Ein Horst zur Silberhochzeit Störche beziehen Jubiläumsgeschenk

Vrasselt · Zur Silberhochzeit schenkte Carsten Kellmann aus Vrasselt seiner Frau Claudia einen selbst gebauten Horst. Nun haben die ersten Bewohner Einzug gehalten.

  Von ihrem Balkon aus haben Carsten und Claudia Kellmann einen guten Blick auf den Horst. Sie sind gespannt, wann der erste Nachwuchs kommt.

Von ihrem Balkon aus haben Carsten und Claudia Kellmann einen guten Blick auf den Horst. Sie sind gespannt, wann der erste Nachwuchs kommt.

Foto: Hartjes

Die einen schenken ihrer Frau ein schönes Schmuckstück oder einen Ring zur Silberhochzeit, andere eine Reise. Carsten Kellmann hatte ein ganz außergewöhnliches Geschenk für seine Ehefrau Claudia: Er schenkte ihr ein Storchennest zum 25-Jährigen. „Damit hat sie mir schon seit mindestens zehn Jahren in den Ohren gelegen. Da war die Silberhochzeit eine gute Möglichkeit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen“, so der 47-jährige Vrasselter.

Unter strengster Geheimhaltung machte er sich mit seinen Söhnen Cedric (21) und Connor (11) an die Arbeit. Da er das nicht zuhause erledigen konnte ohne die Gefahr, dass seine Frau frühzeitig etwas von seinem Plan entdecke, ging er zu seiner Nichte Leonie Kellmann, die gemeinsam mit ihrem Freund Tim Koenen ein Haus in Hüthum gekauft hatte. Tim ist Schreiner und hat eine kleine Werkstatt in der Garage, das war deshalb der ideale Platz. Immer, wenn die Ehefrau zur Arbeit ging, bauten Carsten und die Jungs in Hüthum an dem Horst.

 Das Storchenpärchen musste sein Domizil in Vrasselt bereits mehrfach verteidigen. Die Wohnungsnot der Weißstörche ist offenbar groß.

Das Storchenpärchen musste sein Domizil in Vrasselt bereits mehrfach verteidigen. Die Wohnungsnot der Weißstörche ist offenbar groß.

Foto: Hartjes

Carsten Kellmann hatte im Internet recherchiert, wie so ein Storchennest aussehen muss. So wurde zunächst eine runde, im Durchmesser etwa ein Meter große Plattform aus Holzbrettern zusammengefügt. Ein Kumpel schmiedete eine Halterung, mit der die Platte auf einem rund zehn Meter langen ehemaligen Telegrafenmast befestigt wurde. Dieser stand früher als Maibaum auf dem Vrasselter Dorfplatz.Immer wenn Claudia Kellmann bei ihrer Nichte zu Besuch war, musste das Gestell im Keller versteckt werden. Mit dem elfjährigen Connor flocht Carsten Kellmann dann noch den Rand für den Holzboden aus Weidenruten, die vorher gewässert wurden.

Am 30. Juli war der Tag der Silberhochzeit, aber weil die Familie in Urlaub war, wurde im August im Rahmen einer Hawaii-Party im Garten gefeiert. Familie und Freunde waren eingeladen. Als Connor und Cedric den Weidenkorb als Geschenk übergaben, wusste Claudia Kellmann gleich, wofür der benötigt wird. Die Freude war riesig groß.

Im September stellte Carsten Kellmann mit Freunden das Storchennest im Garten auf. Zunächst wurde ein großes Loch gebuddelt, dann mit einem Teleskoplader, den Hans Stegemann zur Verfügung stellte, das Nest hochgezogen. Mit Kies und Beton befestigte das Team, dem auch Sohn Cedric und Christoph Derksen angehörten, die Stange eineinhalb Meter tief sturmsicher in der Erde. Dann hieß es warten, ob die Störche das neue Wohnangebot überhaupt annehmen würden.

Vor zwei Wochen berichtete dann Nachbarin Ingrid Nieles, dass sie etwas habe klappern hören am Nest. Ein anderer Nachbar hatte verschiedene Störche fliegen sehen. Bei genauerem Hinsehen entdeckte Claudia Kellmann dann die zwei Störche, die seitdem das Nest bewohnen. „Keiner hat damit gerechnet, dass das so schnell geht“, sagt sie erfreut.

Doch die Wohnungsnot für diese „Klapperschnäbel“ scheint groß zu sein, denn bereits mehrere Male umflogen drei weitere Weißstörche das Nest und das Pärchen musste laut schetternd sein neues Domizil verteidigen. Immer wieder fliegt das Männchen aus und kehrt mit Ästen und Zweigen zurück, die dann vom Weibchen begutachtet werden. Gemeinsam verschönern sie dann ihr neues Zuhause. Ganz genau können die Kellmanns das Storchenpaar vom Küchentisch oder vom Balkon aus beobachten. „Das ist besser als Fernsehen“, sagt Carsten Kellmann. Natürlich werden sie und ihre Nachbarn jetzt genau beobachten, wann sich der erste Nachwuchs zeigt.

(moha)
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