NIEDERRHEIN Die Magie der Leinwand

NIEDERRHEIN · Der Reeser Stephan Hanf leitet das grenzüberschreitende Niederrhein Filmfestival, das nun in seine fünfte Runde geht. Ab sofort können wieder Kurzfilme mit einer Länge von 30 Minuten eingereicht werden. Bis wann das möglich ist.

 Ungewöhnliche Vorführorte in Wesel und den Nachbarstädten werden noch gesucht, um die Kurzfilme vorzuführen.

Ungewöhnliche Vorführorte in Wesel und den Nachbarstädten werden noch gesucht, um die Kurzfilme vorzuführen.

Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo

Seine ersten echten Dinosaurier sah Stephan Hanf in Rees. Genauer gesagt: Er sah sie im Reeser Lichtspielhaus „Reli“, kurz vor der endgültigen Schließung des Kinos. Damals zeigte Filmvorführer Edmund Großkopf an einem Wochenende Steven Spielbergs Leinwandhit „Jurassic Park“, der mit seinen computeranimierten Dinosauriern als Meilenstein der cineastischen Tricktechnik gilt.

„Damals hatte ich das Gefühl, tatsächlich in diesem Dino-Park zu sein, und vergaß alles andere um mich herum“, sagt Hanf, der in Rees aufwuchs und am Gymnasium Aspel sein Abitur machte. Für die Welt des Kinos und der Comics hatte er sich seit seiner frühesten Kindheit begeistern können. Er studierte in München Theater, Jura und Psychologie.

Vor zehn Jahren koproduzierte Hanf dann den Kurzfilm „From Father to Son“, den der in Haldern aufgewachsene Illustrator Nils Knobloch im Rahmen seines Studiums an der Kunsthochschule Kassel realisierte. Die Idee zum Animationsfilm hatten Hanf und Knobloch, als sie beim Haldern Pop Festival gemeinsam Gläser spülten und Getränke zapften.

„From Father to Son“ lief weltweit auf 130 Filmfestivals und gewann zahlreiche Preise. Spätestens da fiel Hanf auf, dass New York, Tokio oder Oberhausen etwas hatten, was dem Niederrhein fehlte: ein eigenes Filmfestival. 2017 gehörte er zu den Mitbegründern des Vereins „Filmkultur am Niederrhein“ mit Sitz in seiner Geburtsstadt Wesel. Das Scala Kino, das wie das Reli in Rees längst geschlossen war, war inzwischen als Scala Kulturspielhaus aus dem Dornröschenschlaf geküsst worden, hatte aber kaum bis keine Filme im Kulturprogramm.

So wurde 2018 das Niederrhein Filmfestival aus der Taufe gehoben, dessen künstlerischer Leiter Hanf seither ist. Das Festival konzentriert sich auf Kurzfilme, die viel zu selten eine Bühne oder Leinwand bekommen, und richtet sich an niederländische und deutsche Filmschaffende, weil sich das fürs hiesige Grenzgebiet so gehört, aber vor 2018 noch niemand auf die Idee gekommen war.

Zweimal musste das ursprünglich auf zwei bis drei Tage angelegte Niederrhein Filmfestival in seiner jungen Geschichte schon auf einen Veranstaltungstag verknappt und mit hohen Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. „Auch in diesem Jahr könnten die Rahmenbedingungen besser sein, aber wir blicken optimistisch in den Sommer“, sagt Hanf. Im Rahmen einer Pressekonferenz haben er und sein Team nun verkündet: Das fünfte Niederrhein Filmfestival findet am Samstag, 27. August, im Scala Kulturspielhaus Wesel statt.

Ab sofort dürfen professionelle Filmemacher, Filmstudierende oder auch Hobbyfilmer und Debütanten ihre maximal 30 Minuten langen Werke wieder einreichen. Die Festivalseite www.niederrheinfilm.de führt die Kreativen zu einer digitalen Plattform, über die alle kurzen Dramen, Komödien, Dokus oder Animationsfilme hochgeladen werden können. Einsendeschluss ist der 31. Juli.

Eine Fachjury, bestehend aus den Preisträgern der Vorjahre, entscheidet dann im Sommer, welcher deutsche und welcher niederländische Film jeweils mit der „Silbernen Kopfweide“ und 500 Euro ausgezeichnet wird.

Auch das Publikum im Scala Kulturspielhaus darf seinen Favoriten aus beiden Wettbewerbsblöcken mit einem Sonderpreis küren. Bei der fünften Auflage soll die Zahl Fünf eine feste Konstante sein: Zum einen sinkt der Eintrittspreis für die einzelnen Wettbewerbsblöcke, in denen jeweils sechs bis acht Kurzfilme gezeigt werden, von ehemals 6,50 Euro auf jetzt fünf Euro.

Zum anderen soll schon in den Wochen vor dem eigentlichen Festivaltermin ein fünfstufiges Vorprogramm stattfinden. Dafür werden ungewöhnliche Vorführorte in Wesel und den Nachbarstädten gesucht, die mit mobilem Kinoequipment einen Abend lang zum Lichtspielhaus umgewandelt werden. „Das können Privathäuser sein, stillgelegte Betriebe oder andere Orte, die sonst nur schwer oder gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind“, sagt Hanf. Wichtig ist nur, dass mindestens zehn Personen Platz finden und eine Verdunklung möglich ist.

Ermöglicht wird dieses niederrheinische Wanderkino namens „Spelletjesavond/Spielnacht“ durch Fördergelder des LVR.

Wer die Kurzfilme in sein Haus oder seinen Betrieb holen möchte, nimmt per Mail an hel­lo@niederrheinfilm.de oder un­ter der Telefonnummer 0176 47169761 Kon­takt zum Fes­ti­val­team auf.

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