Bürgermeister Christoph Gerwers "Kritik am Markt hat mich überrascht"

Emmerich · Der Reeser Bürgermeister erläutert im RP-Gespräch die Entwicklung der Stadt, wirft einen Blick voraus auf 2014 und erläutert, warum er die Kritik der Werbegemeinschaft am neugestalteten Marktplatz nicht nachvollziehen kann.

 Bürgermeister Christoph Gerwers (r.) mit Alfons Schepers vom Bauamt auf dem neugestalteten Reeser Marktplatz.

Bürgermeister Christoph Gerwers (r.) mit Alfons Schepers vom Bauamt auf dem neugestalteten Reeser Marktplatz.

Foto: Archiv / van Offern

Der Markt ist aufwändig umgestaltet worden. Zuletzt hatte es aber wieder Kritik von Seiten der Werbegemeinschaft gegeben.

 Ein Projekt für 2014: Die Stadt hat sich eine Kaufoption für das Niag-Gelände gesichert. Ein Investor aus Bocholt soll es entwickeln.

Ein Projekt für 2014: Die Stadt hat sich eine Kaufoption für das Niag-Gelände gesichert. Ein Investor aus Bocholt soll es entwickeln.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Gerwers Es hat mich schon überrascht, dass es Kritik aus dieser Richtung gab. Bäcker Helmut Terhorst beispielsweise, der sich über die Situation beschwert, war bei den Werkstattgesprächen selbst mit dabei und hat am Konzept mitgearbeitet. Er wollte ausdrücklich, dass zwei Parkplätze vor seinem Geschäft wegfallen, um Platz für Außengastronomie zu haben. Von daher wundert mich die Kritik über fehlende Stellplätze dann sehr.

 Der Wohnmobil-Stellplatz boomt, daher hat die Stadt ihn erweitert. Gleichzeitig hat es für Verärgerung gesorgt, weil es dafür keine Leader-Zuschüsse gab.

Der Wohnmobil-Stellplatz boomt, daher hat die Stadt ihn erweitert. Gleichzeitig hat es für Verärgerung gesorgt, weil es dafür keine Leader-Zuschüsse gab.

Foto: nn

Aber Ziel war doch auch, dass der Markt mehr belebt wird.

Gerwers Das liegt nur bedingt in unserer Hand. Wir können immer nur die Rahmenbedingungen schaffen. Das haben wir dadurch getan, dass die Marktfläche nun frei von Autos ist. Auch sind die Parkplätze jetzt optimiert worden. Aber wir können ja nicht selbst Außengastronomie anbieten, das muss sich entwickeln. Zudem waren wir auch eingeschränkt, bei dem, was wir umsetzen konnten. Denn der neue Platz musste so gestaltet sein, dass der Wochenmarkt und die Kirmes weiter wie gewohnt stattfinden können. Die Kirmes hat einen unheimlich hohen Stellenwert in der Stadt.

Aber hat nicht die Attraktivität des Wochenmarktes durch die Neuaufteilung gelitten?

Gerwers Das sehe ich nicht so. Es gibt das selbe Angebot wie zuvor. Und es gibt ja auch Initiativen, die Zeiten anders zu gestalten, um den Markt am Samstag durch längere Öffnungszeiten attraktiver zu machen. Aber da müssten die Reeser Einzelhändler mitziehen. Und dann wundere ich mich natürlich schon, wenn auf eine Anfrage bei den Händlern, wie sie zur Verlängerung der Samstagsöffnungszeiten stehen, gar keine Antwort kommt.

Wichtiger Punkt in der Innenstadt ist das Niag-Gelände. Da hat es doch überrascht, dass die Stadt Geld in den Haushalt stellt, um das Gelände aufzukaufen.

Gerwers. Wir haben zwar Geld in den Haushalt gestellt, aber es ist nicht unser Ziel, das Grundstück zu kaufen. Vielmehr haben wir uns die Kaufoption von der Niag gesichert, damit der Investor in Ruhe planen kann. Er hat damit die Sicherheit, dass das Grundstück nicht in der Zwischenzeit an einen anderen Interessenten verkauft wird. Er hat jetzt das Gefühl, dass er in Ruhe planen kann.

