NIEDERRHEIN Bei Schafhaltern liegen die Nerven blank

NIEDERRHEIN · Erneut sind in Hünxe zwei Tiere gerissen und weitere verletzt worden. Verantwortliche fordern die Tötung der Wölfin.

Am Hinterlauf sind die Bissspuren der Wölfin zu sehen. Bei Kurt Opriel in Hünxe wurden auch Tiere gerissen. Die Rede ist von einem „Massaker“.

Am Hinterlauf sind die Bissspuren der Wölfin zu sehen. Bei Kurt Opriel in Hünxe wurden auch Tiere gerissen. Die Rede ist von einem „Massaker“.

Foto: Scheffler

Kurt Opriel ist am Ende, seine Nerven liegen blank. Innerhalb weniger Tage hat ein Wolf seine Schafherde zweimal angegriffen und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Wie berichtet, hatte der Wolf in der Nacht von Samstag auf Sonntag erstmals in Hünxe zugeschlagen. Sechs tote und vier verletzte Schwarzkopfschafe waren die Bilanz. Kehlbisse, aufgerissene Leiber und schwere Verletzungen zeugten von einem „wahren Massaker“. Jetzt kehrte die Wölfin erneut zurück. In der Nacht zu Mittwoch gab es einen erneuten Angriff auf die Herde von Kurt Opriel. Dieses Mal blieben zwei tote und drei übel zugerichtete Schafe zurück. „Ich bin am Ende“, sagt der Schäfer, „meine Existenz ist bedroht, ich ertrage auch den Anblick nicht mehr.“ Dabei zittert er am ganzen Körper.

Alle vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen habe er erfüllt, sein Zaun sei sogar höher als die 90 Zentimeter, welche vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) empfohlen worden sei. Die Spannung auf dem Gitternetzzaun betrage 5800 Volt. Das ist weit mehr als die Vorgabe der Landesbehörde. Trotzdem hatte Opriel mit zusätzlichen Pfählen und Flatterband nachgebessert. Ohne Erfolg. „Unter den jetzigen Bedingungen ist eine vom Naturschutz gewünschte Weidetierhaltung nicht mehr mit dem Tierschutzgesetz vereinbar“, stellt Kurt Opriel fest. Für viele andere Tiere seien die Hochspannung führenden Netze ein unüberwindbares Hindernis, das für viele einen grausamen Tod bedeute. „Das kann“, so Opriel, „weder im Sinne des Tierschutzes noch des Naturschutzes sein.“

Nach den jüngsten Vorfällen wird bei den Schafhaltern die Forderung nach Konsequenzen lauter. „Bei den Züchtern liegen jetzt die Nerven blank“, sagt Hans-Josef Geurtz, Vorsitzender der Schafzüchter und -halter im Kreis Kleve. Etwa 180 Schafe hält er auf verschiedenen Flächen rund um Weeze. „Bei uns werden jetzt eindeutig die Stimmen lauter, dass es nicht so weitergehen kann und etwas passieren muss“, sagt er. Seine Forderung ist deutlich: Entnahme, also Tötung der Wölfin. „Wölfe, die mehrfach auffällig werden, gehören weg“, sagt Geurtz. Es gehe nicht darum, dass jetzt jeder Wolf geschossen werde. Aber bei Tieren, die immer wieder Schafe reißen, gebe es keine andere Möglichkeit. In Hessen lebe eine Wölfin, die sich nur von Wild ernähre. Da sei die Sachlage eine ganz andere. Es gehe also nicht darum, alle Tiere zu töten. Doch auffällige Wölfe würden auch insgesamt den Ruf der Tierart schädigen.

Vor einiger Zeit hatte bereits Max von Elverfeldt, Vorsitzender des Verbandes „Familienbetriebe Forst und Land“ im Gespräch mit unserer Redaktion klargestellt: „In Deutschland leben bereits 1300 Wölfe. Sie haben jedes Jahr eine Zuwachsrate von 30 Prozent. Man erkennt schnell, dass hier regulierend eingegriffen werden muss, bevor die Stimmung aufgrund zunehmender Schadensfälle umkippt.“ Aus diesem Grund fordere man ein aktives Wolfsmanagement mit der Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht.

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