Portrait Ruhestand mit 83 Jahren

EMMERICH · 14 Jahre lang war Marianne Verwayen ehrenamtlich im infoCenter tätig, nun ist Schluss. Die 82-Jährige, die ein bewegtes Leben geführt hat, tritt einen Schritt kürzer – und empfiehlt Neu-Ruheständlern, sich zu engagieren.

 Ende Juni feierte Marianne Verwayen ihren 83. Geburtstag. Zeit, die Arbeit im infoCenter zu beenden und mehr zu reisen.

Ende Juni feierte Marianne Verwayen ihren 83. Geburtstag. Zeit, die Arbeit im infoCenter zu beenden und mehr zu reisen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

14 Jahre war Marianne Verwayen als Ehrenamtlerin am infoCenter tätig. Jetzt geht sie in den wohlverdienten Ruhestand – mit fast 83 Jahren. Ende Juni feiert sie Geburtstag. „Ich habe die Arbeit immer sehr gerne gemacht. Wir hatten ein tolles Betriebsklima“, sagt die rüstige Seniorin.

1937 wurde sie im niederländischen Den Haag geboren. Sie war zehn Jahre alt, als ihre Familie nach Dinslaken zog. Die Eltern ihrer besten Freundin waren Hausmeister an der Schule, der Schulhof war ihr Spielplatz. Dort wurde sie von dem Emmericher Klaus Verwayen „entdeckt“, der in Dinslaken in einer Bäckerei arbeitete. Sie selber war nach der Schule bei einer Spedition in Wesel tätig. „Die heirate ich später“, erzählte er damals einer Bekannten.

So war es dann tatsächlich. 1960 wurde geheiratet. Nachdem er die Meisterschule besucht hatte, übernahm Klaus Verwayen die elterliche Bäckerei in der Emmericher Innenstadt. Marianne Verwayen bekam zwei Töchter und einen Sohn. Die Arbeit in der Bäckerei begann um fünf Uhr morgens. Sie half in der Backstube und packte dann die Brötchentüten, die bis nach Hüthum und Leegmeer gebracht werden mussten. Dann ging es zurück in den Betrieb, wo sie zwischen der Familie und den Kunden auf Trab gehalten wurde.

Gerne erinnert sie sich an die Zeit, wo sie Teilchen wie Berliner und Apfeltaschen in der Schule verkaufte. Direktor Reis persönlich hatte sie darum gebeten, weil die Schüler des nahe gelegenen Jungengymnasiums in den Pausen immer über die Straße hin und her rannten. „Noch heute stehen einige gestandene Herren vor mir, die sich an diesen Kuchenverkauf erinnern“, erzählt Marianne Verwayen schmunzelnd. 1977 begann sie als Bürokraft bei Hantermann, 20 Jahre später, am 31. Juli 1997 ging sie in Rente.

Neben Arbeit und Familie pflegte sie ein reges Vereinsleben: Borussia-Schützen, Bürgerverein, Kegelclubs, kfd, CDU, Canasta-Club - dem Geschichtsverein und dem Verein Stadtbild gehörte sie auch an. Sie besuchte den Stammtisch „Zum Raben“, organisierte für die Seniorenunion Tagesausflüge und fuhr zehn Jahre lang für die Caritas Essen aus.

Zum infoCenter kam sie durch ihre Cousine Dietlinde Wolters. Die hatte gehört, dass Manon Loock-Braun ehrenamtliche Helfer suchte und Marianne dann einfach, quasi hinter deren Rücken, angemeldet. „Am 15. März 2006 war ich zur Probe da, kurze Zeit später gehörte ich zum festen Team, dem mit Marianne von Gimborn, Marianne van Aaken, Marianne Giltjes und Marianne Vogler insgesamt fünf „Mariannes“ angehörten“, erzählt sie. Das war aber kein Problem, weil immer nur zwei zusammenarbeiteten: zuerst machte sie mit Marianne von Gimborn Dienst, später mit Manfred Vels. „Hier herrschte immer eine tolle Kameradschaft.“

Früher waren die ehrenamtlichen Mitarbeiter auch für Buchungen zuständig oder telefonierten für die Kunden mit Hotels, das wird heute zentral per Computer gemacht. Fragen beantworten, Führungen vorstellen, Fahrräder verleihen, Prospekte und Fahrradkarten herausgeben, Souvenirs verkaufen – das alles und noch viel mehr gehört heute zu den Aufgaben. Marianne Verwayen machte Hansetage mit, stand Rede und Antwort an Ständen auf Stadtfesten und nahm an neuen Führungen teil. „Ich habe in der Zeit ganz viel über meine Heimatstadt erfahren“, sagt sie.

Die Geselligkeit untereinander wurde gepflegt bei Sommer- und Weihnachtsfesten, aber auch mit verschiedenen Ausflügen, unter anderem ins Blindenmuseum in Nimwegen, eine Schifffahrt zum Kernie und in die Kaffeerösterei Lensing-van-Gülpen. Besuche im Wasserwerk und bei der Feuerwehr haben sie begeistert.

Eigentlich wollte sie schon mit 80 Jahren aufhören. Doch die Arbeit machte ihr so viel Freude, dass sie noch einige Zeit weiter machte. Jetzt soll es ein bisschen ruhiger werden. Die Appenzeller-Border-Colli-Hündin Lotte, die sie oft ins Info-Center begleitete, sorgt für tägliche Bewegung. Im Haus der Familie belegt die fitte Seniorin, die vier Enkel und drei Urenkel hat, verschiedene Gesundheitskurse. Und ihr größtes Hobby, das Reisen, wird sie weiterhin fortführen. Unzählige Fotoalben sind gefüllt mit Fotos ihrer Reisen, vor allem in Deutschland ist sie gerne unterwegs. Und nimmt von jeder Reise ein Porzellan-Döschen mit, mittlerweile hat sie über 200 in allen möglichen Varianten gesammelt.

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