Haldern-Countdown Leuchtende Sterne und Punkrock ohne Schnörkel

Emmerich · Am 7. August beginnt das Haldern-Pop-Festival. RP-Redakteur Sebastian Peters hat sich die aktuellen CDs der Bands bereits angehört, die beim Open Air auftreten. Hier sein Urteil:

Diese Künstler treten beim Haldern Pop Festival auf
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Sam Smith - In The Lonely Hour: Wenn selbst showgestählte Männer wie David Lettermann nur staunen können, dann muss ein Musiker mehr als nur einfach Talent haben. Dank Youtube überliefert ist jene Szene, in der Sam Smith aus Great Chishill in England im US-Nachtfernsehen seine Gospel-Ballade "Stay With Me" singt und Lettermann anschließend nur ausruft: "Oh My God, Wow." Wer Sam Smith Soulpop-Debüt "In The Lonely Hour" hört, lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn er in ihm einen bald schon heller leuchtenden Stern entdeckt. Das britische No.1-Album hat Radio-Hits wie "La La La" oder "Money On My Mind", man hört Kuschelrock-kompatible Balladen wie eben jenes "Stay With Me". Natürlich ist das Musik für die Generation DSDS, natürlich glänzt und glitzert hier alles; selbst Kritiker werden aber erkennen müssen, dass Sam Smith die Gabe hat, das männliche Pendant zum britischen Superstar Adele zu werden. Ein Sound für: Wetten, dass...?? Klingt wie: Frank Ocean, Adele, Duffy (Punkte: 4/5).

Mariam The Believer - Blood Donation: Mariam Wallentin kennt man in Haldern als weiblichen Part des Duos Wildbirds & Peacedrums. Auf ihrem Solo-Debüt unter dem Künstlernamen Mariam The Believer erreicht die stets exaltiert singende Schwedin eine größere klangliche Eingängigkeit. Natürlich sind das hier immer noch keine Happy-Lala-Refrains, natürlich ist das immer noch theatralischer Folk für Freaks. Aber als Mariam The Believer wird er ergänzt durch Jazz-Percussions. Es heißt, an der schwedischen Musikakademie in Gothenburg habe Frau Wallentin in den vier Jahren fast nur Yoga-Kurse belegt. Wer dieses Album hört, schenkt der Geschichte Glauben. Ein Sound für: Kleine Theaterbühnen und Yogakurse. Klingt wie: Wildbirds & Peacedrums, Björk (Punkte: 3/5).

White Lung - Deep Fantasy: Ohne Schnörkel kommt der Punkrock von White Lung aus. In atemberaubendem Tempo werden hier die Gitarren beackert, Sängerin Mish Way setzt einen kreischenden Gesang dagegen. 22 Minuten bearbeitet hier die Band das Feld, danach bleibt keine Note mehr auf der anderen. Wer die Band näher verstehen will, etwa die Anspielungen auf sexuelle Identität und Geschlechterrollen, muss den Lyrikzettel hinzunehmen. Für den großen Rest reicht der Appell: Bitte seien Sie wild! Musik für: Pogo im Spiegelzelt. Klingt wie: Cloud Nothings, Iceage (Punkte: 3,5/5).

Lee Fields & The Expressionists- Emma Jean: "Little JB" wird der 1951 in North Carolina geborene Lee Fields auch genannt - die Initialen JB stehen für James Brown. Wer Herrn Fields schon einmal auf der Bühne sah, wird das verstehen. In der Zeit aber, in der James Brown in den Sechzigern Erfolge feierte, war Lee Fields nur eine Fußnote der Soul-Geschichte. Erst die Zusammenarbeit 2006 mit einem Elektro-DJ verschaffte ihm einige Popularität, die durch die Kollaboration mit der Begleitband The Expressionists gesteigert wurde. Auf dem neuen Album "Emma Jean" wird der Soul durch Dan Auerbach (The Black Keys) garniert mit einer satten Ladung Blues-Rock und Gospel-Gesang.

Musik für: Gartenfeste & kleine heiße Clubs. Klingt nach: James Brown, Charles Bradley (Punkte: 5/5).

(RP)
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