Kommentar Handwerk: Das ist auch unsere Heimat

Emmerich · Diese Woche endet traurig. Zwei alt eingesessene Betriebe schließen. Metzger Evers am Hasenberg macht aus betriebswirtschaftlichen Gründen dicht und wechselt in ein Angestelltenverhältnis. Bäcker Korten schließt an der Kaßstraße. Er will sich den Stress nicht mehr antun, hat noch ein Geschäft in Holland.

Und die Kunden? Die beiden Handwerker hinterlassen traurige Kunden. Erstens sind beide Geschäfte in Emmerich Kult. Und zweitens bedeutet so eine Schließung auch immer ein Verlust von individueller Qualität.

Das deutsche Fleischerhandwerk war Ende des Jahres 2016 mit 21.329 stationären Verkaufsstellen am Markt präsent. Diese Zahl setzt sich zusammen aus 12.797 eigenständigen Meisterbetrieben und 8.532 weiteren Verkaufsstellen, die neben den Stammgeschäften als Filialen betrieben werden.

Das Verrückte dabei: Diese Kennzahlen beschreiben den seit Jahren anhaltenden Veränderungsprozess im Fleischerhandwerk. Nämlich: eine annähernd stabile Beschäftigungssituation und leicht steigende Branchenumsätze trotz einer sinkenden Anzahl an Verkaufsstellen sind.

Das heißt: Schließt eine Metzgerei oder ein Fleischer sein Geschäft, schauen sich die Kunden nach einem anderen Metzger um. Denn sie wollen die Qualität und Beratung, die es in einem Supermarkt nicht gibt.

In Emmerich allerdings wird es immer weniger mit den Metzgereien. Fehlt es an Perspektiven für den beruflichen Nachwuchs? So wie es das Bäckerhandwerk schon länger beklagt?

Oder ist es der Markt, der sich brutal gegen die Kleinen richtet? Jedes Brot, das im Supermarkt aus dem Backautomaten kommt, ist schließlich ein Angriff auf den Bäcker nebenan. Und das Fleischangebot in den Truhen der Discounter richtet sich auch gegen die Metzger vor Ort, die beim Preis nicht mithalten können. Die aber natürlich bessere Qualität liefern können. Und regionale Spezialitäten, die es nur bei ihnen gibt. Aber nur solange, wie es unsere Metzger noch gibt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort