Emmerich Neue Lehrer: Gymnasium benachteiligt?

Emmerich · Am Gymnasium gibt es Lehrer-Engpässe trotz großer Klassen. Im kommenden Jahr droht Unterrichtsausfall bei Naturwissenschaften. Für die Gesamtschule wird hingegen gerade mit Klassengrößen von 24 Schülern geplant.

 Rechnerisch ist das Gymnasium akzeptabel ausgestattet, sagt Schulleiterin Inge Hieret-McKay. Aber faktisch gesehen ist das nicht so.

Rechnerisch ist das Gymnasium akzeptabel ausgestattet, sagt Schulleiterin Inge Hieret-McKay. Aber faktisch gesehen ist das nicht so.

Foto: Archiv

Sandra Raeven-Staud, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende und Mutter von zwei Kindern am Willibrord-Gymnasium, schlägt Alarm. Es gebe dort jetzt schon zu wenig Lehrer, die Folge: große Klassen mit bis zu 36 Schülern, Pädagogen, die dauerhaft Überstunden stemmen, wachsende Frustration.

Schulleitung und Lehrer müssten "ständig die Lücken füllen, die Luft anhalten, dass niemand krank oder schwanger wird, und sich permanent rechtfertigen, warum es in Zukunft zu Stundenausfällen kommen wird". Und das schon im kommenden Schuljahr: "Es wird vor allem in den Fächern Mathematik / Physik zu riesigen Engpässen kommen."

Nach Informationen aus unterrichteten Kreisen sollen im August im Regierungsbezirk Düsseldorf etwa 45 Gymnasiallehrerstellen neu besetzt werden. Davon entfalle nicht eine einzige auf die Kreise Wesel oder Kleve, heißt es. Die Bezirksregierung Düsseldorf wollte das weder bestätigen noch dementieren: Es stünden noch keine Zahlen fest.

Generell würden Lehrerstellen nach dem Bedarf der Schulen ermittelt und vergeben. Sie würden "akribisch genau auf die Schulen verteilt, die unterversorgt sind", betonte Norbert Stirba vom zuständigen Dezernat der Bezirksregierung. Man habe einen genauen Überblick. "Und wenn es sich ergibt, dass zufällig Schulen in den Kreisen Kleve oder Wesel gut versorgt sind, werden da keine Stellen besetzt."

"Rechnerisch gesehen sind wir akzeptabel ausgestattet", beschrieb Inge Hieret-McKay, Rektorin am Willibrord-Gymnasium, die Lage in Emmerich auf Anfrage. "Aber faktisch gesehen haben wir Fächer, in denen jetzt schon Mehrarbeit geleistet wird und in denen demnächst Unterricht gestrichen werden muss, weil wir nicht ausreichend mit Lehrern ausgestattet sind."

So fallen etwa in Kunst und Musik derzeit Überstunden an. "Ab dem 1. Februar 2015 habe ich für die gesamte Schule mit 770 Schülern 17 Stunden Kunst wöchentlich", so Hieret-McKay. Es sei denn natürlich, es gibt Neueinstellungen.

Andere Engpässe sind absehbar: Insgesamt werden im nächsten Schuljahr vier Lehrer am Willibrord-Gymnasium pensioniert. "Ich hoffe, dass es irgendwann wieder Stellen gibt. Sonst muss ich kürzen." Es gäbe einfach weniger Unterricht.

Für Mutter Sandra Raeven-Staud ist die Situation eine Ungerechtigkeit gegenüber der neuen Gesamtschule in Emmerich. Da werde "ganz großzügig mit neuen Lehrerstellen um sich geschmissen. Dadurch haben die Klassen einen Schülerdurchschnitt von 23 bis 25 Schülern."

Tatsächlich wird gewünscht, dass die neue Schule mit sieben Eingangsklassen startet. Bis Ende März wurden 166 Kinder angemeldet, das heißt: Die Klassengröße würde bei etwa 24 Schülern liegen. Allerdings steht auch diese Planung noch ausdrücklich unter dem Vorbehalt, dass auch wirklich genügend Lehrerstellen dafür bewilligt werden.

Generell will man bei Gesamtschulen berücksichtigen, dass es in den Klassen größere Unterschiede bei den Begabungen der Schüler gibt. Auch die Anforderungen durch die Inklusion fallen ins Gewicht. Aber auch am Gymnasium gebe es sehr unterschiedlich begabte Kinder, und es werde ebenso Inklusion geleistet, argumentiert Schulleiterin McKay. "Ich möchte gute Schule machen können", appelliert sie. "Dazu brauche ich Personal."

Der Lehrerbedarf an Schulen wird immer halbjährlich offiziell erfasst. Wichtigstes Kriterium dabei ist die Schülerzahl.

(RP)
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