Klassentreffen nach 50 Jahren „Aus allen ist was geworden“

EMMERICH · Abitur am Jungengymnasium vor 50 Jahren: In der Societät wurde das besondere Jubiläum gefeiert. Und sich unter anderem daran erinnert, wie auf Klassenfahrt einst ein Lehrer verloren ging.

 Sie trafen sichstellvertretend für den gesamten Abi-Jahrgang 1971 in der Societät.

Sie trafen sichstellvertretend für den gesamten Abi-Jahrgang 1971 in der Societät.

Vor fünf Jahrzehnten, im Jahr 1971, standen sie bereits genau auf dieser Treppe im Flur des Restaurants „Societät“, um ein Foto aufzunehmen - damals noch zwischen 18 und 20 Jahre jung, als frisch gebackene Abiturienten in schicken Anzügen. In der Gastronomie fand die offizielle Abiturfeier statt. Am Freitag versammelten sich elf der damaligen Schüler des Willibrordgymnasiums, um das besondere Jubiläum zu feiern. „Aus allen ist was geworden“, erzählte Josef Wigger, einer der Organisatoren des Treffens.

Sie waren damals eine reine Jungenklasse, die das Staatlich Humanistische Jungengymnasium an der Paaltjessteege besuchten. Der Rektor hieß Rudolf Reis. Das Gebäude war 1954 neu errichtet worden. „In Bezug auf die Lehrer hatte die Schule aber viel von ‚Feuerzangenbowle‘ weg“, erzählte Udo Will. Zucht und Ordnung standen im Vordergrund und auch der Rohrstock kam zum Einsatz. Der Unterrichtsstoff wurde „eingetrichtert“ und der meistgehörte Satz war: „Das lernst du nie!“ 

In der Untersekunda gab es noch 31 Schüler, wovon nur 14 bis zum Abitur blieben. Die Fluktuation war hoch, aber der Zusammenhalt unter den Jungs sehr stark. Die Busschüler aus Rees oder aus Elten waren immer eine besondere Gemeinschaft, mit Privilegien. „Wir durften zehn Minuten eher gehen, um den Bus zu erreichen. Dass eine halbe Stunde später noch ein Bus fuhr, erzählten wir natürlich nicht“, so Leo Rehm.

Die schönsten Stunden habe man beim Billard bei Wemmers am Rhein oder bei Tübbe „Onder de Poort“ verbracht, auch während der Unterrichtszeit. Oft waren es die Religionsstunden oder man meldete sich einfach krank.  So mancher wechselte, andere kamen hinzu und der eine oder andere drehte eine Ehrenrunde.

Zum Sportplatz mussten sie laufen und fanden eines Tages unterwegs ein Schild im Sperrmüll mit der Aufschrift: „Bei strenger Pflicht – getreu und schlicht“. „Das wurde – natürlich augenzwinkernd – zu unserem Motto und auch zum Titel unserer Abiturzeitung“, so Josef Wigger. Das Schild nahmen sie auch mit auf die Abiturfahrt nach München. Ein besonderes Highlight der Tour war der Rundflug in der „Nord Noratlas“, dem Vorgänger der Transall. Auf der Rückfahrt mit der Bahn kamen alle wieder gut in Emmerich an, bis auf den Klassenlehrer, der beim Umstieg in Köln in den falschen Zug gestiegen war.

In der Abiturklasse waren schließlich 21 Schüler, von denen  noch 16 leben. Besonders betroffen waren alle über den Tod eines Mitschülers, der kurz nach dem Abitur starb. „Nach der offiziellen Abiturfeier feierten wir noch 14 Tage weiter – meist privat“, erzählte einer der Jubilare. Nach der letzten Feier verunglückte der junge Mann auf dem Heimweg tödlich, für alle ein Schock.

Die ersten zehn Jahre nach dem Abi trafen sich die jungen Herren jedes Jahr und erzählten von ihrem beruflichen Werdegang. Allein sechs Ingenieure, mehrere Gymnasiallehrer und Schulleiter, ein Zahnarzt und ein Rechtsanwalt gingen aus ihren Reihen hervor. Im Jahr 2007 – zum 175-jährigen Bestehen des  Willibrord-Gymnasiums – trafen sie sich zum letzten Mal, bevor sie sich nun zum 50-jährigen Jubiläum wiedersahen.

Die weiteste Anfahrt hatten Ottmar Verhoeven aus Ibbenbühren und Alwin Beylage aus Bonn.

Am Nachmittag nahmen nahm die Gruppe an einer Stadtführung durch die Innenstadt teil, danach zeigte ihnen die Gesamtschulleiterin Christiane Feldmann, was aus ihrer „alten Schule“ geworden ist. Einige der Abiturienten bekamen ihre Original-Abiturklausuren überreicht, die in der Schule archiviert waren.

Am Abend fand bei „Franz in der Societät“ ein gemütliches Beisammensein statt, bei dem Josef Wigger einen alten, damals in Super-8 gedrehten, Film zeigte – über die Abschlussfahrt und einige der vielen weiteren Höhepunkte der Abiturfeiern.

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