Uhr an Commerzbank-Gebäude Ein Stück Immenhof in Rees? Vielleicht…

REES · Die Uhr an der Fassade der Reeser Commerzbank soll ein Original aus der Film-Trilogie der 50er-Jahre sein. Zum Filmstart der Neuauflage begab sich die RP auf Spurensuche.

 Die vermeintliche Uhr aus den Immenhof-Filmen wurde schwarz gestrichen und bekam goldene Zeiger. Seit den 90er-Jahren hängt sie an der Commerzbank Rees.

Die vermeintliche Uhr aus den Immenhof-Filmen wurde schwarz gestrichen und bekam goldene Zeiger. Seit den 90er-Jahren hängt sie an der Commerzbank Rees.

Foto: Michael Scholten/Michael scholten

Am Donnerstag startet in den deutschen Kinos der Film „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“. Der Titel verrät: Es handelt sich um die Neuauflage eines echten Klassikers des Pferdekinos. Basierend auf dem Jugendroman „Dick und Dalli und die Ponies“ feierte im Jahr 1955 der Film „Die Mädels vom Immenhof“ Premiere und lief so erfolgreich, dass 1956 und 1957 zwei Fortsetzungen folgten. Die Szenen auf dem fiktiven Gestüt, das drei Schwestern vor der Schließung retten müssen, wurden auf dem Gut Rothensande bei Malente in Schleswig-Holstein gedreht.

Mit dem Niederrhein hat die „Immenhof“-Trilogie auf den ersten Blick wenig zu tun. Wäre da nicht die Vermutung, dass die große Uhr an der Außenwand der Reeser Commerzbank ein Original aus den alten „Immenhof“-Filmen sei. So berichtete etwa die Rheinische Post am 30. November 1996 unter dem Titel „Ein kleines Stück Immenhof in Rees“ folgendes: „Mit dem Umbau des Geschäftshauses von Blumen Kempkes, in das die Commerzbank einzog, fand jetzt die große Kirchenuhr aus den Immenhof-Filmen eine neue Heimat am Niederrhein.“ Und weiter: „Das alte Ziffernblatt gelangte über viele Hände in den Besitz von Peter Landers, der die Zahlen, Zeiger und Striche vergolden und an dem Haus in der Dellstraße anbringen ließ.“

Zwei Jahrzehnte später bestätigt Landers auf Nachfrage der RP, dass ihm in den 90er-Jahren die Uhr mit dem Hinweis auf deren „Immenhof“-Vergangenheit verkauft wurde. Das ursprünglich weiße Ziffernblatt habe er schwarz streichen lassen, damit es sich von der weißen Wand abhebt, die ursprünglich schwarzen Ziffern wurden vergoldet, damit sie auf dem nunmehr dunklen Untergrund besser lesbar sind.

Die RP schickte eine Anfrage an das „Immenhof-Museum“ in Malente: Weiß Kinofan und Museumsleiter Mario Würz, wie die filmbekannte Kirchenuhr aus Malente nach Rees gelangen konnte? Die Antwort fällt nüchtern aus: „Die einzige Uhr, die man in ,Hochzeit auf Immenhof’ sieht, ist die Kirchenuhr, die es auch heute noch in Malente gibt.“ Um die Reeser Ehre zu verteidigen, soll Google helfen. Aufgerufene Fotos der evangelischen Maria-Magdalenen-Kirche in Malente zeigen: Die Uhr am Kirchenturm und die Uhr an der Reeser Commerzbank sehen sich verblüffend ähnlich, sogar die römischen Ziffern scheinen identisch zu sein.

Also fragte die RP erneut in Malente, diesmal bei der Kirchengemeinde und beim Heimat- und Verschönerungsverein nach. Egbert Rüdiger Lamb vom Kirchenvorstand antwortete: „Von einem Tausch der Kirchturmuhr ist mir nichts bekannt.“ Er wolle aber die Pastorin fragen. Eine Woche später trifft folgendes Schreiben ein: „Heute hatte ich Gelegenheit, mit unserer Pastorin zu sprechen, die seit 1988 im Amt ist. Tatsache ist, dass die Kirchturmuhr in den 90er-Jahren ergänzt wurde und ein drittes Zifferblatt bekam. Ob bei der Gelegenheit eventuell ein altes Blatt von der Firma ausgetauscht wurde, ist leider nicht bekannt. An einen










Auftrag dazu kann sich die Pastorin nicht erinnern. Es könnte allenfalls sein, dass die neue, dritte Uhr nicht mit den altern Zifferblättern übereinstimmte und deshalb alle erneuert wurden. Rechnungsunterlagen aus der Zeit sind nicht mehr vorhanden.“ Lamb stellt eine zweite Theorie auf, um sie gleich selbst zu widerlegen: „Wir haben auch recherchiert, ob die Uhr eventuell aus dem Torhaus auf dem Gut Immenhof stammt. Die dortige Uhr wurde im Rahmen der Renovierung ausgebaut und liegt zerlegt, aber komplett in einem Lager, inklusive der Zifferblätter. Mehr lässt sich von Malente aus dazu nicht sagen.“

Und nun? Die Spurensuche geht weiter. Vielleicht finden sich ja unverhofft doch noch Beweise dafür, dass mit der Commerzbank-Uhr ein Stück deutscher Filmgeschichte in Rees tickt. Der neue Kinofilm „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ wird dabei keine Hilfe sein. Die Neuauflage wurde nicht an Malente gedreht, sondern in Bayern, Sachsen-Anhalt, im Saarland und in Belgien.

(Michael Scholten )
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