Vier Verdächtige festgenommen Zollraub von Emmerich offenbar aufgeklärt – mutmaßlicher Täter ist Beamter

Emmerich/Görlitz · Staatsanwaltschaft und Polizei berichten von Festnahmen in Polen. Einer der Täter ist Zollbeamter und soll der Tippgeber gewesen seien. Angeblich hat sich die Bande wegen der Beute zerstritten.

 Herbst 2020: Ein Tatverdächtiger, der an einem Einbruch in die Nebenstelle Emmerich des Hauptzollamtes Duisburg beteiligt gewesen sein soll, geht zu einem Fahrzeug, dessen Kennzeichen gefälscht wurde.

Herbst 2020: Ein Tatverdächtiger, der an einem Einbruch in die Nebenstelle Emmerich des Hauptzollamtes Duisburg beteiligt gewesen sein soll, geht zu einem Fahrzeug, dessen Kennzeichen gefälscht wurde.

Foto: dpa/---

Der spektakuläre Zollraub von Emmerich ist offenbar aufgeklärt. Am Mittwoch vermeldeten Staatsanwaltschaft Kleve und die Polizei mehrere Festnahmen in einer gemeinsamen Presseerklärung. Zuvor hatte die Zeitung „Gazeta Wyborcza“ aus Polen berichtet. Nach langwierigen und aufwendigen Ermittlungen der Ermittlungskommission „Kern“, die durch Angehörige der Polizei Krefeld und der Polizei Kleve gebildet wurde, sei in enger Zusammenarbeit mit der Polizei in Sachsen und den polnischen Strafverfolgungsbehörden am Dienstag vier Tatverdächtige aufgrund bestehender Haftbefehle festgenommen werden können, heißt es in der Mitteilung.

Bei den festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen deutschen Zollbeamten, der Tippgeber gewesen sein soll und zugleich die polnische Staatsangehörigkeit besitzt, eine Polin, die vor allem als Vermittlerin fungiert haben soll, und zwei mutmaßliche Täter aus Polen, die die Tat ausgeführt haben sollen.

 Blick auf das Zollamt in Emmerich. Hier drangen die Täter am hellichten Tag in den Keller ein und leerten den Tresorraum.

Blick auf das Zollamt in Emmerich. Hier drangen die Täter am hellichten Tag in den Keller ein und leerten den Tresorraum.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Zur Erinnerung: Im Herbst 2020 drangen Einbrecher am hellichten Tag in das Emmericher Zollamt am Parkring ein. Mit einer Kernbohrung gelangten sie in den Tresorraum und erbeuteten 6,5 Millionen Euro. Der Fall sorgte landesweit für Schlagzeilen. Lange Zeit sah es so aus, als ob die Ermittler nicht weiterkommen. Jetzt klickten die Handschellen.

Alle Festnahmen erfolgten in Zgorzelec und Karpacz (Polen). Die Verdächten sind zwischenzeitlich dem zuständigen Haftrichter in Polen vorgeführt worden und befinden sich nunmehr in Untersuchungshaft.Demnach durchsuchten deutsche Polizeibeamte am 10. Mai die beiden Wohnungen des tatverdächtigen Zollbeamten in Köln und Görlitz sowie dessen Arbeitsstätte in Bonn. Darüber hinaus wurden seitens der polnischen Strafverfolgungsbehörden eine Vielzahl von Objekten in Polen durchsucht. Staatsanwaltschaft und Polizei weiter: „Der Einbruch in das Hauptzollamt ist auch Gegenstand eines in Polen geführten eigenständigen Ermittlungsverfahrens. Vor dem Hintergrund der sowohl in Polen als auch in Deutschland laufenden Ermittlungen können gegenwärtig nähere Informationen nicht gegeben werden. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.“

Aber wie sind die genauen Umständen, die dazu führten, dass die Täter dingfest gemacht werden konnten? Darauf gibt die polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“ eine Antwort. Das deutschsprachige Internetforum „Info Pol“, das sich auf Nachrichten aus Polen spezialisiert hat, beruft sich auf die Zeitung und gibt den Artikel wider. „Wie so oft, wenn es um das große Geld geht, war die egoistische Habgier und der Streit um das Geld der Katalysator, der die Diebe auffliegen ließ“, schreibt Info Pol.

Wie die Zeitung berichtet, fuhr einer der Täter, die den Einbruch durchführten, zu dem polnischen Ideengeber des Zollamts Emmerich, um ihm die vereinbarten 1,5 Millionen Euro zu übergeben. Tatsächlich übergab er ihm jedoch nur 500.000 Euro. Eine Million Euro steckte er sich selbst in die Tasche.“ Den Kumpanen in Polen erzählte er jedoch davon nichts, heißt es in dem Bericht weiter.

„Als der Zoll-Beamte mitbekam, dass er gelinkt wurde, machte er ein Fass auf und das so laut, dass auch die polnische Unterwelt von Niederschlesien davon Wind bekam. Dies bekamen auch schnell die polnischen Ermittler mit. In dieser Woche klickten die Handschellen. Drei Männer und eine Frau wurden verhaftet“, schreibt Info Pol.

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