Emmerich Horrornacht am Hafen

Emmerich · Nach dem zweiten Anschlag des Feuerteufels herrscht Fassungslosigkeit in Emmerich. Schließlich schliefen in den angezündeten Wohnmobilen Menschen. Augenzeugin Marielle van de Zand erlebte alles mit.

Immer wieder schüttelt Marielle van de Zand den Kopf. "Jeder Mensch weiß doch, dass hier auf dem Platz Menschen in den Wohnmobilen liegen und schlafen." Weiter kommt die Betreiberin des Hüthumer Yachthafens bei der Erinnerung an die schlimmen Szenen in der Nacht zu Sonntag nicht. Weil sie weiß, was alles hätte passieren können. Dass Menschen hätten sterben können.

Wie gefährlich die Situation vor allem für ein deutsches Rentnerpaar aus dem Harz war, schilderte van de Zand Montag der RP. "Der Mann litt unter Atemaussetzern im Schlaf, einer sogenannten Apnoe. Deshalb trug er eine Sauerstoff-Maske, die ihn vor dem Qualm gerettet hat. Sein Hörgerät war auch ausgeschaltet." Zum Glück sei seine Frau wach geworden und habe ihn geweckt. "Von selbst wäre er wohl nie aufgewacht", vermutet die Platzbetreiberin.

Bekanntlich hatten ein oder mehrere Feuerteufel in der Nacht auf Sonntag zum zweiten Mal mehrere Autos angesteckt. Bereits in der Nacht auf Freitag hatten sie an der Promenade Autos angezündet und/oder beschädigt. Bei der zweiten Serie waren drei Wohnmobile und drei Pkw betroffen. Insgesamt wurden 12 Wagen in Mitleidenschaft gezogen. Der Homecamper der deutschen Rentner brannte komplett aus.

Van de Zand selbst ist durch einen Zufall in der Nacht zu Sonntag wach geworden. "Ich sah ein kleines Feuer, habe gedacht: ,Wer grillt denn da?'", erinnert sie sich. Gemeinsam mit Partner Harry Goris stürmte sie ins Freie — und alarmierte sofort die Feuerwehr. "Die Einsatzwagen, auch von der Polizei, waren schnell da", so van de Zand weiter. Das Wohnmobil der deutschen Rentner war nicht mehr zu retten. Ein niederländisches Paar kam mit einer stark angekokelten Tür davon. An einem dritten Wohnmobil habe etwas geglimmt, was ihrer Meinung nach ein Grillanzünder gewesen sein könnte. Er sei schnell gelöscht worden.

Behelfsmäßig mit Kleidung eines Mitarbeiters ausgestattet seien beide Paare dann ins "Hotel Stadt Emmerich" gebracht worden. Vor allem das deutsche Paar hatte nur noch diese Kleidung am Leib. Alles andere war verbrannt. Sonntag reisten die vier Betroffenen ab. Die Deutschen wurden von Harry Goris zum Weezer Flughafen gefahren, die Niederländer von ihren Kindern abgeholt. "Alle machten einen unheimlich niedergeschlagenen Eindruck", so Hotel-Betreiber Kreso Skarica zur RP.

Die Polizei hat gestern eine Ermittlungskommission eingesetzt. "Wir werden intensiv fahnden", versprach Sprecher Heinz van Baal. Auch personell wird aufgerüstet. Die Polizei hofft vor allem auf Zeugen (0 28 22 - 78 30). Van Baal: "Jedes Detail kann so wichtig sein!" Über das weitere Vorgehen wurden keine Angaben gemacht.

(RP)
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