Kultur Im Museum rappelt’s im Karton

Emmerich · Ab Sonntag zeigt das Rheinmuseum bis zum 11. August faszinierende Beispiele aus der Welt des Kartonmodellbaus.

 Herbert Kleipaß mit einem Schiff der spanischen Armada, das aus Pappe gefertigt wurde.

Herbert Kleipaß mit einem Schiff der spanischen Armada, das aus Pappe gefertigt wurde.

Foto: Markus Balser

„Alles Pappe?!“ heißt es ab dem morgigen Sonntag im Rheinmuseum, und was die gut zehn Kartonmodellbauer aus dem Raum Duisburg für ihre Ausstellung nach Emmerich gebracht haben, kann sich wirklich sehen lassen. Dass die hier gezeigten Schiffe, Lokomotiven, Autos, Landschaften, Tiere, Menschen und Gebäude tatsächlich nur aus Pappe sind — es ist wirklich kaum zu glauben.

Bereits vor drei Jahren hatten Marion und Hans-Werner Kimpel zusammen mit Axel Huppers und dem Arbeitskreis Geschichte des Kartonmodellbaus (AGK) zahlreiche Arbeiten im Rheinmuseum präsentiert. Jetzt zeigen sie eine Ausstellung in aufgefrischter Form mit rund 300 Exponaten.

 So sieht die Einladung zur Ausstellung aus. Wer will, kann sich daraus einen Binnenschlepper basteln.

So sieht die Einladung zur Ausstellung aus. Wer will, kann sich daraus einen Binnenschlepper basteln.

Foto: balser

Faszinierend, wie filigran die Kartonmodellbauer gearbeitet haben. Die Dioramen, die beispielsweise holländische Walfänger um 1790, die Kaiserschleuse in Bremerhaven oder den bekannten Schiffsbahnhof Haydarpasa in Istanbul zeigen, sind teilweise in einem Maßstab von 1:2500, also noch deutlich kleiner als die kleine Spur N, die man von der Modelleisenbahn her kennt. Deren Maßstab lautet 1:160. Und dennoch haben es die Kartonmodellbauer fertig gebracht, bis ins kleinste Detail genau zu arbeiten. Aber auch die größeren Modelle, wie zum Beispiel ein Kriegsschiff der spanischen Armada, sind sehenswert. Hier lässt sich auch ohne Lupe erahnen, wie viel Arbeit in den Modellen steckt.

Auch Museumsleiter Herbert Kleipaß bewundert die Kartonmodellbauer: „Um solche kleinen Kunstwerke basteln zu können, brauche ich überhaupt erst einmal jemanden, der mir eine Vorlage detail- und maßstabsgetreu zu Papier bringt“, weiß er. Vom anschließenden Prozess des Zusammenbaus (ausschneiden, falten, kleben) mal ganz abgesehen.

Und wie dieser Arbeitsschritt funktioniert, kann man anhand der Einladungskarte und der Flyer des Rheinmuseums für die Ausstellung erkennen. Sie sind nämlich auch Modellbaubögen für einen Binnenschlepper im Maßstab 1:250. Eintritt zahlende Besucher erhalten darüber hinaus kostenlos einen Modellbaubogen des Baggerschiffs „Bisam.“ Wer möchte, kann also auch selbst zur Schere greifen und ich einen Hingucker im Miniformat bauen.

Die Geschichte des Kartonmodellbaus reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Obwohl ihm durch den Siegeszug des Plastik schon oft sein Ende vorhergesagt wurde, gibt es den Modellbau mit Pappe immer noch. Und auch Dank digitaler Technik wird er seit Jahren interessanter denn je. „Die Kartonmodellbauer sind eine ganz eingeschworene Gemeinschaft“, weiß Herbert Kleipaß, der die Gruppe darauf ansprechen will, ob sie sich nicht auch einmal der Emmericher Rheinbrücke widmen möchte. Ein anderes Wahrzeichen der Rheinschiene — den Kölner Dom — gibt es ja schon als Pappmodell.

Die Ausstellung wird am Sonntag um 11 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 11. August.

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