Emmerich "Ich tat es für meine kranke Tochter"

Emmerich · Eine 45 Jahre alte Frau aus der Dominikanischen Republik wurde am Montag zu drei Jahren Haft wegen Drogenschmuggels verurteilt. Sie hatte fast ein Kilo Kokain geschluckt und war vom Zoll erwischt worden.

 Vor dem Landgericht Kleve wurde gestern der Fall der Frau verhandelt. Sie hatte die Drogen über die Grenze gebracht.

Vor dem Landgericht Kleve wurde gestern der Fall der Frau verhandelt. Sie hatte die Drogen über die Grenze gebracht.

Foto: end

Mit gesenktem Kopf und sehr tränenreich nahm eine 45-jährige Dominikanerin das Urteil vor der ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Kleve auf: Sie wurde wegen der Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und wegen Beihilfe zum Handeltreiben damit zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Am 30. September des vergangenen Jahres schmuggelte die Frau 971 Gramm Kokain über den Grenzübergang Emmerich. Sie fiel im Intercity, der aus Amsterdam kam, den Zollbeamten auf, die im Zug grenzpolizeiliche Kontrollen durchführten.

In Köln wurde die Angeklagte dann untersucht, im Krankenhaus ließen die Beamten die Frau röntgen. Sie hatte sogenannte Bodypacks mit Kokain im Magen.

Weinend erzählte die Angeklagte, die nur spanisch spricht und deshalb eine Dolmetscherin benötigte, vor Gericht ihren Lebenslauf. Sie wuchs mit neun Geschwistern in der Dominikanischen Republik auf. Als sie 16 Jahre alt war zog sie zu ihrem Freund und bekam drei Kinder. Nach fünf Jahren trennten sich die beiden. Ihre älteste Tochter blieb in Santo Domingo, der Sohn starb vor fünf Jahren, die jüngste Tochter heiratete einen Italiener.

Vor etwa einem Jahr zog die Angeklagte nach Italien und half im Haushalt der Schwiegereltern ihrer Tochter. Da die älteste Tochter schwer erkrankte, fühlte sie sich für deren drei Kinder und für die zwei verwaisten Kinder ihres Sohnes verantwortlich und brauchte dringend Geld, um sie zu unterstützen.

Arbeit habe sie trotz intensiver Suche nicht gefunden. "Dann sagte mir eine Freundin aus den Niederlanden, dass ich dort vielleicht Arbeit finde", erzählte sie und fuhr nach Amsterdam.

Auch dort war es nicht einfach, einen Job zu bekommen. Sie wurde dann von einem Mann angesprochen, dass sie für einen Drogentransport 3500 Euro bekommen würde. Sie sagte zu, schluckte 100 Bodypacks. "Das dauerte die ganze Nacht", sagte sie. "Aber ich habe nur an meine kranke Tochter gedacht." Sie sollte in Frankfurt eine Fahrkarte nach Zürich kaufen, dort würde sie abgeholt werden. Als Spesengeld und für die Fahrkarte bekam sie 325 Euro mit. Sie wurde erwischt und kam nach dem Krankenhausaufenthalt, wo sie die Bodypacks ausschied, in Untersuchungshaft in der Haftanstalt Dinslaken.

"Es tut mir leid, ich hatte keine andere Wahl, weil meine Tochter krank ist. Bitte geben Sie mir eine Chance", sagte die Angeklagte in ihrem letzten Wort. Sie war voll geständig, das wertete die Staatsanwältin positiv. "Sie waren in einer schwierigen Situation. Aber Sie haben nicht daran gedacht, dass sie mit dem Kokain auch die Gesundheit anderer Menschen gefährden", hielt die Staatsanwältin der Angeklagten abschließend vor.

(moha)
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