Rees Lebenshilfe: 50 Jahre gelebte Integration

Rees · Die Lebenshilfe Unterer Niederrhein feiert runden Geburtstag. Zum Jubiläum soll es das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen geben. Heute Abend ist der Auftakt mit dem offiziellen Frühjahrsempfang.

Die Geschichte der Lebenshilfe Rees-Groin ist eng mit dem Namen Dr. Leo Pünnel verbunden. Der Weseler war selbst Vater eines geistig behinderten Sohnes und brachte die Ideen des Lebenshilfe-Gründers Tom Mutters an den Niederrhein. Damals gab es von Seiten des Staates kaum Förderung und Unterstützung für behinderte Menschen. Die Eltern müssten dies selbst in die Hand nehmen, war der Appell Muttters, den Leo Pünnel aufgriff. Auf seine Initiative hin gründete sich am 27. Mai 1964 der Verein "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind - Kreisvereinigung Rees in Wesel e.V.". Ein Jahr später wurde eine Tagesstätte für Kinder mit Behinderung in Wesel an der Gerhart-Hauptmann-Straße eröffnet. Ein Projekt mit echtem Pilotcharakter.

Die Lebenshilfe wuchs. Drei Jahre später nahm die Werkstatt für Behinderte in Rees-Groin ihren Betrieb auf. Heute ist das Gelände der Stammsitz der Lebenshilfe Unterer Niederrhein, wie der Verein jetzt heißt. Angefangen hat alles in einem ehemaligen Bauernhof in Groin. 20 Menschen mit geistiger Behinderung bekamen auf dem umgebauten Hof zum ersten Mal in ihrem Leben Arbeit. Sie stellten Puppenstuben her und verpackten Plastikbesteck. Heute gibt die Lebenshilfe 840 Menschen die Möglichkeit, in ihren Werkstätten zu arbeiten, die auf die Standorte Groin, Alpen und Wesel verteilt sind. In der Arbeit der Werkstätten stehen das Fördern und die Selbstständigkeit der Menschen im Mittelpunkt. Der Weg dorthin war kein einfacher. "Mussten zu Beginn noch ,beschützende Sonderwelten' geschaffen werden, konnten diese Dank einer sich verändernden Gesellschaft immer offener werden und Integration realistisch erscheinen lassen", so Lebenshilfe-Geschäftsführerin Verena Birnbacher. "Heute, nach 50 Jahren, in denen auch gesetzlich vieles erreicht werden konnte, streben wir noch weiter. Inklusion, das selbstverständliche Zusammenleben von Anfang an, ist das Ziel. Nicht nur im Sinne der Menschen mit geistiger Behinderung, sondern für eine menschliche, bunte und vielfältige Gesellschaft. Denn bei Inklusion geht es um die Lebenswelt aller Menschen, ausdrücklich nicht nur um Menschen mit Behinderungen."

Ziel sei immer, behinderte und nicht behinderte Menschen als eine Gemeinschaft zu erfahren, hatte auch der frühere Bundesvorsitzende der Lebenshilfe Robert Antretter bei einem Besuch in Rees-Groin vor einiger Zeit gesagt. Auch Antretter war seinerzeit angetan von der Entwicklung der Einrichtung. "Erfreulich ist zudem die Kontinuität bei den Vorsitzenden", sagte Antretter. Auch das ist Teil der Erfolgsgeschichte. In all den Jahren gab es nur zweimal einen Wechsel an der Spitze. Auf Dr. Leo Pünnel folgte Armin Lammer, jetzt ist Werner Esser Vorsitzender der Lebenshilfe Unterer Niederrhein.

Esser wird heute ab 18 Uhr auch die geladenen Gäste beim Frühjahrsempfang in der Lebenshilfe begrüßen.

(RP)
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