Ein Bocholter Büro soll großes Interesse haben, das Gelände zu entwickeln.

Gerwers Das ist richtig. Wir stehen da in einem sehr engen Kontakt.

Am Konzept hat sich nichts geändert?

Gerwers Nein, weiterhin sollen auf dem Niag-Areal Einzelhandel, Büros und Wohnungen entstehen.

In dieses Konzept gehörte immer auch die Einbeziehung des Postgeländes.

Gerwers Das wird auch weiterhin so bleiben. Wir sind nicht Eigentümer des Postgebäudes, stehen aber in ständigem Kontakt mit dem Besitzer. Ganz klar, auch dieser Bereich ist wichtig für das Gesamtkonzept, um darüber eine Anbindung an die Dellstraße herzustellen. Ohne diese Anbindung greift das ganze Konzept nicht, weil sonst ein Satellit vor der Innenstadt entstehen würde. Das will keiner.

Die Stadt ist bekannt dafür, dass sie die Fördertöpfe anzapft, um Projekte umzusetzen wie Beleuchtungskonzept oder Brücke in Mehr. Wie sieht es da mit dem Projekt Leader aus?

Gerwers Leader läuft 2014 planmäßig aus. Und für uns steht jetzt schon fest, dass wir keine Verlängerung wollen. Wir sehen da keine Entwicklungschancen mehr, ähnlich wie beim Natur- und Freizeitverbund (Seenverbund) ist die Notwendigkeit dieser Einrichtung für uns nicht mehr gegeben. Zudem mache ich keinen Hehl draus, dass wir immer noch sehr enttäuscht darüber sind, dass es von Leader keine Förderung des Wohnmobilstellplatzes gab. Die Begründung war, Rees ist nicht ländlich genug. Das ist für uns nach wie vor nicht nachvollziehbar.

Bei der Betuwe haben Bürger aus Millingen und Empel viele Stellungnahmen eingereicht. Wann erwarten Sie hier Reaktionen der Bahn?

Gerwers Das wird einige Zeit dauern. Da bin ich sicher. Wir haben das ja beim Abschnitt Haldern erlebt. Da haben wir auch lange nichts gehört. Nach zwei Jahren sieht es jetzt so aus, dass 2014 der Erörterungstermin stattfinden soll. Ich frage mich nur, was das dann noch für einen Sinn hat, da weiß doch keiner mehr, was er vor zwei Jahren geschrieben hat. Hier macht das Land einfach zu wenig Druck. Das ist das selbe Thema wie beim Deichbau. Ich habe den Eindruck, dass der ländliche Raum von der Landesregierung benachteiligt wird.

Wie kommen Sie zu dem Eindruck?

Gerwers Da brauche ich mir nur den Entwurf für den neuen Gebietsentwicklungsplan anzuschauen. Da sollen doch tatsächlich in Rees noch weitere Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem soll die Zahl der Siedlungsschwerpunkte von drei auf eins reduziert werden. In Millingen und Haldern wären dann keine neuen Baugebiete mehr möglich.

Wie sieht es mit Baugebieten aus?

Gerwers In Millingen haben wir noch genügend Flächen im Baugebiet "Am Rükenbuschfeld". Nachdem jetzt Klarheit herrscht, dass es dort keine Umgehungsstraße durch das Gebiet geben wird, gehe ich davon aus, dass die Nachfrage nach Bauflächen steigen wird. In Rees und Haldern gibt es aber nicht mehr so viele freie Flächen.

Was ist mit der Lindenallee?

Gerwers Das ist aktuell kein Thema. Ich habe auch den Eindruck, dass es da über die Parteigrenzen hinweg Einigkeit gibt, das Gelände dort derzeit nicht anzutasten.

DIE FRAGEN STELLTE SEBASTIAN LATZEL

(RP)
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