Schienenverkehr Niederlande wollen ICE-Halt am Niederrhein

Wesel/Emmerich · Überraschend gibt es neue Perspektiven für einen ICE-Halt in Wesel oder der Region. Die Niederlande wollen eine Schnellverbindung von Amsterdam nach Berlin über das Ruhrgebiet. Sie warben dafür bei der Landesregierung NRW.

 Passagier vor einem ICE: Gibt es bald eine neue Strecke von Amsterdam nach Berlin mit Halt in Wesel?

Passagier vor einem ICE: Gibt es bald eine neue Strecke von Amsterdam nach Berlin mit Halt in Wesel?

Foto: dpa/Christoph Soeder

Ein neuer Vorstoß der niederländischen Bahn könnte für eine bessere Fernverkehrsanbindung des Niederrheins an das internationale Zugnetz sorgen. Wie unsere Redaktion aus Kreisen des Verkehrsressorts Nordrhein-Westfalen erfuhr, hat eine niederländische Delegation mit hochrangigen Vertretern des  Eisenbahnbetreibers NS International kürzlich Vertreter des NRW-Verkehrsministeriums getroffen und dabei für einen besonderen Plan geworben: Die Niederländer wollen Amsterdam über den Niederrhein und das Ruhrgebiet mit Berlin verbinden. Für diesen Plan haben sie beim Land NRW Verbündete gesucht. Dort ist man dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen, wie es aus gut informierten Kreisen des Verkehrsressorts hieß. Man sehe gute Chancen, dass Wesel somit doch einen ICE-Halt erhalte und somit eine bessere Anbindung an das Fernverkehrsnetz der Bahn garantiert würde.

Einen Halt in Arnheim würde es auf der Strecke sicherlich geben – ob dann auch Emmerich berücksichtigt werden könnte, ist im Detail noch nicht ausgearbeitet. Bei Oberhausen würde der ICE in Richtung Ruhrgebiet abknicken, Duisburg also rechts liegenlassen. Die Planungen bei NS International befinden sich noch in einem frühen Stadium.

NS International ist in den Niederlanden der Betreiber von Hochgeschwindigkeitszügen nach Belgien, Frankreich, Deutschland und in die Schweiz. Für die Planung einer Bahnstrecke Amsterdam – Berlin muss es Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium geben. Weil es hilft, wenn auf Länderebene vorher Beziehungen geknüpft sind, erfolgte zunächst der Besuch in der NRW-Landeshauptstadt beim Landesverkehrsministerium. Dort gab es die lose Zusage, dass Teile der Kosten für eine solche Verbindung über NRW nach Berlin mitgetragen würden.

Eine Direktverbindung gibt es schon jetzt von Amsterdam nach Berlin - über Rheine und Osnabrück dauert die Fahrt sechs Stunden und 22 Minuten. Über NRW könnte die Bahn bis zu 40 Minuten schneller fahren, wird vorgerechnet. Wer von Wesel nach Berlin fährt, braucht jetzt fünf Stunden und zwölf Minuten bei Umstieg in Duisburg. Das Umsteigen würde entfallen, wenn es einen ICE-Halt in Wesel gibt.

Noch vor wenigen Monaten hatte die Weseler SPD bei der Deutschen Bahn nach den Chancen für einen ICE-Halt in Wesel gefragt. Die Bahn antwortete der SPD mit einer Absage. Offenbar war in der betreffenden Abteilung noch nicht bekannt, dass die Niederländer einen neuen Vorstoß unternommen haben. Eine Anbindung von Amsterdam an das Ruhrgebiet ist für die Niederländer aus mehreren Perspektiven attraktiv. Touristen könnten von Ruhrgebiet und Rheinland aus schnell Amsterdam erreichen. Auch gäbe es eine neue Verbindung zum Flughafen Amsterdam beziehungsweise von den Niederlanden aus zu den Flughäfen in NRW.

Nicht auszuschließen ist, dass die Niederländer mit diesem Vorstoß auch die leidige Debatte um die Betuwe-Linie voranbringen wollen. Noch immer ist eine Vielzahl der zwölf Planfeststellungsverfahren für das dritte Gleis nicht abgeschlossen. Wenn der ICE-Anschluss am Niederrhein kommt, dann müssten Güterverkehr und Personenverkehr in Einklang gebracht werden. Ohne eine funktionierende Betuwe-Linie geht das nicht.

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