Emmerich Mäusebussard ist wieder frei

Emmerich · Tierschützer haben einen Mäusebussard aufgepäppelt, der geschwächt und halb verhungert aufgefunden worden war. Am 24. Dezember entließen sie den Raubvogel in die Freiheit – hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.

 Melissa Giesing ist ruhig, der Mäusebussard leicht gestresst. Gleich ist er die Gesellschaft der Menschen los: Er wird in die Freiheit fliegen.

Melissa Giesing ist ruhig, der Mäusebussard leicht gestresst. Gleich ist er die Gesellschaft der Menschen los: Er wird in die Freiheit fliegen.

Foto: Kristin Dowe

Tierschützer haben einen Mäusebussard aufgepäppelt, der geschwächt und halb verhungert aufgefunden worden war. Am 24. Dezember entließen sie den Raubvogel in die Freiheit — hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.

Isselburg-Anholt Majestätisch reckt der imposante Greifvogel den Kopf und gibt zirpende Laute von sich, den Schnabel leicht geöffnet. Das Tier wirkt ein wenig gestresst. So viel Aufmerksamkeit ist der ausgewachsene Mäusebussard, den Melissa Giesing in den Händen hält, wohl nicht gewohnt. Die 26-Jährige, die sonst als Servicekraft in der Anholter Schweiz arbeitet, hat sich weihnachtlich verkleidet. Das Kostüm ist treffend gewählt, denn gleich wird sie dem Fundtier ein besonderes Geschenk machen: seine Freiheit.

Gut sechs Wochen ist es her, dass eine Familie aus Isselburg das völlig geschwächte Tier in der Anholter Schweiz abgab. Fluglahm hockte der Bussard am Straßenrand und hätte ohne die Hilfe der Tierfreunde wahrscheinlich nicht überlebt. Doch wohin mit dem Gast? Ein Fall für den Profi.

Abgemagert und wehrlos

Tierpfleger Maik Elbers hat in diesem Jahr schon erfolgreich zwei Waldkäuze und einen Turmfalken aufgepäppelt und nahm auch den kranken Mäusebussard privat zu sich in Pflege. Ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt, weiß er nicht genau, tippt aber auf Letzteres: "Die sind etwas größer als die Männchen."

In seiner Voliere im heimischen Garten in Alpen bei Xanten sollte der Bussard wieder zu Kräften kommen. "Richtig abgemagert war der", erinnert sich der Tierpfleger. Normalerweise fressen Greifvögel vor allem kleinere Nagetiere wie Hamster und Kaninchen. In menschlicher Obhut könne man sie aber am besten mit Küken füttern, weiß Elbers. Dazu gab es eine Wurmkur und viel Ruhe. Schon nach wenigen Tagen gewann das Tier an Gewicht und zog mühelos seine Runden durch die Voliere. "Kein Wunder bei dem Wellness-Programm", sagt der Tierpfleger. Heiligabend heißt es dann Abschied nehmen. Ob etwas Wehmut aufkommt, wenn Maik Elbers seinen Schützling jetzt in die Freiheit entlässt? "Nein, denn ich weiß, dass es das einzig Richtige für das Tier ist."

Doch bevor Kollegin Melissa Giesing den Bussard für immer loslässt, ist sie umringt von Kindern, die das Tier noch einmal aus der Nähe betrachten wollen. Und sogar kleine Streicheleinheiten lässt sich der Mäusebussard gefallen. Dann ist es so weit: Ein paar Sekunden noch hockt der große Vogel auf dem ausgestreckten Arm von Melissa Giesing. Und Abflug. Unter bewundernden Blicken und dem Klicken von Kameras hebt er ab. Noch ein paar kraftvolle, wohl dosierte Flügelschläge, und er erscheint nur noch als Punkt am Horizont.

"Kommt der jetzt wieder?" fragt ein kleiner Junge. "Das glaube ich nicht", antwortet Maik Elbers knapp und sieht dem Tier so lange nach, wie es zu sehen ist. "Dafür hat sich die Mühe gelohnt."

(kdow)
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