Interview Annette Wozny-Koepp Zwei Flachlandtiroler im Himalaya

REES · Hoch hinaus geht es bei Annette Wozny-Koepps VHS-Vortrag am 5. März im Reeser Bürgerhaus. Sie hat mit ihrem Mann eine Nepal-Reise unternommen, deren Höhepunkt eine Tour rund um den 8136 Meter hohen Manaslu war.

 Annette Wozny-Koepp (l.) auf Tuchfühlung mit den Bewohnern der nepalesischen Bergwelt.

Annette Wozny-Koepp (l.) auf Tuchfühlung mit den Bewohnern der nepalesischen Bergwelt.

Foto: Wozny-Koepp

Ihr Nepal-Vortrag hat den Untertitel „Atemberaubend im höchsten Land der Welt“. Ist das wörtlich zu nehmen?

Annette Wozny-Koepp Unbedingt. Denn im Himalaya ist die Luft deutlich dünner als anderswo. So anmutig eine Trekkingtour auf den Fotos erscheinen mag, so belastend kann sie für den Körper sein. Da braucht man eine gesunde Grundkondition. Sie wohnen in Goch, also am Niederrhein, der nicht gerade für seine Bergwelt bekannt ist.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Wozny-Koepp Wir waren im Himalaya tatsächlich die einzigen „Flachlandtiroler“. Die Menschen, die wir unterwegs getroffen haben, kamen aus der Schweiz, Österreich, Italien oder Frankreich. Wir haben uns am Niederrhein mit Skatertouren, Schwimmen im See und Nordic Walking vorbereitet und dann noch zwei Wochen vor unserer Nepal-Reise ein paar Wandertouren im gebirgigen Süden von Kreta unternommen.

Nepal ist bekannt für seine Achttausender. Welche davon waren Teil Ihrer Tour?

Wozny-Koepp Wir haben den achthöchsten Berg der Welt umrundet: den Manaslu mit einer Höhe von 8136 Metern. Die Nepali nennen ihn den „Berg der Seele“. Unsere Trekkingtour führte uns über eine Strecke von 200 Kilometern, wobei wir circa 27.800 Höhenmeter (auf und ab) bewältigt haben. Aus dem subtropischen Tiefland sind wir aufgestiegen bis in die eisige Bergwelt, in der wir einen 5.160 Meter hohen Pass nahe der Grenze zu Tibet bezwungen haben. Danach ging es natürlich wieder zurück bis ins Tiefland.

Wieso haben Sie sich für diese Route entschieden?

Wozny-Koepp Eigentlich gilt die Annapurna-Runde als die schönste Trekkingroute mit der besten Infrastruktur. Durch ihre Beliebtheit ist sie aber auch überlaufen. Also haben wir uns für die nicht weniger schöne Manaslu-Umrundung entschieden. Sie wurde erst vor wenigen Jahren für geführte Touren freigegeben, umfasst ursprüngliche Bergdörfer und reicht bis an die Grenze Tibets. Schon von Deutschland aus haben wir uns durch ein Fachunternehmen für Nepal-Trekkingreisen beraten lassen, das uns auch einen Guide und Porter vermittelt hat. So konnten wir sicher sein, dass unsere einheimischen Helfer gut ausgebildet und versichert sind, fair bezahlt werden und nachhaltig arbeiten. Die Trekkingtour dauerte knapp zwei Wochen. Vorher und nachher waren Sie in der Hauptstadt.

Was bietet Kathmandu?

Wozny-Koepp Anfangs war Kathmandu ein Kulturschock: die Armut, die extreme Luftverschmutzung, die riesigen Müllberge und der Wahnsinnsverkehr. Doch dem vermeintlichen Chaos steht auch eine faszinierende Kultur gegenüber: religiose Stätten, geprägt vom Hinduismus und Buddhismus, und die ehemaligen Königstempel. Leider hat das gewaltige Erdbeben vor fünf Jahren gerade dort erhebliche Schäden verursacht, die trotz ordentlicher Finanzspritzen aus vielen Ländern noch nicht vollends behoben sind.

Wie wirkten im Vergleich zur Hauptstadt die kleinen Bergdörfer?

Wozny-Koepp Die absolute Stille war ein wunderbarer Kontrast, aber man darf sich von diesem Idyll nicht darüber hinweg täuschen lassen, dass es auch in den Bergdörfern Probleme wie Umweltverschmutzung und fehlende Bildung gibt. Wir fanden es unbegreiflich fanden, wie hart und gefährlich die Schulwege für die Kinder der Bergdörfer sind. Doch die Familien sind froh, wenn ihre Kinder überhaupt zur Schule gehen können. Der Anteil der Analphabeten liegt in Nepal noch immer bei weit über 50 Prozent. Vor allem Mädchen sind davon betroffen.

Wohin führt Ihre nächste Reise?

Wozny-Koepp Auf eine Wandertour entlang der portugiesischen Küste soll im Sommer eine längere Reise nach Island folgen. Wir möchten das Land mit Wanderschuhen, Mountainbikes und Kajaks erkunden.

(Michael Scholten führte das Gespräch )
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