Mensch & Stadt Paul Seesing feiert Priesterjubiläum

Emmerich · Vor 60 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Bis heute ist er in St. Christophorus aktiv.

 Pfarrer Paul Seesing feiert sein Priesterjubiläum.

Pfarrer Paul Seesing feiert sein Priesterjubiläum.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Am 2. Februar 1960 wurde Pastor Paul Seesing im Dom zu Münster zum Priester geweiht. „Damals waren wir 51 Priester, die geweiht wurden. Heute ist man froh, wenn es drei sind“, sagt der Emmericher Pfarrer. Am Sonntag wird sein 60-jähriges Priesterjubiläum in der St. Aldegundiskirche gefeiert.

Paul Seesing wurde am 13. Juli 1933 in Warbeyen geboren, wo sein Vater als Molkereigeschäftsführer tätig war. Als die Molkerei dort schloss, zog die Familie ein Jahr nach seiner Geburt nach Wissel, 1938 ging es nach Kranenburg-Mehr. Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf.

 Ein Bild aus den Anfangstagen in den 1960er Jahren.

Ein Bild aus den Anfangstagen in den 1960er Jahren.

Foto: Markus Balser

Ostern 1940 wurde Paul Seesing in die Volksschule eingeschult, 1943 kam er auf die Oberschule. „1942 ging ich zur Erstkommunion und einige Wochen später wurden wir von Bischof van Galen gefirmt“, erzählt der 86-jährige Pastor. Diese Zeit war geprägt vom Krieg. „Wir mussten oft in den Luftschutzkeller flüchten.“ Das Kriegsende mit mehrtägigem Trommelfeuer erlebte die Familie in Heeren-Heken, bevor sie zurück nach Mehr kam. Dort mussten Molkerei und Hof wieder in Schuss gebracht und bewirtschaftet werden. „Den Anfang machten ein Hahn und drei Hühner“, erinnert sich Seesing.

Im November 1945 ging Paul Seesing aufs Gymnasium in Kleve. Er wusste bereits vor dem Abitur – das machte er am 18. März 1954 –, dass er Priester werden wollte. „Das hing unter anderem damit zusammen, dass ich nach einem erst spät entdeckten geplatzten Blinddarm monatelang nicht zur Schule gehen konnte und deshalb privat unterrichtet werden musste“, erzählt Seesing. Sein Lehrer nahm ihn zwischendurch mit zur Benediktinerabtei in Gerlewe, was ihn so beeindruckte, dass der damalige Messdiener mit dem Gedanken spielte, Benediktiner zu werden. Bevor sein Vater im Mai 1953 starb, bat er seinen Sohn, für die Mutter zu sorgen und lieber Weltpriester zu werden.

Paul Seesing studierte in Münster und zwei Jahre in München. „Ich interessierte mich sehr für die Kultur und besuchte in der Zeit 21 Opern- und 16 Theateraufführungen, viele Konzerte und zahlreiche Gottesdienste mit Kirchenmusikaufführungen.“ Danach ging es zurück nach Münster, im Priesterseminar war er Leiter einer Choralschola. Seine erste Stelle nach der Weihe 1960 – die Primiz hielt er zuhause in Mehr - war eine Aushilfsstelle in Issum-Sevelen. Von 1960 bis zum 1. Januar 1964 war er in Albersloh bei Münster tätig, danach als Kaplan in der Gemeinde Maria Magdalena in Geldern.

1972 ernannte ihn Bischof Tenhumberg zum Pfarrer an St. Martini Emmerich. Es gab viele Aufgaben in Gremien, Stiftungen, Ausschüssen, bei der Restaurierung der Martinikirche von 1974 bis 1989, beim Bau des Pfarrheims, Umbau und Bau von Kindergärten, vom Willikensoord und vieles mehr. Von 1976 bis 1994 war er Dechant. Geschätzt werden auch seine Fachkenntnisse im kirchengeschichtlichen Bereich. So setzte er sich für die „Schatzkammer von St. Martini“ ein. Im Jahre 2008 wurde Paul Seesing für seine Verdienste mit der Ehrenplakette der Stadt Emmerich am Rhein geehrt, 2014 mit dem Ehrenring. Paul Seesing hat Buch geführt über sein reges „Arbeitsleben“: Seit seiner Weihe bis jetzt hat er 24.444 Messen gelesen – davon 3768 Mal zwei, 779 Mal drei und 49 Mal sogar vier Messen am Tag - 1219 Taufen und 1684 Beerdigungen durchgeführt und 15.550 Predigten und Ansprachen gehalten. Gerne erinnert er sich an Besuche in Ameland-Lagern und an Unterrichtsstunden in der Schule, wo er auch als guter Erzähler spannender Gespenstergeschichten beliebt war.

Mit viel Freude, aber auch etwas kritisch, blickt Paul Seesing, seit 2008 „Pfarrer emeritus“, auf sein langjähriges und bewegtes Priesterleben zurück. „Man ist immer nur Mensch und vielleicht würde ich heute manches anders machen. Aber es gab viele gute Zeiten mit besonderen Begegnungen und schönen Momenten.“

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