Emmerich Katjes: "Kein Störfall bei uns"

Emmerich · Nach dem Kläranlagen-Unglück im März wehrt sich die Firma Katjes gegen die Idee, bei ihrer Produktion könnten Anlagen zur Abwasservorbereitung umfahren worden sein. Das Unternehmen hält Messdaten für fragwürdig.

 In der Kläranlage – hier an einem Tag der offenen Tür – geriet die Lage im März außer Kontrolle.

In der Kläranlage – hier an einem Tag der offenen Tür – geriet die Lage im März außer Kontrolle.

Foto: end

Die Firma Katjes weist den Verdacht weit von sich, eine Unregelmäßigkeit bei ihren eigenen Anlagen könnte mit dem Störfall in der Emmericher Kläranlage von März zusammenhängen. Das nämlich nimmt das Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft (FiW) der RWTH Aachen an.

Die Einzelheiten zum Störfall sind bekannt. In der Kläranlage kam es zur explosionsartigen Vermehrung von Fadenbakterien. Für diese Organismen ist Emmerichs Abwasser ohnehin schon das reinste Schlaraffenland: Es gibt reichlich Zucker durch das Abwasser von Katjes, Schwefel, passende Eiweiße und Fette sowie genügend Wärme.

In den kritischen Tagen im März nun habe es extreme Schwankungen, vor allem deutliche Spitzen bei der Zuckerkonzentration im Wasser gegeben, erklärte Henry Riße vom FiW bei der Präsentation des Gutachtens: "Von einem Tag auf den anderen war da mal 50 Prozent mehr."

Katjes reinigt das Wasser, das zur Produktion seiner Waren eingesetzt wird, bevor es in den Kanal geleitet wird. Die so noch gewonnenen Stoffe, vor allem Zucker, werden zur Energiegewinnung genutzt.

Er gehe davon aus, dass es an mehreren Tagen Probleme bei den Katjes-Anlagen gegeben habe, ja, die Station zur Abwasservorbereitung gegebenenfalls "vollständig umfahren" worden sei, erklärte Henry Riße.

Gegen diese Darstellung wehrte sich jedoch Josef Klimczyk von der Katjes-Geschäftsführung vehement: "Es hat bei uns keinen Störfall gegeben", sagte er, und: "Wir haben die Abwasseranlage nicht wissentlich umfahren." Außerdem könne man seitens Katjes im fraglichen Zeitraum auch überhaupt "keine dramatische Erhöhung der Werte nachvollziehen". Riße hielt dagegen, die Wasserreinigungsanlage habe vielleicht einfach nicht richtig funktioniert. Klimczyk wiederum bezweifelte die Richtigkeit der ausgewerteten Messdaten: Sie könnten fehlerhaft gewesen oder falsch interpretiert worden sein, meinte er.

Katjes betreibt seine Anlagen zur Abwasservorbereitung seit 1992 —und zwar freiwilligerweise, betonte Klimczyk. An den Substanzen, die im Wasser landen, habe sich über die Jahre nichts geändert — außer, dass man die Zuckermenge noch deutlich reduziert habe.

(RP)
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