Himmel & Erde Helden des Alltags: Eine Geschichte, die Mut macht

Emmerich · Unter den vielen verstörenden Nachrichten und Meldungen, die uns jeden Tag erreichen, haben es die wahrhaft wichtigen Geschichten schwer, gehört und wahrgenommen zu werden. Wenn überhaupt, tauchen sie nur am Rande auf, schnell verdrängt von den sich überschlagenden Eilmeldungen neuer Katastrophen oder menschlicher Abgründe.

Himmel & Erde: Helden des Alltags: Eine Geschichte, die Mut macht
Foto: Malz Ekkehart

Dabei gibt es das doch auch heute noch. Aufrichtiges mitmenschliches Handeln in unserer Gesellschaft. Es vollzieht sich oft unbemerkt von den Blicken der Öffentlichkeit, die sich schon so sehr an die Flut der schrillen und reißerischen Bilder gewöhnt hat, dass die Sensibilität für das Leise, Unscheinbare und tatsächlich Anrührende immer mehr verloren geht. Heldinnen und Helden des Alltags leben mitten unter uns, an vielen Stellen.

Helden des Alltags sind für mich in diesen Tagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Berliner Maschinenbauunternehmens, die in einer beispiellosen Aktion einem ihrer Kollegen ihre eigenen Überstunden gespendet haben, damit dieser seinem schwerkranken Sohn beistehen kann.

Im Sommer des vergangenen Jahres brach der 19-Jährige bei einem Konzert mit einer lebensbedrohlichen Herzerkrankung zusammen und wird seitdem in einer Heidelberger Spezialklinik behandelt. Sein Vater, Außendienstmitarbeiter des Berliner Maschinenbauunternehmens, habe bei seinem Sohn bleiben wollen und deshalb in der Nähe der Klinik auf einem Campingplatz übernachtet. Als er Urlaub und Überstunden aufgebraucht hatte, bat er seinen Chef um Freistellung. Der aber hatte eine andere Idee: Er schickte eine Mail an alle 110 Mitarbeiter seines Unternehmens und fragte, ob sie ihre Überstunden dem Kollegen spenden würden.

"Ich wollte unbedingt vermeiden, dass die Familie sich auch noch finanzielle Sorgen machen muss, weil ein Einkommen wegbricht", so seine Begründung für die ungewöhnliche Aktion. Die Reaktionen waren überwältigend: 930 Stunden seien so zusammengekommen - bei einer 35-Stunden-Woche rund 133 freie Tage.

Zeit, die der Vater des Schwerkranken dringend gebrauchen konnte. Denn die Herzleistung seines Sohnes sei zu diesem Zeitpunkt auf gerade einmal fünf Prozent gesunken. Jeden Tage habe der Vater so am Bett seines Sohnes verbringen können und ihm beigestanden. Der Zustand des Sohnes habe sich seitdem stetig verbessert. Er wartet zwar auf ein Spenderherz, gehe aber mittlerweile wieder zur Schule - und sein Vater wieder zur Arbeit.

Von den gespendeten Überstunden sei sogar noch ein Teil übrig, die der Vater nehmen könne, sobald er wieder freie Zeit brauche. Es gibt sie also doch noch: Geschichten, die uns den Glauben zurück an die Menschheit geben.

Thomas

Brödenfeld

(RP)
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