Hochbegabten-Förderung in Emmerich Ein Neunjähriger in Klasse sieben

EMMERICH · Eine Kooperation zwischen der Leegmeer-Grundschule und dem Willibrord-Gymnasium ermöglicht Kindern eine Hochbegabten-Förderung nach Maß. Emil (9) lernt nun Zins- und Prozentrechnung – und zwar mit viel Spaß.

 Die Pädagogen Nadja Scherer, Inge Hieret-McKay, Jörg Brinkmann und Anne Höfkens mit Emil. Der hochbegabte Neunjährige nimmt seit Anfang des Schuljahres am Mathematikunterricht der Klasse 7d des Willibrord-Gymnasiums teil.

Die Pädagogen Nadja Scherer, Inge Hieret-McKay, Jörg Brinkmann und Anne Höfkens mit Emil. Der hochbegabte Neunjährige nimmt seit Anfang des Schuljahres am Mathematikunterricht der Klasse 7d des Willibrord-Gymnasiums teil.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Emil ist hochbegabt. Bereits mit vier Jahren, als er noch den Hansa-Kindergarten besuchte, durfte er als „Gastschüler“ einen Tag am Unterricht in der Leegmeer-Grundschule teilnehmen. Mit fünf Jahren wurde er eingeschult, besucht jetzt mit neun Jahren die vierte Klasse. Vor allem Mathematik hat es ihm angetan. Als er in der zweiten Klasse war, kam regelmäßig eine Gymnasiastin, die den Jungen förderte, weil ihm der Unterricht nicht reichte. „Als Drittklässler machte er dann im Mathematikunterricht der vierten Klasse mit“, erzählt Schulleiterin Nadja Scherer. „Da mussten wir als Lehrer uns dann überlegen, was wir Emil anbieten, wenn er in die vierte Klasse kommt.“

Sie sprach gemeinsam mit ihrer Kollegin Anne Höfkens, die für die Hochbegabten-Förderung an der Leegmeer-Schule zuständig ist, Inge Hieret-McKay, Schulleiterin des Willibrord-Gymnasiums, an. Dort gibt es bereits seit einigen Jahren eine individuelle Hochbegabten-Förderung, Ansprechpartner dafür ist Jörg Brinkmann. Gemeinsam arbeiteten sie eine „Kooperationsvereinbarung Hochbegabten-Förderung“ zwischen der Leegmeer-Grundschule und dem Gymnasium aus.

Für Emil bedeutet das: Er darf seit Beginn des neuen Schuljahres in der 7d des Gymnasiums am Mathematikunterricht teilnehmen, der Stoff der fünften und sechsten Klasse war ihm zu einfach. „Das macht mir viel Spaß. Zins- und Prozentrechnung finde ich spannend“, erzählt der Grundschüler. Die Arbeiten schreibt er mit großem Erfolg mit, bisher kamen zwei Einsen und eine Zwei plus dabei heraus. Wichtig ist, dass Emil trotzdem in seinem gewohnten Klassenverband bleibt. „Hier habe ich meine Freunde“, sagt der Neunjährige.

Die Vereinbarung stellte Inge Hieret-McKay am Donnerstag, an ihrem letzten Arbeitstag als Schulleiterin, vor. „Es handelt sich auch immer um eine Einzelfallentscheidung. Sobald jemand merkt, dass die Förderung die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst, wird über die Sinnhaftigkeit der Maßnahme nachgedacht und diese gegebenenfalls beendet“, betont Nadja Scherer. Das, was das Kind an Unterrichtsstoff durch die Freistellung verpasst, muss es selbstständig nachholen.

Besucht Emil nächstes Jahr das Gymnasium, wird dort entschieden, wie die besondere Förderung individuell weitergeht. Da er nicht einfach dem Stoff der oberen Klassen vorgreifen darf, müssen besondere Fördermöglichkeiten gefunden werden – je nach Begabung kann das auch im Bereich Sprachen, Informatik oder Biochemie sein. Auf jeden Fall bleiben Lehrer, Eltern und der Schüler immer im Gespräch. Nach dem Schuljahr werden Vor- und Nachteile reflektiert. „Vielleicht ist das auch ein Vorbild für andere Grundschulen“, sagt Brinkmann.

„Durch die Kooperation wird die Begabtenförderung zwischen Grundschule und Gymnasium institutionalisiert“, erklärt Inge Hieret-McKay. „Das ist dann kein ‚Wildwuchs’ mehr oder ein ‚machen wir mal’, sondern eine verbindliche Zusammenarbeit, die von allen begleitet und auch evaluiert wird – ein weiterer Schritt in der Verzahnung zwischen Grundschule und Gymnasium. Durch die Vereinbarung sind Grundschule und weiterführende Schule auf Augenhöhe, diese Zusammenarbeit fördert ein gegenseitiges Verstehen.“

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