kulturstraße der Mühlen“ ein, die Deutschland mit Nachbarländern wie Dänemark und den Niederlanden gründen will. „Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren“, sagte der RMV-Vorsitzende. Er lud auch zum internationalen Mühlensymposium in Berlin vom 17. bis 25. August ein. Bei diesem Expertentreffen, das alle vier Jahre stattfindet, stellen Wissenschaftler aus aller Welt die aktuellen Ergebnisse ihrer Mühlenforschungen vor.

Der RMV ist weiterhin auf der Suche nach einem Raum für sein Mühlenarchiv. Die früher genutzten Räume in Geldern stehen nicht mehr zur Verfügung, seither sind die Bücher, Modelle und Dokumente auf vier verschiedene Standorte verteilt. „Da muss endlich etwas passieren“, forderte ein Mitglied. Gesucht wird ein 20 bis 30 Quadratmeter großer Raum, der „kostenneutral oder kostenschonend“ als Archiv und Anlaufstelle genutzt werden kann.

Ralf Hewig, Internetbeauftragter des Rheinischen Mühlenverbandes, bat die Mitglieder um eine baldige Anmeldung zum Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, 10. Juni. Dann werden bundesweit wieder 1100 Mühlen ihre Tore öffnen und den Besuchern Führungen anbieten, darunter auch die Mühlen in Rees, Elten, Kalkar, Donsbrüggen oder Xanten.

Im Rahmen der Versammlung informierte der Reeser Geschichtsverein Ressa über die Geschichte der lokalen Mühlen. Michael Scholten und Dirk Kleinwegen zeigten Stiche, Zeichnungen und Fotos von Schiffsmühlen, Rossmühlen oder der „Kassmöll“ und gingen auf die umfassende Renovierung sowie touristisch-kulturelle Nutzung der Scholten-Mühle ein. Der Ressa-Vorsitzende Heinz Wellmann berichtete als Reeser Nachtwächter über die Funktionen des alten Mühlenturms als Wehrturm, Eisbrecher und Windmühle: „Wer eine Mühle innerhalb der Stadt besaß, war unabhängig von den Mühlen in der Landwehr und konnte sein Korn mahlen, obwohl die Feinde vor den Toren der Stadt lagen. Dank Mehl und 20 Brunnen war die Ernährung der Reeser Bürger sichergestellt.“

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