Emmerich No Shorts: War's ein Lehrer?

Emmerich · Schwimm-Shorts-Verbot, Teil II: Haben die Reeser sie im Bad verboten, weil ein dicker Schüler im Schwimm-Unterricht keine normale Badehose tragen wollte? In Emmerich ist das alles kein Problem. Die RP-Exklusiv-Geschichte über das ungewöhnliche Verbot im Reeser Schwimmbad sorgte am Donerstag für Gesprächsstoff.

Die Bademodentrends für den Sommer 2009
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Bekanntlich sind inzwischen die Sommerhosen im Reeser Schwimmbad komplett verboten. In erster Linie wegen der Hygiene. Viele Jugendliche tragen keine Badehose mehr beim Schwimmen, sondern eine Shorts. Jungen bevorzugen darunter noch eine Boxer-Shorts. Der Grund: Es ist Mode, sieht "cool" aus.

Shorts im Schwimmbad sind aber nicht nur eine Modeerscheinung. Ein anderer, wichtiger Grund: Shorts "strecken". Jugendliche mit Speck auf den Hüften trauen sich so eher ins öffentliche Bad.

Und das nicht nur in ihrer Freizeit, sondern auch im Schwimmunterricht der Schule. Allerdings kann niemand mit einer Shorts vernünftig schwimmen.

Und an diesem Punkt soll auch das Shorts-Verbot in Rees seinen Anfang genommen haben.

Ein übergewichtiger Schüler soll sich geweigert haben, mit einer normalen Badehose am Unterricht teilzunehmen. Der Lehrer bestand darauf, konnte sich aber nicht durchsetzen, die Mutter legte sich mit der Schule an. Diese wiederum wandte sich an die Stadtwerke (denen das Bad gehört). Die Stadtwerke fanden die Lösung in den gesetzlichen Hygiene-Vorschriften. Es folgte das Verbot. Der Fall schien gelöst.

Schien allerdings nur. Denn es gibt tatsächlich Shorts, die speziell für den Besuch eines Schwimmbades gemacht sind. Sie sind hygienisch und ebenso gut wie eine Badehose. Allerdings sind sie kaum von den ungeeigneten Shorts vom Discounter zu unterscheiden. Und niemand will den Schwimmmeistern im Reeser Bad ernsthaft eine Shorts-Kontrolle bei den Jungen zumuten. Also sind jetzt alle Shorts verboten.

Ein Freizeitbad wie das "Embricana" kann sich das nicht erlauben. Selbst wenn diese Mode "Angriffsfläche für Mikrobiologie" ist. Sagt Martina Rehfeld, die Leiterin vom Emmericher "Embricana". "Wir sind ein Spaßbad, die Leute verbringen hier ihre Freizeit, sollen das in den Klamotten tun, in denen sie sich wohlfühlen." Der Dienstleistungsgedanke spielt die entscheidende Rolle, wenngleich Rehfeld kein Fan von Shorts ist. Besonders wenn sich darunter noch eine Unterhose befindet, die — im Zweifel — auch nicht frisch aus der Waschmaschine kommt.

Aber: "Die Wasseraufbereitung von modernen Bädern schafft das allemal, ohne dass die Hygiene gefährdet ist oder zusätzlich Chlor eingesetzt werden muss."

Die Technik muss auch andere Sachen verarbeiten können. Etwa die speziellen Schuhe der Teilnehmer beim Aqua-Radfahren. Und Tina Rehfeld erinnert an ganz andere Dinge: "Bei der heutigen Ozonbelastung macht es sogar Sinn, wenn sich sonnenempfindliche Menschen mit einem T-Shirt beim Bad schützen."

In Rees verkauft Ursula Scheepers in ihrem "Sporttreff Rees" weiterhin Bade-Shorts. Trotz Verbot. "Es gibt ja noch andere Bäder." Aber ihr kleines Schaufenster am Eingang des Reeser Schwimmbades hat sie aufgegeben. "Ich finde das Verbot total übertrieben."

(RP)
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