Emmerich Massenunfall: Härtetest für Klinik

Emmerich · An der Versorgung der Schwerverletzten der Karambolage auf der A 31 war auch das Bocholter Hospital beteiligt. Jetzt zogen die Verantwortlichen ein Fazit des Einsatzes. Es war der größte, den es in dem Krankenhaus bislang gab.

 Der Massenunfall forderte zahlreiche Verletzte. Diese schnell auf die Krankenhäuser zu verteilen, war eine große Herausforderung.

Der Massenunfall forderte zahlreiche Verletzte. Diese schnell auf die Krankenhäuser zu verteilen, war eine große Herausforderung.

Foto: Archiv

Der spektakuläre Massenunfall auf der A 31 in Heek war auch eine Herausforderung für die Krankenhäuser der Region. 35 Verletzte mussten innerhalb kürzester Zeit auf verschiedene Hospitäler verteilt werden. Dabei bewährte sich das TraumaNetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), das solche Einsätze abstimmt. Jetzt zogen die Verantwortlichen eine Bilanz des Großeinsatzes. Eingebunden war auch das St. Agnes-Hospital in Bocholt. "Wir haben innerhalb kürzester Zeit alle unsere vier Operations-Säle vorbereitet", berichtet der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Peter Ostermann, der selbst von einer Tagung aus Münster zurück nach Bocholt gerufen wurde.

 Prof. Ostermann: "Haben in extremer Situation schnell gehandelt."

Prof. Ostermann: "Haben in extremer Situation schnell gehandelt."

Foto: privat

Alle vier OP-Säle vorbereitet

Drei Schwerverletzte waren angekündigt, zwei Unfallopfer kamen schließlich tatsächlich in Bocholt an. Beim dritten Verletzten hatte es sich offenbar um eine Falschmeldung gehandelt. "Die Verletzten waren innerhalb von zehn Minuten im Computer-Tomographen untersucht worden", berichtet der Chirurg. Danach konnte bereits leichte Entwarnung gegeben werden. "Die Verletzungen waren nicht so schwer wie befürchtet, beide mussten nicht operiert werden", sagt Prof. Ostermann.

Er zieht nach dem Einsatz eine überaus positive Bilanz. "Das war der größte Einsatz seit Bestehen der Klinik und hat gezeigt, dass wir auch in so extremen Situationen schnell handeln können." Das Zusammenspiel der Teams in der Klinik habe hervorragend funktioniert, auch in dieser Extrem-Situation.

Es habe ein großes Lob für die Mitarbeiter gegeben. Das Fazit fiel sehr positiv aus, kritisiert wurde allerdings die Falschinformation über einen angeblichen dritten Verletzten. Der war dem Krankenhaus irrtümlich angekündigt worden, aber nie eingetroffen.

Die Entfernung vom Unfallort auf der A 31 nach Bocholt zum Krankenhaus betrug etwa 50 Kilometer.

"Die Erfahrungen des tragischen Unfalls auf der A 31 zeigen eindrucksvoll, wie wichtig auch die grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Schwerverletztenversorgung ist", erklärt Professor Michael Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie in Münster und Sprecher des TraumaNetzwerkes Nord-West in NRW.

Zur richtigen Versorgung eines Schwerverletzten seien erhebliche personelle, apparative und strukturelle Ressourcen notwendig. Dabei könne üblicherweise eine Klinik maximal zwei Schwerverletzte mit speziellen Verletzungsmustern gleichzeitig behandeln.

Nicht der Tagesform überlassen

"Insbesondere bei einem Massenanfall von Verletzten ist daher eine vernetzte Versorgung notwendig, damit es nicht dem Zufall oder der ,Tagesform' überlassen bleibt, wo der schwer verletzte Patient versorgt wird", erläutert Professor Raschke. Nach der Massenkarambolage auf der A 31 hätten 35 Personen gleichzeitig unter hohem Zeitdruck medizinisch versorgt werden müssen.

(OTS)
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