Emmerich Nun kommt die U-Boot-Dressur

Emmerich · Das "Submarine Team" der Hochschule Rhein-Waal bereitet sich in Kleve auf sein nächstes Rennen in England vor. Gerade wird noch viel an der "Rivershark II" getüftelt - eine Revanche steht schließlich an.

 U-Boot-Bauer(v.l.): Amber Wenjing Qian, Sarah Luckhardt, Sairam Damparala, Aida Darisavi Jorfian, Pascal Zindler, Rauno Vollrath und William Megill.

U-Boot-Bauer(v.l.): Amber Wenjing Qian, Sarah Luckhardt, Sairam Damparala, Aida Darisavi Jorfian, Pascal Zindler, Rauno Vollrath und William Megill.

Foto: mvo

Ein Boot benennt man nicht um, so viel steht für William Megill fest. "Das bringt Unglück", sagt er. Und Unglück kann der Professor für Bionik an der Hochschule Rhein-Waal wirklich nicht gebrauchen. Das U-Boot, um das es geht, ist schließlich ein Wettbewerbsfahrzeug. Die "Rivershark" muss bald zu Wasser gegen Konstruktionen von Studenten aus der ganzen Welt antreten.

Gerade erfährt das Boot von Megill und seinen Studierenden eine Generalüberholung. Der Name bleibt, der Rumpf auch - ansonsten wird bei dem Ein-Mann-Gefährt einiges umgebaut. "Wir reißen die Innereien heraus", sagt Megill. "Wir wollen unserem Champion die Chance geben, zu fliegen."

Alles für die große Revanche: Seit Jahren tritt Megills "HSRW-Submarine Team" bei U-Boot-Rennen an. Vergangenes Jahr in Washington landeten die Klever "nur" auf Platz drei. Diesen Juli, beim Rennen im englischen Gosport bei Portsmouth, soll alles besser laufen.

In einem Labor der Hochschule zeigen Megill und Maschinenbau-Student Pascal Zindler, woran die Gruppe gerade arbeitet. Die Rivershark bekommt zum Beispiel eine elektronische Steuerung; Hebel werden dabei durch einen Joystick ersetzt. Über ein Display kann der Pilot künftig zum Beispiel Tiefe und Geschwindigkeit des Bootes im Blick behalten, ähnlich, wie im Cockpit eines Flugzeugs. Den Schub erzeugt er aber weiterhin mit Muskelkraft. Zindler deutet auf die Pedalen, die im hinteren Teil des Boots montiert sind. Wenn der Pilot tritt, bewegen sich zwei Flossen auf der Oberseite der Rivershark. "So bekommt das Boot Vortrieb", erklärt er. Die Kraft, die der Pilot dabei aufwenden muss, ist groß; ganze 700 Watt leistet er. Zum Vergleich: Ein olympischer Fahrradfahrer leistet 1000.

Für die Konstruktion des Bootes gewann das U-Boot-Team im vergangenen Jahr bereits einen Preis - nun soll sich die Theorie allerdings auch in der Praxis bewähren. Aber nicht nur deshalb ist Megill zuversichtlich, dass sein Team das kommende Rennen gewinnen kann. "In Washington ging es allein um Schnelligkeit", sagt er. "Dieses Rennen ist ganz anders. In Gosport spielen neben der Geschwindigkeit auch die Manövrierfähigkeit und die Verlässlichkeit der Boote eine Rolle."

Die Gruppen treten dieses Mal nämlich im Slalom gegeneinander an. Megill sagt, man könne sich das vorstellen wie im Reitsport: Washington war das Pferderennen, Gosport ist die Dressur. Zwei Wochen dauert die Veranstaltung dann insgesamt. In der ersten Wochen bereiten die Gruppen sich vor; zeigen, dass ihr Boot sicher ist und stellen die Technik vor. Erst in der zweiten Woche geht es ans Rennen. Bis dahin gibt es für das Team noch einiges zu tun. Gerade erst ist die Rivershark von einem Test im Mittelmeer zurückgekehrt und braucht nun, wie Megill sagt, "ein bisschen Liebe".

Und dann gibt es natürlich noch viel abseits der Konstruktion zu tun. Das U-Boot-Team besteht längst nicht nur aus Maschinenbauern und Bionikern. Expertise ist auch in anderen Bereichen gefragt: Eine Hälfte der Gruppe kümmert sich um das Technische, die andere um das Marketing. "Wir funktionieren wie eine Firma", sagt Aida Darisavi Jorfian. Sie ist die Kapitänin; organisiert, wo Organisation gebraucht wird: rekrutiert Mitglieder, sucht wichtige Events heraus, kümmert sich um Sponsoren.

Etwa zwei Jahre sollen die Studierenden idealerweise im Team mitarbeiten. Im ersten Jahr wird konstruiert, dann folgt der Bau. Das nächste U-Boot ist sogar schon in Arbeit. Futuristisch sieht das Modell aus. Und als Neubau bekommt es dann auch wieder einen eigenen Namen.

(RP)
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