Emmerich Prozess um Schlägerei gestartet

Emmerich · Dieser Vorfall schockte vor drei Jahren Emmerich: 40 Mitglieder zweier türkischer Familien gerieten in Hüthum aneinander. Richterin Waltraud Wacker muss jetzt entscheiden: Geht es um mehr als nur Körperverletzung?

 Vier der fünf Angeklagten im Gerichtssaal (gepixelt). Dolmetscher (l. und 3.v.r.) übersetzten. Die Polizei hatte Beamte zur Sicherheit am Eingang des Gerichts postiert. Anhänger der Kläger erschienen aber nicht.

Vier der fünf Angeklagten im Gerichtssaal (gepixelt). Dolmetscher (l. und 3.v.r.) übersetzten. Die Polizei hatte Beamte zur Sicherheit am Eingang des Gerichts postiert. Anhänger der Kläger erschienen aber nicht.

Foto: Markus van Offern

Im Februar 2008 hatte es zwischen zwei rivalisierenden türkischen Familien in einem Garagenhof an der Weidenstraße in Hüthum eine Massenschlägerei gegeben. Dabei wurden fünf Personen leicht verletzt. Am Freitag war schließlich der Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Emmerich.

Fünf türkischstämmige Personen sind dort wegen gemeinschaftlicher, gefährlicher Körperverletzung angeklagt, drei von ihnen gehören einer Familie an. Unter den Angeklagten, die bis auf einen 30-Jährigen alle jeweils über 50 Jahre alt sind, ist auch eine Frau.

Die Akte umfasst rund 1100 Seiten

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass nach den jahrelangen Ermittlungen auch der Prozess kein schnelles Ende nehmen wird. Richterin Waltraud Wacker beantragte, das Verfahren an das Schöffengericht Kleve abzugeben. Denn: Sie müsse den Verdacht ernst nehmen, dass es in dem Fall vielmehr um räuberische Erpressung gehe.

Das würde bedeuten, dass sie aufgrund eines möglicherweise zu verhängenden höheren Strafmaßes als Einzelrichterin nicht mehr zuständig wär. Ein anderer Richter müsste das Verfahren aufrollen, sich in die rund 1100 Seiten dicke Akte einarbeiten.

Zur Erinnerung: Am 11. Februar 2008, einem Montag, hatte es wohl eine Aussprache zwischen den beiden ursprünglich befreundeten Nachbarsfamilien geben sollen. Nach damaligen RP-Informationen soll es Streit um einen angeblichen Geld-Diebstahl und daraus folgende Beschuldigungen gegeben haben.

Eine Beleidigung könnte schließlich dazu geführt haben, dass das ursprünglich für eine Schlichtung gedachte Gespräch eskalierte. 40 Personen standen sich an dem Abend gegenüber, zwischen 20 habe es dann eine "wilde Schlägerei" gegeben, wie es ein Polizeisprecher damals ausdrückte. Nach der Auseinandersetzung stellten die Beamten ein zerbrochenes Stuhlbein und die Patrone eines Reizstoffsprühgerätes sicher.

Einen Antrag der Verteidigung, den Prozess einzustellen, weil das Verfahren 2009 von der Staatsanwaltschaft eingestellt wurde und, so die Verteidigung, ohne neue Erkenntnisse wieder aufgenommen worden sei, wies Richterin Wacker ab. Die Beratungen über den Antrag sorgten dafür, dass die Anklageschrift noch nicht verlesen wurde.

Doch aus dem Antrag ging hervor, dass einer der Angeklagten nach Weze umgezogen sei, um den Zwist der Familien in Hüthum zu beruhigen. Auch die anderen Angeklagten wohnen mittlerweile nicht mehr dort. Heute wird der Prozess um neun Uhr fortgesetzt. Dann wird entschieden, ob der Fall an das Schöffengericht verwiesen wird.

(RP/jul)
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