Gutes tun für 20 Euro im Jahr So hilft ein Pfarrer in Rees den unterdrückten Christen in Biafra

REES · Mit dem Verein „Ezindu“ hat der Reeser Pfarrer Augustine Ben Onwubiko schon viel Positives in seiner Heimat Biafra bewegt. So funktioniert die Hilfe für die unterdrückten Christen.

Pfarrer Augustine Ben Onwubiko.

Pfarrer Augustine Ben Onwubiko.

Foto: Markus Balser

Im Mai 2021 gründete Pfarrer Augustine Ben Onwubiko den Verein „Ezindu – Erlöstes Leben“, um die Not in seiner Heimat Biafra ein wenig lindern zu können. Seit in dem südlichen Teil Nigerias von 1967 bis 1970 ein Bürgerkrieg wütete, leben viele Menschen in dieser christlich geprägten Region weiterhin in großer Armut, und die islamische Regierung in der Hauptstadt Abuja tut alles dafür, dass die nach Unabhängigkeit strebende Bevölkerung Biafras keine Zukunftsperspektive hat.

20 Euro kostet die Jahresmitgliedschaft im eingetragenen Verein „Ezindu“, und entsprechend bescheiden waren die Ziele, die sich Pfarrer Onwubiko und sein kleiner Kreis an Unterstützern anfangs gesetzt haben: Das Schulgeld für Jungen und Mädchen im Bistum Ahiara soll übernommen werden, Jugendliche sollen an weiterführenden Schulen oder gar Universitäten des Landes lernen können, für Witwen und Alleinstehende soll durch kleines Gewerbe eine Lebensgrundlage geschaffen werden, zudem sollen Kranke und Senioren Medikamente und Lebensmittel erhalten.

Umso überraschter war der Geistliche, als er im Dezember 2021 einen Anruf aus Kleve erhielt. „Ein älterer Herr, der ungenannt bleiben möchte, hatte den Bericht in der Rheinischen Post gelesen und bot an, eine Solaranlage für das Krankenhaus in meinem Heimatdorf zu finanzieren“, sagt Pfarrer Onwubiko. 90.000 Euro kostete das Projekt, und der Reeser Pfarrer flog im August nach Biafra, um das Ergebnis persönlich in Augenschein zu nehmen: „Endlich können Operationen und Entbindungen bei Licht durchgeführt werden, auch der Inkubator, der lange Zeit wegen Strommangels nicht genutzt werden konnte, ist jetzt einsatzbereit.“ Pfarrer Onwubiko erzählt von einem Baby, das im August zur Welt kam und nur überlebte, weil der „Brutkasten“ endlich einsatzbereit war: „Viele andere Babys sind zuvor gestorben, aber jetzt haben die Frühchen endlich eine Chance, um zu überleben.“

Die große Einzelspende aus Kleve und ihre positiven Folgen wertet Pfarrer Onwubiko als Beweis dafür, „dass Gott lebt und unter uns ist“. Zugleich nährt sie seine Hoffnung, dass ein weiterer Herzenswunsch realisiert werden kann: „Weil Bildung der Schlüssel zu einem besseren Leben ist, träume ich von einer eigenen Schule in meinem Heimatdorf.“ Anders als in Deutschland könne man in Biafra eine Schule mit relativ wenig Geld bauen und betreiben. „Wir sind gewohnt, uns selbst zu helfen und mit wenigen Mitteln viel zu erreichen“, sagt Pfarrer Onwubiko, der vor 54 Jahren, mitten im Bürgerkrieg, geboren wurde. „In der Schule habe ich gelernt, bei 35 bis 40 Grad Celsius mit Durst und Hunger auszukommen. Wir hatten kein sauberes Trinkwasser, in der Pause gingen wir in den Busch, um Früchte zu finden, damit wir etwas im Bauch hatten.“

Auch in Deutschland kursierte damals der Begriff vom „Biafra-Kind“ als Synonym für die Unterernährung einer ganzen Generation in der dritten Welt. Die humanitäre Katastrophe in Biafra war sogar der Anlass für die Gründung der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“.

Pfarrer Augustine Ben Onwubiko ist ein Musterbeispiel dafür, dass ein „Biafra-Kind“ seinem vermeintlich vorbestimmten Schicksal entkommen konnte, wenn es sich Ziele setzt und Hilfe bekommt. Nach der Schulzeit und Ausbildung wurde er 1994 in Nigeria zum Priester geweiht und mit 33 Jahren zum Dompfarrer ernannt. Der Bischof entsandte ihn für weitere Studien nach Europa. Über Münster, München, Bergisch-Gladbach und Brühl gelangte er vor zwei Jahren nach Rees. Neben Theologie und Philosophie studierte er auch Sozialarbeit.

Das Geld, das er in Deutschland verdienen konnte, hat er immer mit den Menschen in seiner Heimat geteilt. Doch um Größeres zu bewegen, ist er auf die Mithilfe anderer Menschen angewiesen. In Rees liegen daher Faltblätter des Vereins „Ezindu“ aus. „Wer dem Verein nicht beitreten möchte, kann uns auch durch eine kleine Spende unterstützen“, sagt Pfarrer Onwubiko, der Biafra ins Bewusstsein der Menschen zurückrufen möchte, nachdem die Region und ihre Menschen längst aus den Schlagzeilen verschwunden sind.

Daher hofft er auch, dass Papst Franziskus Nigeria oder Biafra besuchen wird und so auf die Unterdrückung der christlichen Minderheit aufmerksam macht. „Papst Johannes Paul II. war 1982 und 1998 in Nigeria“, sagt Pfarrer Onwubiko. Beim ersten Mal verfolgte er den Besuch des Heiligen Vaters vor dem Fernseher, beim zweiten Mal begegnete er ihm: „Wenn man dieser großen Persönlichkeit die Hand gegeben und in die Augen geschaut hat, vergisst man diesen Moment sein Leben lang nicht mehr“, zeigt sich Pfarrer Augustine Ben Onwubiko noch heute beeindruckt.  

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