Interview Josef Peters "Jetzt müssen die Jüngeren ran"

Emmerich · Der 66-Jährige wird sich nach zwölf Jahren als Kreislandwirt nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Jetzt bleibt mehr Zeit für den Ackerbau und sein Milchvieh. Seinen Posten als Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve wird Peters allerdings behalten.

 Josef Peters im Gespräch mit Redakteur Marc Cattelaens. Der Kreislandwirt hat sein Amt vor 12 Jahren angetreten. Bei der Wahl, die bis zum 2. November läuft, wird er sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen.

Josef Peters im Gespräch mit Redakteur Marc Cattelaens. Der Kreislandwirt hat sein Amt vor 12 Jahren angetreten. Bei der Wahl, die bis zum 2. November läuft, wird er sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Blicken Sie doch mal zurück ins Jahr 2005. Wie war die Situation als Sie erstmals zum Kreislandwirt gewählt wurden?

Josef Peters Da war gerade die Ära Höhn zu Ende. Die Landesministerin schied im Juni 2005 aus ihrem Amt. Damals war gerade die Zwangsfusion der Landwirtschaftskammern Rheinland und Westfalen zur Landwirtschaftskammer NRW umgesetzt worden. Wir können froh sein, dass wir die Landwirtschaftskammer behalten konnten und kein Landwirtschaftsamt bekommen haben.

Stichwort Landwirtschaftskammer - ihre Kreisstelle ist auf dem Gelände von Haus Riswick in Kleve-Kellen untergebracht. Wie wichtig und wie zukunftssicher ist diese Einrichtung?

Peters Das Versuchs- und Bildungszentrum liegt mir sehr am Herzen. Vor den Toren der Schwanenstadt arbeiten insgesamt 110 Menschen. Es ist bedeutsam, dass es dort die Ökoschule mit angeschlossenem Versuchsbetrieb gibt. Und die wissenschaftlichen Versuche zur Praxisnähe der Milchviehhaltung finden weithin Beachtung. Ich denke, dass die Einrichtung unverzichtbar ist und sich sehr gut etabliert hat.

Aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, bei der jetzt anstehenden Wahl nicht mehr als Kreislandwirt zu kandidieren?

Peters Ich finde, mit 66 Jahren darf man es auch mal etwas ruhiger angehen lassen. Irgendwann müssen auch mal die Jüngeren ran. Ich habe viele Nachfragen von Berufskollegen bekommen von Leuten, die meinen, als Rentner hätte ich doch Zeit genug. Doch ein Rentner bin ich ja gar nicht. Ich bewirtschafte Ackerbau und Grünland in Eigenregie und bin außerdem Mitgesellschafter eines großen Milchviehbetriebes.

Und dann sind Sie ja auch noch Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve . . .

Peters Und das schon seit fast 19 Jahren. Dieses Amt werde ich auch noch eine halbe Legislaturperiode, also bis 2020, ausüben. Als Kreisbauernschaft sind wir Ansprechpartner für 1300 Landwirte und ihre Familien in der Region.

In Ihrer Eigenschaft als Vorsitzender der Kreisbauernschaft haben Sie oft eine härtere Tonart angeschlagen als als Kreislandwirt. Woran liegt das?

Peters Auch wenn es in vielen Dingen Vorteile hat, beide Ämter in Personalunion auszuüben, muss man da schon genau trennen. Als Kreislandwirt übernehme ich für die Kammer hauptsächlich koordinierende und repräsentative Funktion, da die Kammer auch hoheitliche Aufgaben wahrnimmt. Als Vorsitzender der Kreisbauernschaft hat man viel mehr politischen Einfluss. Da gehört es dann auch dazu, dass man harte Auseinandersetzungen führt, etwa mit der Politik und den Umweltschutzverbänden.

Sie gelten eher als Verfechter der konventionellen Landwirtschaft. Gleichzeitig fordern immer mehr Menschen eine Umstellung auf Biolandwirtschaft. Was sagen Sie ihnen?

Peters Als Vorsitzender der Kreisbauernschaft sage ich, dass die biologische Landwirtschaft sicherlich ihre Berechtigung hat. Aber wenn wir die flächendeckende Umstellung auf Biolandwirtschaft umsetzen würden, hätten wir bald eine Landwirtschaft nur für die wohlhabenden Großstadt-Eliten. Wir hier in Nordeuropa mit unseren Gunststandorten tragen auch eine Mitverantwortung für die Ernährungssicherung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung. Das ist mit der Verpflichtung verbunden, die hier vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Das Zurückziehen auf eine Inselmentalität nach dem Motto ,Wir wirtschaften biologisch - und der Rest der Welt ist uns gleichgültig' ist schlichtweg ein Vergehen an der Solidarität mit den mehr als 800 Millionen hungernden Menschen auf der Erde.

Aber selbst auf Haus Riswick ist der Ökolandbau ein großes Thema . . .

Peters Das ist auch gut so. Überhaupt nehmen wir in der Landwirtschaft berechtigte und auf Fakten begründete Kritik wie auch Vorschläge für mögliche Lösungswege ernst. Wir sind bereit, Veränderungen vorzunehmen, wo sie nötig sind. Nicht ohne Grund beteiligen sich die Bauern an einem großen Forschungsprojekt zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Unabhängig davon möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass es die Bauern sind, die über Generationen diese bäuerliche Kulturlandschaft geschaffen haben.

DIE FRAGEN STELLTE MARC CATTELAENS

(RP)
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