Flüchtlingsheim in Emmerich Marokkaner (39) attackiert Betreuer

Emmerich · Ein 39-jähriger Marokkaner hat am Dienstagnachmittag einen städtischen Mitarbeiter in der Flüchtlingsunterkunft an der Tackenweide attackiert. Der Mann konnte den Angriff abwehren und verständigte die Polizei.

Die Flüchtlingsunterkunft an der Tackenweide.

Die Flüchtlingsunterkunft an der Tackenweide.

Foto: van Offern, Markus

Weder die Polizei noch die Stadtverwaltung machten den Vorfall öffentlich.

Auf Nachfrage der RP erklärte die Pressestelle der Polizei in Kleve, dass es am Dienstagnachmittag darum gegangen sei, dem Mann ein anderes Zimmer in der Unterkunft zuzuweisen. Der Grund liegt vielleicht in einer Anzeige gegen den Marokkaner aus Dezember: Da erging Anzeige gegen ihn wegen eines Diebstahls im Heim. Ein Mitbewohner hatte erklärt, ihm sei von dem Mann Geld gestohlen worden.

Als es am Dienstag zur Verlegung kommen sollte, warf der Marokkaner mit einer Tasse und mit einem Stuhl nach dem städtischen Angestellten und wollte ihn angreifen. Der Mann, Anfang 50, blieb Herr der Lage und informierte die Polizei. Zur Zimmerverlegung war er mit einem zweiten Angestellten der Stadtverwaltung in die Tackenweide gekommen.

Die Lage im Flüchtlingsheim ist nicht frei von Konflikten. Im Heim leben nur Männer. Seit Jahresbeginn gab es dort fünf Einsätze der Polizei. Es ging um Diebstahl, Körperverletzungen und Streitigkeiten, die erst durch den Einsatz der Beamten geschlichtet werden konnten. Stadtsprecher Tim Terhorst wies gestern darauf hin, dass es überall dort, wo viele Männer auf engem Raum zusammenlebten, zu Auseinandersetzungen kommen könne.

Von einer Lage, die noch verschärfter ist als in Emmerich könnte man im ehemaligen Depot Haldern sprechen. Dabei handelt es sich um eine Ersteinrichtung. Dorthin kommen Menschen, die neu in Deutschland angekommen sind und über deren Verfahren erst noch entschieden werden muss. Dabei gilt: Wer eine Bleibeperspektive hat, wird eher in eine städtische Unterkunft (Beispiel Tackenweide) gebracht. Wobei die Frage ist, welchen Status der 39-jährige Marokkaner hat. Wohnen bleiben darf er wohl trotzdem im Heim.

Wer keine Perspektive hat, bleibt in der Erstaufnahme. So befinden sich unter den Menschen in Haldern auch eine Reihe von Personen, die wissen, dass sie kein Asyl bekommen werden. Und auch Flüchtlinge, die bereits (straf-)auffällig geworden sind.

Die Mischung ist brisant. Seit Jahresbeginn gab es acht Polizeieinsätze in Haldern. In einem Fall Anfang Januar war sogar eine Gruppe von Männern in eine Schlägerei in einer Unterkunft in Wesel verwickelt gewesen und hatte versucht, in Haldern unterzuschlüpfen. Solche Mitbewohner dürften auch für die Flüchtlingsfamilien, die eine Zeit lang im Depot leben müssen, nicht angenehm sein. Die Deutschen in der Nachbarschaft des Depots fühlen sich auch nicht sicher, war jüngst bei Facebook zu lesen.

Fachleute berichten, dass es gerade Männer ohne Bleibeperspektive sind, die aggressiv sind und straffällig werden. Weil es bis zu ihrer Abschiebung ins Heimatland Monate dauert, können sie zur Bedrohung werden. "Abschiebehaft wäre eine gute Möglichkeit, die Allgemeinheit zu schützen. Aber es gibt nicht genügend Haftplätze", so ein Insider.

(ha)
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