Rees Hiebe, Schüsse, Explosionen

Rees · Zusammen mit dem Berliner Filmautor Wolf Jahnke hat Michael Scholten jetzt ein Buch über Actionfilme und -Serien geschrieben. Der aus Rees stammende Journalist, der mittlerweile in Kambodscha lebt, stellt es auf der Buchmesse in Frankfurt vor.

Dass Actionfilme die Gewalt von Kindern schüren, weiß Michael Scholten aus eigener Erfahrung. Allerdings wurde er als Sechsjähriger nicht etwa gewalttätig, weil er 1978 die Bud-Spencer-Prügelkomödie "Sie nannten ihn Mücke" gesehen hatte, sondern vielmehr, weil seine Eltern ihm das Anschauen des Films ins Reeser Kino "Reli" verboten hatten. "Ich war so wütend, dass ich als direkte Reaktion einen Stuhl durch mein Kinderzimmer warf, was zu einer ganz üblen Macke in der Holztür führte", gesteht der heute 40-jährige Reeser.

Mit wenigen Jahren Verspätung sah er den Streifen dann doch noch auf Video, es folgten viele weitere Actionfilme im Kino, im Fernsehen, auf VHS-Kassette und schließlich auf DVD. Von diesem Fachwissen profitiert er seit 1997 als Journalist mit den Schwerpunkten Film und Fernsehen in Hamburg und Berlin. Jetzt hat er sein Wissen zusammen mit dem Berliner Filmautoren Wolf Jahnke als Buch veröffentlicht: "Die 199 besten Actionfilme & -Serien" ist im Schüren Verlag erschienen und wird auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vorgestellt.

Die beiden Autoren, die zwei Jahre in einer Berliner Wohngemeinschaft lebten, stellen auf 288 Seiten US-Klassiker wie "Stirb langsam", "Terminator" und "Mission: Impossible" vor, aber auch relativ unbekannte Actionfilme aus Asien und Europa.

Zudem enthält das Buch Interviews mit Branchenkennern wie Produzent Hermann Joha ("Alarm für Cobra 11") und Regisseur Dominik Graf ("Die Katze", "Die Sieger"), markante Filmzitate, Hitlisten der besten Explosionen, Schießereien und Schlägereien, eine bissige Liste der schlechtesten Actionfilme sowie einen Nachruf auf 36 Stuntleute und Schauspieler, die bei Actionszenen ihr Leben ließen.

"Actionfilme sind wie Achterbahnfahrten", sagt Michael Scholten. "Im Idealfall reißen sie den Zuschauer mit, geben ihm einen Adrenalinkick und lassen ihn Teil des Geschehens auf der Leinwand werden." Ferner werde bei dem Genre stets deutlich, warum die Filme so teuer sind: "Wenn Häuserreihen explodieren und Autoflotten zerlegt werden, sieht man den Gegenwert der Produktionskosten auf der Leinwand und erahnt sie nicht nur auf dem Konto von Julia Roberts, die für einen öden Selbstfindungstrip wie ,Eat Pray Love' zehn Millionen Dollar einstreicht."

Seit März 2012 arbeiteten die Autoren zunächst gemeinsam in Scholtens Wahlheimat Kambodscha an dem Buch, später getrennt von Phnom Penh und Berlin aus. Im Marburger Schüren Verlag entstand im Juli aus allen Texten und mehr als 300 Fotos das endgültige Buch, das nun für 19,90 Euro im Handel und über Online-Dienste erhältlich ist.

Aktuell arbeitet der Reeser übrigens an einem weiteren Buch über "Unnützes Fernsehwissen" und parallel mit Jörg Teichgräber, dem in Schweden lebenden Puppenspieler und Sprecher der Kultfigur "Bernd das Brot", an einem Buch über die populärsten Puppen der Film- und Fernsehgeschichte. Beide Titel sollen zur nächsten Frankfurter Buchmesse 2013 erscheinen.

(RP/rl)
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