Emmerich Kann die Straße so bleiben?

Emmerich · Der Prozess um den tödlichen Unfall auf der B 8 im letzten Jahr wirft auch die Frage auf, ob die Strecke nicht zu gefährlich ist. Überholverbote oder Tempolimits sind jedoch nicht in Sicht.

Es war einer jener Termine, die Landrat Wolfgang Spreen sicherlich nicht so gerne absolvierte: Im März war er nach Emmerich gekommen, um am Straßenrand der B 8 zwischen Elten und Hüthum ein Symbol aufstellen zu lassen — ein weißes Kreuz, das an den Unfalltod eines 20-jährigen Emmerichers knapp fünf Monate zuvor erinnern sollte. Cemal Dag war hier ums Leben gekommen, nachdem ein 40-jähriger Mann aus Weeze zu einem riskanten Überholmanöver angesetzt hatte.

Durch die Verhandlung am Donnerstag (die RP berichtete) sorgte der Unfall jetzt noch einmal für Aufsehen und wirft die Frage auf, ob die Strecke zwischen Elten und Hüthum nicht generell zu gefährlich ist. In den letzten Jahren hat es dort immer wieder tödliche Unfälle gegeben.

Rückblick: Im September 2008 kommt ein 43-jähriger Klever mit seinem Pkw von der Straße ab und prallt gegen einen Baum. Er stirbt noch an der Unfallstelle. Im Mai 2006 kommt ein 20-jähriger Dinslakener ums Leben, der in einen entgegenkommenden Lkw gerast war. Im Oktober 2005 wird ein 33-jähriger Traktorfahrer aus Emmerich tödlich verletzt. Er war zuvor von einem Pkw gerammt worden.

Vier Tote allein in den letzten fünf Jahren reichen aber offenbar nicht dazu aus, um die Strecke zu entschärfen. Tempolimit und Überholverbote waren von Max Puttkammer (Verkehrswacht Kreis Kleve) angeregt worden. Doch die Unfallkommission des Kreises entschied anders. Sie hatte sich nach dem Tod Cemal Dags den Straßenabschnitt noch einmal genau angeschaut.

Ergebnis: Der Zusammenstoß sei auf das fatale Fehlverhalten des Unfallgegners zurückzuführen — eine Verkettung unglücklicher Umstände und Fahrfehler. Die Streckenführung gebe keinen Anlass zum Handeln, sagte Kreis-Sprecher Eduard Großkämper jetzt noch einmal gegenüber der Redaktion.

Franz Schillberg hat dafür kein Verständnis. Er gehört der Arbeitsgruppe Motorrad der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen in Köln an. Seiner Ansicht nach wäre an Teilen der Strecke ein Überholverbot mit Ausnahme landwirtschaftlicher Fahrzeuge sinnvoll. Oder wenigstens eines in einer Richtung. "Das ist immer noch besser als gar kein Überholverbot", sagt er.

Insbesondere langgezogene Kurven, wie es sie an der B 8 gebe, seien gefährlich, weil in ihnen auch schnell gefahren werden könne: "Vor allem Rechtskurven sind hier kritisch, weil beim Überholen ein Sichthindernis entsteht", argumentiert er.

(RP)
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