Emmerich Immer weniger Kredite für den Hausbau

Emmerich · Die IG Bau warnt: Viele Menschen, die im Kreis Kleve ein Haus bauen oder eine Wohnung bauen wollen, bekommen kein Darlehen mehr. Schuld sei die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie der EU. Sparkasse Rhein-Maas bestätigt den Trend.

 Wer heute ein Haus bauen will, sollte über ein gutes Eigenkapital verfügen oder ein hohes Einkommen haben. Sonst könnte es schwierig werden, an einen Kredit zu kommen, so die IG Bau. Schuld daran sei die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie der Europäischen Union.

Wer heute ein Haus bauen will, sollte über ein gutes Eigenkapital verfügen oder ein hohes Einkommen haben. Sonst könnte es schwierig werden, an einen Kredit zu kommen, so die IG Bau. Schuld daran sei die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie der Europäischen Union.

Foto: dpa / Andrea Warnecke

Es werden zwar noch Wohnungen gebaut, aber die Zahl der Baugenehmigungen im Kreis Kleve geht zurück. 125 Millionen Euro wollen Bauherren und Investoren in den Neubau von Wohnungen im Kreis Kleve investieren. Das sind die veranschlagten Kosten für 562 Neubau-Wohnungen, für die es im ersten Halbjahr dieses Jahres eine Baugenehmigung im Kreis Kleve gab. Zum Vergleich: In der ersten Jahreshälfte 2015 bekamen immerhin 803 Wohnungen den "roten Punkt" vom Bauamt - und damit das grüne Licht für den Bau. Das teilt die IG Bau Duisburg-Niederrhein mit. Sie beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Die Bau-Gewerkschaft warnt: "Der Bau neuer Wohnungen hat einen empfindlichen Dämpfer bekommen. Denn der Kredithahn ist ziemlich zugedreht: Viele Menschen, die ein Haus bauen oder eine Wohnung kaufen wollen und deshalb zur Bank gehen, bekommen heute kein Darlehen mehr", sagt Friedhelm Bierkant von der IG Bau Duisburg-Niederrhein. Schuld daran sei die Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie der Europäischen Union, die die Bundesregierung "besonders hart in deutsches Recht umgesetzt" habe. Zwar soll sie nun doch noch überarbeitet werden. Die Richtlinie schreibt Kreditinstituten aber vor, bei der Vergabe von Darlehen primär auf das vorhandene Vermögen und auf die Höhe des Einkommens während der Rückzahlungsphase zu achten, so Bierkant. Anders als noch zu Beginn des Jahres dürfen Wohnimmobilien oder Grundstücke von Banken nicht mehr als Sicherheit akzeptiert werden. "Der Wert eines Hauses und das Bauland, auf dem es steht, oder eine Eigentumswohnung und deren mögliche Wertentwicklung - all das zählt quasi nicht mehr. Wer heute neu bauen oder umbauen will, sollte also viel auf der hohen Kante oder ein dickes Einkommen haben, das auch in Zukunft sicher ist", betont Bierkant.

Besonders hart trifft dies, so die IG Bau, junge Familien und ältere Menschen. "Viele von ihnen wären vor einem Jahr noch gerngesehene Kunden bei der Bank oder Sparkasse gewesen. Heute aber müssen die Kreditinstitute ihnen die Finanzierung oft verweigern", so Bierkant. Denn die Banken seien nun verpflichtet, nachzuweisen, dass ein Kunde seinen Kredit auch bis zum Lebensende tilgen könne. Die Sparkasse Rhein-Maas bestätigt, dass die Zahl der Wohnungsbaukredite zurückgegangen ist. "Es gibt aber keinen dramatischen Einbruch", betont Pressesprecher Ludger Braam. Auch andere Faktoren spielten eine Rolle. So gebe es immer weniger Bauland, außerdem eine "gewisse Marktsättigung".

"Richtig ist aber, dass es für uns schwieriger geworden ist, Wohnungsbaukredite an einen bestimmten Kundenkreis zu vergeben", betont der Sprecher. Zwar habe die Sparkasse immer schon darauf geachtet, dass Kunden den Kredit zu Lebzeiten noch abbezahlen können, doch müsse man nun noch genauer hinschauen. Gerade bei jungen Menschen, die über kein nennenswertes Eigenkapital verfügen, sei das auch wichtig, um eine Überschuldung zu vermeiden.

(RP)
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