Rees Heinz Becker hat die Stimme wieder

Rees · Mit seiner "Familie Heinz Becker" ist Gerd Dudenhöffer bundesweit bekannt geworden. Seit vielen Jahren ist er solo unterwegs und präsentiert die überaus überraschenden Einsichten seiner Kunstfigur. Am Samstag, 28. April, gastiert er ab 20 Uhr im Reeser Bürgerhaus. Vorher sprach er mit RP-Redakteur Sebastian Latzel.

Wo erreiche ich Sie gerade?

Dudenhöffer Bei mir zuhause, leider. Denn ich bin seit einigen Wochen gezwungen, meine Stimme zu schonen.

Warum?

Dudenhöffer Ich hatte eine Kehlkopfentzündung und hätte wohl eigentlich nicht mehr auftreten sollen. Aber dann habe ich einen Abend zu viel gemacht und da hat es knacks bei der Stimme gemacht.

Aber der Auftritt in Rees ist nicht gefährdet?

Dudenhöffer Nein, in dieser Woche setze ich die Tour fort. Die Ärzte haben ihr Einverständnis gegeben. Und nach den vielen Wochen zuhause, freue ich mich darauf, endlich wieder live aufzutreten.

Wenn Sie von Homburg an den Niederrhein kommen, ist das fast wie eine Reise in eine andere Welt. Welche Rolle spielt das bei dem Auftritt?

Dudenhöffer Eigentlich keine. Ich habe beim Publikum da weder ein Ost-West noch Süd- oder Nordgefälle erkennen können. Einen Abend läuft es gut, an einem anderen dann vielleicht nicht so. Woran das liegt, das wäre was für Psychologen. Ich habe nur festgestellt, dass sich die Besucher da immer schnell einig sind. Vielleicht gibt es da so eine Art Alphatier im Saal, das die Richtung für einen Abend vorgibt.

Dann müssten Sie doch vor jedem Auftritt sehr unsicher sein, was Sie erwartet?

Dudenhöffer Ich bin ja jetzt schon lange im Geschäft. Vor 30 Jahren war ich dann schon mal irritiert, wenn das Publikum nicht so reagiert hat, wie ich es beabsichtigt habe. Heute weiß ich: Ich bin das Zirkuspferd, das seine Runden auf der Bühne dreht und dafür seinen Zucker bekommt.

Das klingt jetzt recht kritisch.

Dudenhöffer Nein, so ist das nicht gemeint. Ich habe immer noch jeden Abend Spaß auf der Bühne. Gerade weil ich Kabarett machen kann und damit die Gelegenheit habe, die Leute mit Äußerungen zu erschrecken. Aber es ist ganz einfach so, dass ich nach so vielen Jahren auf der Bühne auch manche Dinge gelassener sehen kann.

Andere Kabarettisten gehen vorher noch bewusst durch die Stadt, um Lokalkolorit einfließen zu lassen.

Dudenhöffer So ein Typ bin ich nicht. Mein Programm ist wie ein Bühnenstück aufgebaut und hat eine feste Dramaturgie. Natürlich baue ich aktuelle Ereignisse ein, wie jetzt die Wahl in Frankreich. Aber das muss passen und darf das Gesamtkonzept nicht stören.

Früher war die Familie Heinz Becker Dauergast im TV, jetzt haben Sie sich etwas rar gemacht.

Dudenhöffer Ich habe mich von dem inflationären Medium Fernsehen verabschiedet. Die Unterhaltungs-Chefs heute sind eine ganz andere Riege. Ein Risiko geht da keiner mehr ein. Und ich habe auch gemerkt, dass es ein Trugschluss ist, zu glauben, die Leute kommen zu einem Auftritt, nur weil sie den Kabarettisten im Fernsehen gesehen haben.

Ihre früheren Mitstreiter bei Familie Heinz Becker Alice Hoffmann und Gregor Weber haben später im Tatort mitgespielt. Würde Sie so etwas auch reizen?

Dudenhöffer Da bin ich ganz ehrlich. Schauspieler habe ich nicht gelernt. Man muss wissen, was man kann und was nicht. Ich war auch gefragt worden, ob ich beim Musical "Kein Pardon" die Rolle des Showmasters übernehmen möchte. Da habe ich gleich gesagt: Tut Euch das nicht an. Spätestens bei den Proben hätte jeder gemerkt, dass ich nicht singen und tanzen kann. Der Auftritt in Loriots Film "Papa ante portas war eine andere Sache. Da hat mich Loriot direkt gefragt. Und bei ihm kannst du natürlich nicht "Nein" sagen.

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