Prozess Drogenhandel im Darknet vor Gericht

Emmerich/Rees/Kleve · Im Prozess gegen einen 33-jährigen Niederländer sagten zwei Polizisten aus, die ein Bewegungsprofil des Angeklagten erstellt hatten. Der Mann soll mehr als eine halbe Million Euro mit den Geschäften verdient haben.

 Über das Draknet soll der Angeklagte die Drogen verkauft haben.

Über das Draknet soll der Angeklagte die Drogen verkauft haben.

Foto: dpa/Silas Stein

Am Montag wurde die Verhandlung gegen einen 33-jährigen Niederländer vor der 1. Großen Strafkammer im Landgericht Kleve fortgesetzt. Ihm wurde vorgeworfen, das Darknet für umfangreiche Drogengeschäfte genutzt zu haben. Insgesamt soll der Angeklagte in mindestens 3400 Fällen Betäubungsmittel an User im In- und Ausland veräußert haben, 126 Fälle wegen der Einfuhr von und Handelstreiben mit Betäubungsmitteln werden vor Gericht verhandelt.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft Köln soll der Niederländer unter Verwendung des Pseudonyms „BerlinMannschaft“ in der Zeit vom 7. November 2017 bis zum 11. Dezember 2018 aktiv im Darknet verkauft haben - unter anderem LSD, Amphetamin, MDMA, Crystal Meth, Kokain, Ecstasy, Marihuana und Haschisch.

Die bei ihm eingegangenen Bestellungen soll er in einem Ferienpark in Putten, einem Dorf in der niederländischen Provinz Gelderland, versandfertig abgepackt – dazu benutzte er neutrale Verpackungskartons beispielsweise von Karaoke-Lautsprechern – und mit einem fiktiven Absender versehen haben. Die Pakete soll er dann über die deutsch-niederländische Grenze zu Postfilialen und Packstationen in Emmerich, Kleve und Rees gebracht haben, von wo aus sie in die ganze Welt verschickt wurden.

Auf die Schliche kam man dem Angeklagten schließlich, weil der Zoll am Frankfurter Flughafen mehrmals Pakete, unter anderem mit Ecstasy-Tabletten, die in die USA gehen sollten, sichergestellt hatte. Auch Ermittler kauften verdeckt bei „BerlinMannschaft“ ein und führten Observationen durch. Bei einer Durchsuchung in Putten wurden Betäubungsmittel sichergestellt. Laut Anklage soll der Niederländer mindestens 578.000 Euro mit den Drogengeschäften verdient haben – in Form von Bitcoins.

Zwei Polizisten, ein Niederländer und ein Deutscher, sagten jetzt aus. Der Niederländer, Polizeibeamter in der Region Utrecht, war direkt mit den Ermittlungen befasst. „Anhand des Auto-Kennzeichens, des Wohnortes und der Telefonverbindungen konnten wir ein Bewegungsprofil erstellen“, sagte er. Man stellte unter anderem vermehrt Bewegungen hin und zurück zur Grenze fest. Das führte zur Festnahme des Angeklagten am 11. Dezember 2018. „Noch am selben Abend wurden Durchsuchungen in der Wohnung in Hilversum und zeitgleich in den Ferien-Chalets in Putten vorgenommen“, erzählte der Polizist, der in Putten, ebenso wie sein deutscher Kollege, dabei war. In einer kleinen Holzhütte habe man unter anderem 12 Kilogramm Ecstasy in einem Karton, 19 Kilogramm Amphetamine in einem Kühlschrank, weitere Drogen in einer Waschmaschine sowie diverse Geräte zum Versiegeln und Vakuumieren, eine Waage, Verpackungsmaterial und Adressaufkleber gefunden.

Auch Einzahlungsbelege wurden sichergestellt. Diese beliefen sich über rund 50.000 Euro. „Eine konkrete Direktverbindung zwischen den Einzahlungen und den Drogengeschäften war aber nicht herzustellen“, sagte der deutsche Polizist. In Putten sei der Lager- und Verpackungsplatz gewesen, während in der Wohnung in Hilversum auch Laptop, Quittungen mit Sendungs- und Empfangsnachweisen und ein Umschlag mit 8000 Euro gefunden wurden. Das alles lag in einem unter einem Regal verborgenen Ort – das Bodenbrett war vom Bewohner mit Magneten gesichert worden.

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