Sicherheit Kirchen für Feuerwehren problematisch

Emmerich · Der Brand von Notre-Dame lässt viele fragen, wie es um die Sicherheit der hiesigen Gotteshäuser bestellt ist. In Emmerich gibt es zwar Dachkonstruktionen mit wenig Holz, doch die müssen nicht unbedingt von Vorteil sein.

 Pastor Bernd de Baey.

Pastor Bernd de Baey.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Als Pastor Bernd de Baey am Montagabend die Nachrichten verfolgte, kam er vom Fernseher nicht mehr weg. Die Meldung vom Brand der Pariser Kirche Notre-Dame, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Hauptschlagzeilen beherrschte, hatte ihn regelrecht elektrisiert. Auf anderen Fernsehsendern versuchte er mehr Informationen über den Großbrand eines der berühmtesten Gotteshäuser der Welt zu erlangen. „Ich bin nicht ins Bett gegangen bevor klar war, dass die Haupttürme nicht einstürzen werden“, erzählt er.

Notre-Dame kennt de Baey sehr gut. Die Kirche in Paris hat er schon mehrfach besucht. „Sie ist wirklich etwas ganz Besonderes. Allein schon die zum Glück vom Feuer verschonte Fensterverglasung aus dem Mittelalter ist etwas, was sonst kaum noch auf der Welt zu finden ist“, weiß er.

 Im Jahr 1907 brannte die Christuskirche ab – der letzte Großbrand einer Kirche in Friedenszeiten.

Im Jahr 1907 brannte die Christuskirche ab – der letzte Großbrand einer Kirche in Friedenszeiten.

Foto: Markus Balser

Pfarrer Bernd de Baey kann sich noch gut an das Großfeuer erinnern, dem vor 27 Jahren die St.-Antonius-Kirche in Kevelear zum Opfer fiel. Der letzte große Brand einer Kirche in Emmerich, der nicht dem Krieg geschuldet war, liegt länger zurück. Er ereignete sich am 19. Juli 1907. Damals brannte die evangelische Kirche bis auf die Grundmauern nieder.

 Stadtbrandinspektor Martin Bettray.

Stadtbrandinspektor Martin Bettray.

Foto: Stadt Emmerich

Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem vor allem St. Martini und St. Aldegundis zerstört wurden, wurden beim Wiederaufbau andere, modernere Dachkonstruktionen verwandt. Leichter und mit weniger Holz, dafür mehr Stahl. Doch das muss im Ernstfall nicht unbedingt von Vorteil sein. „Stahl kann sich schon bei relativ geringen Temperaturen verformen. Bei Kirchen kann das dazu führen, dass die Dächer abrupt einstürzen, weil die Statik nicht mehr gewährleistet ist“, weiß Stadtbrandmeister Martin Bettray.

Die Emmericher Feuerwehr hat diese Gefahren auf dem Schirm. Bereits vor einigen Jahren hatte sie alle Kirchen in der Stadt genauer unter die Lupe genommen. Ergebnis: Mit Ausnahme von Heilig-Geist wären die Dachstühle und Kirchtürme aller Gotteshäuser bei einem Brand für die Feuerwehr problematisch. „Zum einen sind diese Bereiche schlecht zugänglich, weil es immer nur einen oder zwei Eingänge gibt. Zum anderen ist die Frage der Wasserzufuhr schwierig, weil wir es oft mit engen und steilen Treppen zu tun haben“, erklärt Martin Bettray.

Auch Pfarrer de Baey weiß: „Die Gefahr eines Feuers ist immer gegeben“. Doch sie soll minimiert werden. Beispielsweise durch Übungen der Feuerwehr in den Kirchen, aber auch durch spezielle Brandschutzmaßnahmen. St. Martini beispielsweise wird noch in diesem Jahr mit neuen Brandschutztüren ausgerüstet. „Das hat nichts mit Notre-Dame zu tun, sondern ist eine Maßnahme, die wir ohnehin schon seit längerem geplant haben“, erklärt der Stadtpfarrer.

In seiner Osterpredigt möchte er auch auf das Feuer von Paris eingehen. Und zwar in Hinsicht auf die Wahrnehmung des Brandes und die Symbolik des Gebäudes: „Das Bauwerk steht nicht nur für Historie, sondern auch für eine tiefe innere Bindung der Menschen, die über Frankreich hinaus geht und die wir nur sehr schwer in Worte fassen können.“

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