Projekt für sterbenskranke Menschen Johanniter erfüllen letzte Wünsche

EMMERICH · Das Projekt „Sternstunden“ läuft an und soll Schwerstkranken helfen. Die Johanniter verfügen über ein Fahrzeug und das Personal. Emmerichs Chefarzt Joachim van Alst hofft auf eine hohe Spendenbereitschaft.

 Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.) Frank Bosacki, Joachim van Alst und Pascal Wieners.

Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.) Frank Bosacki, Joachim van Alst und Pascal Wieners.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Oft haben Menschen, die sterbenskrank sind, noch einen Wunsch: Die einen wollen einen bestimmten Ort noch einmal sehen, andere ihr Elternhaus, wieder andere möchten noch einmal einen Tierpark oder ein Restaurant besuchen. Mit dem Projekt „Johanniter Sternstunden“ können solche Wünsche jetzt erfüllt werden. „Wir verfügen über ein entsprechendes Krankenfahrzeug und über die Leute, die dafür benötigt wird“, sagt Pascal Wieners, Standortleiter der Johanniter in Emmerich.

Vor einem Jahr wurde die Johanniter-Unfall-Hilfe in Emmerich mit zwei Mitgliedern reaktiviert. Langsam steigt die Zahl der Mitglieder wieder. „Gerne können sich interessierte Leute bei uns melden“, so Wieners. Bei Convent an der Duisburger Straße entsteht in einem alten, etwa 150 Quadratmeter großen Schulpavillon eine neue Unterkunft. Diese muss noch renoviert werden. „Alle freuen sich auf diese Arbeit, die uns zusätzlich zusammenschweißt“, so Wieners. Dort gibt es auch einen Stellplatz für das Fahrzeug.

Gemeinsam mit Johannitern aus den Kreisen Kleve und Wesel, mit denen eine enge Zusammenarbeit besteht, nahmen sie an einer Krankenhaus-Übung teil, wobei das Gebäude evakuiert werden musste. „Wir haben ein hohes Interesse an der Vernetzung mit Hilfsorganisationen wie den Johannitern. In Katastrophenfällen gibt es immer wieder Situationen, in denen wir ihre Unterstützung brauchen“, sagt Professor Dr. Joachim van Alst, Chefarzt und Palliativmediziner im St. Willibrord-Spital. Er ist Mitglied der Johanniter-Unfallhilfe.

Mit der Idee für die „Sternstunden“ trat er an die Johanniter heran. „Dieses Projekt ist einmalig im Regionalverband, der von Düsseldorf bis Emmerich geht“, sagt Norman Hofmann, Leiter Marketing und Kommunikation der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. im Regionalverband Rhein-Ruhr. „Wir haben hier ein entsprechendes Fahrzeug, aber auch die Leute, die über eine medizinische Ausbildung verfügen und die Schwerstkranken begleiten können.“ Je nach Situation werden neben ehrenamtlichen Betreuern auch Pflegepersonal oder Ärzte eingesetzt.

Wie groß die Nachfrage ist, stellt Professor Joachim van Alst immer wieder bei seiner Arbeit mit Schwerstkranken fest. „Ich habe auch Patienten zuhause betreut. Eine Dame wollte vor ihrem Tod noch einmal die Hetter sehen. Wir sind mit dem Bus des Altenheims gefahren, es war ein sehr emotionaler Nachmittag“, erzählte er.

Die Witwe eines anderen Patienten erzählte ihm, dass ihr Mann so gerne noch einmal in die Eifel wollte, sie ihm aber leider diesen Wunsch nicht mehr erfüllen konnte. Das wäre mit dem Sternstunden Projekt umsetzbar gewesen.

„Was in einem Tag machbar ist, wollen wir erfüllen.“ Neben den Johannitern – 30 Helfer stehen zur Verfügung - haben sich ehrenamtliche Helfer sowie Krankenschwestern und -pfleger des Krankenhauses bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen.

Man hoffe jetzt auf eine große Spendenbereitschaft, denn Ziel sei es, neben dem vorhandenen Fahrzeug noch ein neues anzuschaffen, das „wohnlicher“ ist als ein Krankenauto, beispielsweise durch eine bessere Federung, einer schönen Farbgestaltung und größeren Fenstern. „Wir suchen zusätzlich Leute, die das Projekt als Begleiter unterstützen. Wir sorgen auch für eine medizinische Schulung“, erklärte Hofmann.

„Wichtig ist uns, dass bei der Behandlung Schwerstkranker nicht alles erzwungen werden sollte, was medizinisch machbar ist. Der Patientenwunsch hat immer Vorrang. Es wäre eine gute Sache, wenn man ihm auch seinen letzten kleinen Wunsch noch erfüllen kann“, sagt van Alst.

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