Emmerich Preiskampf um Stromkunden

Emmerich · RWE greift an: Der Essener Stromriese will mit speziellen Tarifangeboten Kunden in Emmerich gewinnen. Die Stadtwerke reagieren prompt und halten mit Preissenkungen dagegen.

Dem kleinen Fesselballon, der gestern am Neumarkt aufgeblasen wurde, wird es egal gewesen sein: er machte zwar gut sichtbar Werbung fürs RWE, doch der Generator, der ihn mit Luft füllte, wurde mit Strom von den Emmericher Stadtwerken betrieben.

Denen ist es jedoch ganz und gar nicht gleichgültig, dass RWE jetzt in Emmerich massiv um Kunden buhlt. Und das nicht nur gestern während des Wochenmarktes. Anfang der Woche hatte der Stromriese aus Essen alle Haushalte der Stadt angeschrieben. Die Post-Aktion soll Stromkunden zum Wechsel bewegen. Der Energiekonzern unterbreitet ein Angebot mit einer Preisgarantie bis Ende des Jahres 2010 und wirbt mit der Kernaussage "RWE Treuestrom ist durchweg günstiger".

Bestandteil des Werbebriefes ist ein Preisvergleich mit den Tarifen der Stadtwerke. Wer nachrechnet, findet heraus: Das Angebot der Essener liegt tatsächlich zwischen 1,5 und 1,8 Prozent unter dem der Emmericher — eine Ersparnis von 46 Cent bis 1,69 Euro im Monat für einen Haushalt.

"In Rees teurer"

"Diese Offensive richtet sich gegen unsere aktuellen Festpreisangebote für Stromlieferungen", vermutet Ulrich Schnake. Der Stadtwerkechef will die Preisunterschiede umgehend beseitigen und die Strompreise senken. In einer im September stattfindenden Aufsichtsratssitzung soll ein entsprechender Beschluss gefasst werden, der das Angebot der Essener "mindestens erreicht", hieß es gestern.

In Emmerich gehört das Stromnetz den Stadtwerken. Wollen es andere Versorger nutzen, müssen sie dafür zahlen. Um die Stadtwerke bei den Tarifen unterbieten zu können, hatte RWE ein speziell auf Emmerich zugeschnittenes Angebot konzipiert. "Es orientiert sich an den Netztnutzungsentgelten der Stadtwerke", so gestern ein Sprecher des Unternehmens zur RP.

RWE-Anteile an Stadtwerken

"Bemerkenswert" findet das Ulrich Schnake. Denn in Rees, wo RWE Besitzer des Stromnetzes ist, würde den Kunden dasselbe Produkt zu einem um 9,7 Prozent höheren Preis angeboten werden. Schnake: "In Rees wird vom RWE ein Verbrauchspreis von 20,11 Cent je Kilowattstunde verlangt, während die Kunden in Emmerich mit einem Preis von 18,33 Cent umworben werden."

Pikant an dem Kampf um Stromkunden ist in jedem Fall die Tatsache, dass das RWE Mitgesellschafter der Emmericher Stadtwerke ist, an ihnen einen Anteil von 24,9 Prozent hält und mit zwei Sitzen im Aufsichtsrat vertreten ist.

(RP)
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