Foto-Sammlung Als Elten zu Holland gehörte

Emmerich-Elten · Im Kolpinghaus zeigen Bernd Versteegen und Heinz Goertz Dienstagabend Fotos aus der Vergangenheit.

 Bernd Versteegen und Heinz Goertz (v.l.) zeigen etwa 150 Fotografien.

Bernd Versteegen und Heinz Goertz (v.l.) zeigen etwa 150 Fotografien.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Vor 70 Jahren kam Elten zu Holland. Am 23. April 1949 begann die niederländische Auftragsverwaltung, die 1963 endete. Nervös und neugierig beobachteten die rund 3200 Einwohner Eltens, wie um 12 Uhr mittags die Niederländer über die Grenze in Babberich in Elten einmarschierten. „Ich war damals sechs Jahre alt und sah, wie ein kleiner Panzer auf den Schulhof schwenkte, weil einer der Jungs Steine nach ihm geworfen hatte“, erzählt Bernd Versteegen. Gemeinsam mit Heinz Goertz, einem gebürtigen Düsseldorfer mit Wurzeln in Elten, zeigt er am Dienstag, 2. April, um 20 Uhr im Kolpinghaus Elten viele Fotos der niederländischen Zeit und wird dazu auch einiges erzählen. „Ich hoffe, dass auch die Besucher einige Geschichten dazu beitragen können.“

Bernd Versteegen und Heinz Goertz haben vor rund drei Jahren die Facebook-Seite „Elten wie es war und ist“ ins Leben gerufen, die mittlerweile über 900 Nutzer hat. Neben alten Fotos sammelten sie auch Zeitungsausschnitte und Flugzettel aus dieser Zeit. Versteegen besitzt ebenfalls rund 1000 historische Postkarten, die er noch ordnen muss. Rund 150 Exponate werden im Laufe des Abends gezeigt.

 Der Bau des Kolpinghauses – um 1950 wurde es wieder aufgebaut.

Der Bau des Kolpinghauses – um 1950 wurde es wieder aufgebaut.

Foto: hartjes

Zunächst gibt es Fotos vom Einmarsch am 23. April 1949, als Elten unter niederländische Auftragsverwaltung gestellt wurde. Auch die Bautätigkeit während der niederländischen Zeit ist ein Thema. So wurde um 1950 das Kolpinghaus wieder aufgebaut, es entstanden Häuser im holländischen Stil, 1952 wurde der Aussichtsturm aus Stahl aufgestellt und auch Fotos vom Abriss des alten Klosters sind dabei. 1950 fand die feierliche Einweihung des Fußballplatzes von Fortuna Elten statt. „Wir hatten das Glück, den Landdrost Dr. Adriaan Blaauboer – das ist so etwas wie der Bürgermeister – zu haben. Obwohl er der niederländischen Königin unterstand, hat er viel für uns getan und dafür gesorgt, dass die Eltener gut behandelt wurden“, erzählt Versteegen. So fand 1951 die Fahnenweihe der Schützen statt und auch der Karneval wurde ab 1950 mit Karnevalsprinzen und Umzügen gefeiert. Im Jahr 1954 gab es aber viel Ärger, als die Emmericher Bauern mit einem Wagen kamen und statt Bonbons Mist in die Menge warfen. Bis zu Beginn der 60er Jahre zog der Karnevalszug unter Leitung von Rudolf Schelberg durch die Straßen des Ortes.

 Diese Aufnahme zeigt das Eintreffen der Militärpolizeikolonne am Markt.

Diese Aufnahme zeigt das Eintreffen der Militärpolizeikolonne am Markt.

Foto: hartjes

Auch der Tourismus boomte, weil jeder das Dorf, das unter niederländischer Flagge stand, besuchen wollte. „In der Zeit haben in einem Jahr 18.000 Leute den Aussichtsturm bestiegen und 10.000 waren beim Drususbrunnen“, erzählt Goertz. Und Bernd Versteegen schmunzelt: „Man sagt, dass der Berg in dieser Zeit zehn Zentimeter kleiner wurde, weil jeder eine Tüte Sand mit nach Hause nahm.“

Für den damals jungen Heinz Goertz, Jahrgang 1949, der die Ferien in Elten bei seinen Großeltern verbrachte, war das Dorf „echt exotisch“. „Da gab es besondere Süßigkeiten und ‚Ranja’, ein Sirupgetränk. Außerdem lernte ich da holländisches Weißbrot mit Schokoladenstreusel kennen.“

Ende 1953 ging die Militärpolizei und die Staatspolizei kam. „Die hatten nicht nur andere Uniformen, die waren auch freundlicher“, erinnert sich Bernd Versteegen. Sie befragten die Kinder, ob sie beim Spielen Granaten entdeckt hätten. War das der Fall, durften sie im Militärauto mitfahren, um den Fundort zu zeigen, und bekamen Schokolade geschenkt, erinnert sich der 76-jährige Senior.

1962 wurde der Bau der Autobahn fertiggestellt und Landdrost Blaauboer war es zu verdanken, dass Elten eine eigene Abfahrt bekam, die aber zunächst gesperrt blieb – bis zum 1. August 1963, als für Elten die holländische Zeit endete und die Rückgliederung in die Bundesrepublik mit der legendären Butternacht startete.  „Da stand ganz Elten voller Lkw. Schon Tage vorher wurden Säle, Garagen und Scheunen mit Kaffee, Tee, Zigaretten und Butter vollgepackt“, erzählt Versteegen.

Ein paar Jahre nach der Rückgabe wurde der niederländische Außenminister Luns nach Elten eingeladen. „Wenn ich gewusst hätte, wie schön das hier ist, hättet Ihr das nie mehr zurückgekriegt“, sagte er nach seinem Besuch.

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