Rees Jagdszenen am Reeser Flüchtlingsheim

Rees · Rund um die Zentrale Unterbringungseinrichtung in Rees hat es Freitag und Samstag drei Polizeieinsätze gegeben, nachdem dort Flüchtlinge aneinander geraten waren. Zwei Bewohner und ein Security-Mann wurden leicht verletzt.

Die Anwohner rund um den Groiner Kirchweg dürften in der Nacht von Freitag auf Samstag das ein oder andere Mal senkrecht in ihren Betten gestanden haben. Gleich mehrere Polizeieinsätze rund um die Zentrale Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge (ZUE) sorgten in Rees für unruhige Stunden. Dabei hat es auch drei Leichtverletzte gegeben.

Was genau geschah, ist nicht völlig klar. Offenbar hatte es schon in der letzten Woche mehrmals lautstarke Streitigkeiten gegeben, die dann eskalierten. Fest steht, dass es in der Nacht zu Samstag sowie am Samstagnachmittag heftige Auseinandersetzungen zwischen einer größeren Anzahl von Flüchtlingen gab, die sich nicht nur auf dem ZUE-Gelände abspielten, sondern auch in Gärten der Anwohner und vor Garageneinfahrten.

Dabei müssen sich regelrechte Jagdszenen abgespielt haben, bei denen Flüchtlinge von anderen verfolgt wurden. Das Heim war in Aufruhr. "Es war eine Szene wie bei randalierenden Hooligans oder einem Bandenkrieg", so eine Nachbarin. Augenzeugen zufolge waren einige Männer mit Steinen und Ästen bewaffnet. Es wäre auch mehrfach laut gerufen worden, dass ein Mann mit Rasierklingen verletzt worden sei.

Davon ist der Polizei allerdings nichts bekannt. Sie war am Freitagabend gegen 22.30 Uhr das erste Mal an den Groiner Kirchweg gerufen worden, nachdem zwei Marokkaner, 17 und 18 Jahre alt, bei einem Streit einem Syrer (18) und einem Iraker (28) mit der Faust ins Gesicht geschlagen und sie dabei leicht verletzt hatten.

Beim Eintreffen der Polizei waren die beiden Schläger geflüchtet. Gegen 1.55 Uhr kehrten sie jedoch zurück und warfen einen Blumenkübel nach einem Security-Mann (29), den sie dabei ebenfalls leicht verletzten. Diesmal konnte die Polizei die beiden Übeltäter jedoch schnappen und über Nacht in Gewahrsam nehmen. Um 9 Uhr durfte das Duo in die Einrichtung zurückkehren und brach offenbar erneuten Streit vom Zaun. Gegen 13 Uhr stand der nächste Polizeieinsatz an. Dabei wurde entschieden, dass die zwei Marokkaner die Einrichtung verlassen müssen. Sie wurden getrennt auf andere Flüchtlingsunterkünfte in Nordrhein-Westfalen verteilt. Ein Verfahren wegen Körperverletzung läuft. In einem Schreiben an die Anwohner entschuldigte sich die Leiterin der Einrichtung, Saskia Klose von den Maltesern, für die Vorfälle. Es hätten sich einige junge Männer zusammengetan, die andere Bewohner beleidigt, bedroht und angegriffen hätten - ein gezielt negatives Verhalten, hinter dem scheinbar nur der Wunsch gesteckt habe, Unruhe zu stiften. Saskia Klose, die gestern für eine Stellungnahme krankheitsbedingt nicht erreichbar war, geht davon aus, dass nun Ruhe einkehre und keine weiteren Zwischenfälle mehr zu erwarten seien.

Die Nachbarschaft, die sich an einem runden Tisch regelmäßig mit Vertretern der ZUE zum Austausch trifft, will dennoch auf jeden Fall in dieser Woche ein außerordentliches Treffen vereinbaren, um die momentane Lage an der Einrichtung zu erörtern.

Derzeit leben rund 120 Flüchtlinge in der ZUE, die eigentlich nur dafür gedacht ist, um gerade eingereiste Asylbewerber nach einer kurzen Aufenthaltsdauer von wenigen Tagen bis zu einer Zeit von etwa drei Wochen auf andere Einrichtungen zu verteilen. Aufgrund der veränderten Flüchtlingsströme bleiben die Neuankömmlinge derzeit jedoch deutlich länger in Rees, wie Andreas Mai, Beigeordneter der Stadt, berichtet. Er will nun Gespräche mit der Bezirksregierung führen, um die Fluktuation wieder zu erhöhen. "Das würde die Lage dort generell auch wieder entspannen", ist er sich sicher.

(RP)
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