Kommentar Kein Ruhmesblatt
Emmerich · Die Brücke an der Baumannstraße in Praest hätte eigentlich schon vor gut zwei Jahren fertig sein sollen. Jetzt wird sie bald frei gegeben und ist fast doppelt so teuer wie einst geplant.
Emmerichs erstes Betuwe-Bauwerk soll bald für den (Pkw-)Verkehr freigegeben werden. Eigentlich könnte man sich ja darüber freuen, nur ist die Brücke an der Baumannstraße in Praest leider wahrlich kein Ruhmesblatt für die Bahn.
Mit einer Verzögerung von gut zwei Jahren und einer beeindruckenden Kostensteigerung von nahezu 100 Prozent ist die Brücke fertiggestellt worden. Man fühlt sich fast an den Flughafen Berlin erinnert.
In Praest ging es nur um eine Brücke. An anderen Stellen in Emmerich und Rees sind ganz Dimensionen im Zuge der Schließung der Bahnübergänge geplant. Spötter haben schon mal ausgerechnet, um wie viel Millionen Euro der Umbau des Löwentores teurer würde, nähme man die Baumannstraße als Maßstab. Davon könnte man sich zumindest einen kleinen Flughafen bauen.
Aber Scherz beiseite: Dass die Baustelle aus dem Ruder lief, hat mit dem feuchten Untergrund zu tun, der die Arbeiten erschwerte. Das leuchtet zwar ein, allerdings bleibt die Frage im Raum, ob die Bodenbeschaffenheit, nicht schon vorher bei Untersuchungen besser hätte eingeschätzt werden können. Zumal die Praester Bodenverhältnisse ja nicht ganz unbekannt sind.
Die weiteren Arbeiten verliefen dann nach dem Motto "Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu", denn Frost und Regen sorgten für weitere Verzögerungen.
Letztendlich bedeutet die Entwicklung in Praest für die Stadt Emmerich eine finanzielle Mehrbelastung von etwa einer Millionen Euro. Geld, von dem die Stadt natürlich hofft, es am Ende dann doch wieder zu bekommen. Eine ausgemachte Sache ist das allerdings noch nicht. Schließlich könnte die dafür notwendige Konsensvereinbarung noch an der Frage zur Strecke in Elten scheitern.
Übrigens: Dass es auch ganz anders geht, ist nur einen Steinwurf von der Baumannstraße entfernt auf der anderen Seite der B8 zu beobachten. Dort hat der Deichverband Bislich-Landesgrenze mit der Deicherneuerung eine wahre Mega-Baustelle vor der Brust, die von Bienen bis Praest reicht. Dem Vernehmen nach soll sie sogar ein Jahr früher fertig werden, als ursprünglich geplant.
Das ist doch mal was!