Emmerich Kein Tierarzt will dieses Haus

Emmerich · Das Anwesen an der Viergartenstraße in Hüthum könnte eine Top-Adresse für einen Tierarzt werden. Für 2000 Euro Kaltmiete – Haus und Praxis zusammen. Doch das 800 000-Euro-Objekt steht seit mehr als drei Jahren leer.

 Das alles könnte ein Tierarzt mieten: Hans-Jürgen Kraayvanger von der Tierschutzstiftung Hochelten zeigt es. Die linke Gebäudehälfte ist die Praxis, rechts schließt sich das Wohnhaus an.

Das alles könnte ein Tierarzt mieten: Hans-Jürgen Kraayvanger von der Tierschutzstiftung Hochelten zeigt es. Die linke Gebäudehälfte ist die Praxis, rechts schließt sich das Wohnhaus an.

Hans-Jürgen Kraayvanger ist der Stiftungsfachmann im Emmericher Rathaus. Und er hat auch die Geschäfte der Eltener Tierschutzstiftung übernommen. Ihr gehört das wunderschöne Anwesen in Hüthum an der Viergartenstraße.

Eine Tierarzt-Praxis ist drin, die teilweise sogar eingerichtet ist. Nebenan ist ein Haus, in das der Arzt oder die Ärztin einziehen könnte. Dahinter befindet sich eine riesige Wiese, der Blick geht in die Natur. Teil des Anwesens ist ein großer Raum, der für Leergänge genutzt werden könnte. Dazu gibt es Parkplätze, eine herrschaftliche Auffahrt zum Haus, engagierte Helfer, die nur auf ein Signal warten. Und, und, und.

Aber niemand findet sich, der hier als Tierarzt eine Praxis aufmachen will. Kraayvanger: "Wir haben zwei Anzeigen im Deutschen Tierärzteblatt veröffentlicht. Das ist das Magazin der Bundestierärztekammer. Wir haben die Universitäten angeschrieben, ein Angebot für die Angänger gemacht. Nichts!"

Kraayvanger ist mit seinem Latein bald am Ende. "Wir haben das Angebot gemacht, dass wir erst einmal auf Mieteinnahmen aus der Praxis verzichten und nur die Nebenkosten bezahlt haben wollen. Und für das Haus würde wir auch nur die ortsübliche Miete verlangen."

Die Eltener Tierstiftung ist vor Wochen sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Mit dem Theodor-Brauer-Haus hat sie die Idee entwickelt, dass an der Viergartenstraße ein Ausflugslokal entstehen könnte. Junge Leute würden hier zu Gastronomie-Fachkräften ausgebildet.

Und mehr als das ist geplant. Kraayvanger hat mit den Betreibern der Caritas-Wohnanlage Schloss Bellinghoven in Rees-Mehr gesprochen. Sein Angebot: In Hüthum soll es eine Außenwohnanlage für die Jugendlichen geben, die zurück in ein geordnetes Leben geführt werden. Sie könnten neben der Tierpraxis wohnen und bei der Versorgung von Tieren helfen.

Harald Fischer ist Geschäftsfühfer der Tierarztkammer Nordrhein mit Sitz in Kempen. Er kennt die Anlage in Hüthum. "Ein tolles Ding", sagt er. Warum niemand einzieht? "Vielleicht liegt es daran, dass wir mittlerweile immer mehr Tierärzte haben", sagt er. "Und wer eine neue Praxis aufmacht, kann seine Kunden nur von den anderen Ärzten abziehen. Das ist mit Risiko verbunden, das nicht jeder eingehen will."

Hinter dem gepflegtesten Leerstand Emmerichs steckt eine private Initiative. Der niederländische Unternehmer Gerard Tol, der in Elten lebte und vor drei Jahren starb, hatte sich dem Tierschutz verschrieben. Er initiierte den Anholter Bärenpark, investierte in Hüthum. Und er gründete den Tierschutzverein Hochelten, der heute als Stiftung geführt wird.

(RP)
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